Ein verboterner Kuss
das für ein Ende genommen hat. Doch Melly weiß ebenfalls, dass er im Sterben liegt, Dom, das sieht man ihren Augen an. Sie fügt sich, um ihrem Vater Seelenfrieden zu schenken.“
Dominic warf ihm einen harten Blick zu, danach nahm er sein rastloses Umherwandern wieder auf. „Verdammt, sie kann doch unmöglich sich selbst und ihr zukünftiges Glück -und mich! - nur für den Seelenfrieden ihres Vaters opfern!“
„Sie ist eben von nobler Gesinnung.“
Dominic schnaubte verächtlich.
„Was sollen wir also machen?“
Dominic ging mit finsterer Miene vor ihm hin und her. „Um Himmels willen, ich habe ihm gesagt, das Mädchen würde gut versorgt werden - worüber kann er sich da noch beklagen?“ „Es ist ja gut und schön, von Absicherung zu sprechen, Dom. Aber Miss Pettifer wäre dennoch die Zielscheibe vieler höhnischer und gehässiger Bemerkungen.“
„Wie bitte?“ Dominic runzelte die Stirn.
„Man wird verbreiten, dass du nur einen Blick auf sie geworfen und sofort eine ordentliche Summe Geld gezahlt hast, nur um nicht die Ehe mit ihr vollziehen zu müssen.“
„Was für ein Unsinn! Ich meine, das Mädchen ist unscheinbar, aber so schlimm ...“
„Unscheinbar! Bist du denn blind? Wie kannst du eine so cremeweiße Haut, so große, dunkle Augen unscheinbar nennen? Und diese süße, bezaubernde Art wie ..." Frey verstummte.
Dominic betrachtete ihn und zog die Brauen hoch. „Ich verstehe“, meinte er gedehnt. „Du hast recht, sie ist nicht unscheinbar.“
„Nein“, brummte Frey, „das ist sie nicht. Und er versucht nur, für seine Tochter vorzusorgen. “
„Indem er sie zu einer lieblosen, kinderlosen Ehe verurteilt!“
Frey ballte die Fäuste und sah wieder in die Nacht hinaus. Für manche Probleme gab es einfach keine Lösungen. Oder eher - manchmal war Geld die einzige Lösung.
Lange Zeit schwiegen beide.
„Ich verstehe, warum du nicht glücklich über diese Heirat bist. Aber was sollen wir tun, Dom?“, fragte Frey nach einer
Weile. „Ihr Vater ist unnachgiebig. Ich muss am Sonntag zum ersten Mal das Aufgebot verkünden.“
„Dann habe ich bis dahin noch Zeit, um diese Sache abzuwenden“, gab Dominic seufzend zurück. „Und wenn mir das nicht gelingt, dann verkünde das Aufgebot. Und danach - zur Hölle mit uns allen! “ Wie nach einem makabren Trinkspruch leerten er und Frey ihre Gläser.
„Ich dachte, du wolltest mit deinem Vater sprechen“, sagte Grace in die Dunkelheit hinein.
„Das habe ich auch“, erwiderte Melly nach einer Weile. „Ich habe es versucht, Grace, wirklich.“ Grace hörte sie am anderen Ende des Zimmers seufzen. „Gerade eben erst habe ich wieder mit ihm geredet, aber er will mir einfach nicht zuhören.“ Sie schluchzte auf. „Es tut mir leid, Grace, es tut mir so leid.“ Gedämpftes Schluchzen erklang in der Dunkelheit.
Grace umarmte ihr Kopfkissen und biss sich auf die Unterlippe.
Das Aufgebot sollte am Sonntag verkündet werden. Am Sonntag würde alle Welt erfahren, das Melly Pettifer und Dominic Wolfe heiraten wollten.
Es stand nun allein in Mellys Macht, die Meinung ihres Vaters ändern. Aber sie war wie gelähmt vor Angst und schaffte es nicht einmal, es wenigstens zu versuchen. Melly konnte nicht über ihre Ängste hinausdenken.
Grace konnte es, doch das tröstete sie nicht im Geringsten. Sie lag im Bett, und die Gedanken überschlugen sich in ihrem Kopf. Die bösartigen Worte ihres Großvaters hallten in ihr wider. „ Du bist Schuld am Tod deiner Mutter. Und genau deshalb wirst du irgendwann allein und ungeliebt sterben ... “
Sie zog sich das Kissen über den Kopf, um die Stimme zu ersticken. Eigentlich spielte es keine Rolle. Sie war geliebt worden, wenn auch nur für einen flüchtigen Augenblick. Er hatte kein Wort darüber verloren, hatte ihr keine Liebeserklärung gemacht, aber sie hatte Lust und Leidenschaft in Dominics Armen gefunden.
Manche Menschen fanden so etwas ihr ganzes Leben lang nicht.
Sie hingegen schon. Was war schon dabei, wenn ihr das alles wieder genommen wurde? Sie hatte immer noch ihre Pläne, auf die sie zurückgreifen konnte. Sie würde den Mond über den Pyramiden aufgehen sehen.
Doch der Mond war weit weg und kalt, nicht warm und golden wie Dominics Augen. Und die Pyramiden waren aus Stein, nicht aus warmem Fleisch und Blut.
Er hatte ihr im Grunde nie gesagt, dass er sie liebte.
Die ersten Tränen sickerten in Grace’ Kopfkissen. Sie wischte sie fort und hieb mit der Faust auf das Kissen. Sie
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