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Ein verboterner Kuss

Titel: Ein verboterner Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gracie
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beleidigen!“
    Melly sah ihn entsetzt an. „Aber was ist mit Papa? Sie können ihn doch nicht einfach so im Stich lassen!“
    Der Arzt schnaubte leise. „Ich kann ohnehin nichts mehr für ihn tun. Er stirbt.“
    Erschrockene Stille.
    „Er stirbt?“, flüsterte Melly. Grace legte den Arm um sie. Der Arzt zeigte wieder auf Sir Johns Bauch. „Seine Leber ist stark angeschwollen. Ich vermute, es ist Leberkrebs. Entweder das oder die Schwindsucht. Wenn er anfängt Blut zu husten, wissen Sie, welche der beiden Krankheiten es ist. In jedem Fall kann hier niemand mehr etwa ausrichten.“
    „Aber wir können doch nicht einfach nichts tun“, begehrte Grace auf.
    Er zuckte die Achseln. „Geben Sie ihm Laudanum gegen die Schmerzen. In immer größerer Dosierung, wenn die Qualen schlimmer werden.“
    „Wenn man absolut gar nichts mehr tun kann, warum haben Sie ihn dann zur Ader gelassen?“, fragte Dominic.
    Der Arzt schien sich etwas unbehaglich zu fühlen.
    „Es hat Ihnen tatsächlich Spaß gemacht, nicht wahr?“, warf Grace ihm vor.
    „Ich gehe jetzt“, stammelte er.
    „Ja, das tun Sie“, bestätigte Dominic. „Sie verlassen Wolfestone.“
    Der Arzt warf ihm einen unsicheren Blick zu.
    „Nicht nur das Schloss, sondern auch das Dorf. Ich glaube,  Sie sind in Wirklichkeit gar kein Arzt. Ich werde hier keinen Mann dulden, dem es Spaß macht, meinen Leuten während einer Behandlung Unmengen Blut abzuzapfen.“
    Vielleicht war Grace die Einzige, der dieses Wort aufgefallen war. Meine Leute.
    Der Arzt riss erschrocken die Augen auf. „Das können Sie doch nicht machen!“
    Dominic fixierte ihn kalt und gelassen. „Ich bin Lord D’Acre, und ich wünsche keinen Blutsauger auf meinen Ländereien, der meine Leute misshandelt. Sie haben zwei Wochen Zeit.“
    „Wie können Sie es wagen ...“
    „Eine Woche. Wenn Sie dann immer noch hier sind, schicke ich meine Männer zu Ihnen, damit sie Sie und Ihre charmante Frau fortschaffen!“ Er verstummte, und der Arzt starrte ihn schockiert an. „Und wenn Sie jetzt nicht weg sind, bis ich bis drei gezählt habe, werde ich meinem überwältigenden Bedürfnis nachgeben, Sie eigenhändig die Treppe hinunterzuwerfen. Eins, zwei ...“
    Abdul tauchte hinter dem Arzt auf. „Überlassen Sie den Blutsauger bitte mir, Sir“, bat er gefährlich leise. „In meinem Land wissen wir, was man mit solchen Kreaturen zu tun hat.“ Er schenkte dem Arzt ein bösartiges Grinsen. „Es wird mir ein Vergnügen sein, Ihnen ...“
    Der Arzt kreischte vor Angst auf und verließ blitzartig das Zimmer.
    Abdul zwinkerte Grace zu. „Den wären wir los.“ Er drehte sich zu Melly um. „So, wer soll sich nun um Ihren Vater kümmern, Miss Pettifer?“, erkundigte er sich teilnahmsvoll. „Würden Sie irgendjemanden bevorzugen?“
    Mellys ratlose Miene verriet, dass sie sich darüber noch gar keine Gedanken gemacht hatte.
    Von der Tür her meldete sich zaghaft eines der Tickel-Mädchen zu Wort. „Granny Wigmore ist die beste Heilerin hier in der Gegend.“
    Abdul nickte, ohne sich zu dem Mädchen umzudrehen. „Danke, Tansy. Was meinen Sie, Miss Pettifer? Soll ich diese Granny Wigmore holen lassen?“
    Melly sah Grace fragend an.
    „Sie kann auch nicht schlimmer sein als dieser Arzt“, stellte Grace fest. „Außerdem weiß sie über Heilkräuter besser Bescheid als jeder andere, den ich kenne. Dazu kommt, dass ich sie mag, Melly. Ihre Anwesenheit hier wird sehr tröstlich sein.“
    Abdul verneigte sich. „Dann wird Tansy jetzt schnell wie der Wind diese Kräuter-Granny herbeiholen.“ Und das tat Tansy.
    Granny Wigmore warf einen Blick auf Sir John und brummte: „Die Schwindsucht hat er gesagt, nicht wahr? Oder doch Krebs? Nun, kann sein, kann aber auch nicht sein.“
    Sie hob Sir Johns Lid an und betrachtete sein Auge. „Für mich sieht er ziemlich leberkrank aus. “ Sie sah auf die Schwellung an seinem Bauch und rümpfte die Nase. „Ich wette, das ist die Ursache für das Problem. Es könnte ein Blutgeschwür sein, vielleicht auch etwas Schlimmeres. Wir müssen jetzt einfach abwarten. Ich werde einen Breiumschlag auflegen, dann sehen wir, ob etwas dabei herauskommt.“
    „Was könnte denn herauskommen?“, fragte Melly nervös. Die alte Dame lächelte, wobei unzählige Fältchen auf ihrem Gesicht entstanden. „Was immer Ihren Papa plagt, junge Miss. Was immer ihn auch plagen mag, hoffe ich.“
    Sir John schlug die Augen auf. „Dann fangen Sie endlich an, Weib“, murmelte er

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