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Ein verführerischer Akt

Ein verführerischer Akt

Titel: Ein verführerischer Akt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Callen
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Hilflosigkeit und des Eingesperrtseins, wieder lebendig wurden. Auch nicht gerade hilfreich, dachte sie mit einem Anflug von Sarkasmus. Der Raum mochte zwar groß und prächtig ausgestattet sein, und doch wuchs das Gefühl, als würden die Wände immer näher rücken. Sie betrachtete den Schürhaken an der Wand neben dem Kamin und überlegte verzweifelt, ob und wie er zur Not als Waffe zu verwenden war.
    Als sie das Schloss klicken hörte, wandte sie sich mit hochmütig erhobenem Kopf der Tür zu. Ein Mann mittleren Alters kam herein und schloss hinter sich gleich wieder ab. Er war schlank, hatte dunkles Haar mit grauen Strähnen an den Schläfen, ein hageres Gesicht und helle, intelligente Augen.
    »Sie müssen Miss Leland sein«, meinte er im Plauderton, als sei sie einer Einladung zum Tee gefolgt.
    »Und Sie sind bestimmt Mr Windebank.«
    Sein Mund verzog sich zu einem leichten Lächeln. »Mein Neffe hat also von mir erzählt, wie ich sehe.«
    Es machte keinen Sinn, so zu tun, als wüsste sie nicht, um was es ging. »Es fällt schwer, nicht von Ihnen zu reden, wenn Sie Menschen einfach umbringen lassen.« Sie konnte es nicht fassen, dass diese Worte ganz selbstverständlich über ihre Lippen kamen, doch es war wohl der Mut der Verzweiflung. Sie hatte nur dann eine Chance, wenn es ihr gelang, die Aufmerksamkeit dieses Mannes zu fesseln und ihn durch souveränes Auftreten zu beeindrucken. Und wenn Julian rechtzeitig eintraf, wofür sie nur inständig beten konnte.
    Die Falten auf seiner Stirn vertieften sich. »Sie kommen offenbar gleich zur Sache, wie ich sehe. Ein tapferes Mädchen sind Sie, allerdings vielleicht ein bisschen töricht.«
    Sie zuckte die Achseln. »Nach allem, was Sie bereits getan haben, dürfte es ohnehin sinnlos sein, Sie um meine Freilassung zu bitten. Sie benutzen mich als Köder für Julian. Er wird allerdings kaum so dumm sein, alleine zu kommen.«
    »Natürlich wird er das, meine Liebe, denn er weiß, was auf dem Spiel steht.«
    »Mein Leben?« Sie lachte. »Ich bin eine Nervensäge für ihn, Sir. Ich habe ihn gezwungen, mich mitzunehmen. Wahrscheinlich ist er erleichtert, dass er sich nicht mehr um mich kümmern muss.«
    In Harold Windebanks Lächeln lag ein Anflug von Belustigung. »Wir wissen beide, dass Parkhurst jemand ist, der seine Verantwortung sehr ernst nimmt. Er wird nicht ruhen, bis Sie in Sicherheit sind, und alle Hebel in Bewegung setzen, um das zu erreichen«, fügte er hinzu, und seine Stimme wurde immer leiser.
    Ihre Hände wollten wieder anfangen zu zittern, aber sie riss sich zusammen.
    »Nur hinsichtlich Ihrer Kleidung«, meinte er und rümpfte voller Abscheu die Nase, »hat er sich nicht so perfekt gekümmert, wie man das sonst von ihm kennt.«
    »Glauben Sie doch, was Sie wollen. Wenn Sie so sicher sind, Ihr Ziel zu erreichen, können Sie mir ja eine ehrliche Antwort geben. War es das alles wert?«, fragte sie und breitete die Arme aus. »Uns zu jagen, Menschen umzubringen, nur wegen eines Schmuckstücks?«
    »Sie spielen den Wert dieses ›Schmuckstücks‹ herunter, Miss Leland.«
    »Dann erzählen Sie mir davon, Sir. Der Diamant befand sich fast die ganzen letzten zehn Jahre in Ihrem Besitz, nicht wahr?«
    Er gab keine Antwort, nur sein Gesicht verzog sich amüsiert.
    »Sie haben ihn nicht verkauft«, fuhr sie fort. »Für Sie bestand sein Wert also nicht in Geld. Worin dann? Wollten Sie ihn einfach nur besitzen, obwohl Sie ihn in der Öffentlichkeit nicht zeigen konnten? Oder war es nur, weil er Ihrem Schwager gehörte?«
    »Ein törichter Grund, Miss Leland.«
    Sie legte den Kopf zur Seite und setzte sich zwanglos in einem Lehnsessel zurecht. »Soviel ich weiß, hat Ihre Frau ihn weggegeben.«
    »Er wurde gestohlen«, erklärte er mit plötzlich eiskalter Stimme.
    Nun war es an ihr zu lächeln, und sie hoffte, dass eine Andeutung von herablassendem Mitleid darin zu erkennen war. Und wirklich, Windebank erstarrte. Zum ersten Mal hatte sie das Gefühl, einen Punkt in diesem Schlagabtausch verbuchen zu können.
    »Gestohlen? Ich habe etwas anderes gehört, Sir. Und Sie auch, direkt aus Roger Eastfields Mund.«
    »Er lügt.«
    »Vielleicht hat ja Ihre Frau gelogen.«
    Er trat mit loderndem Blick einen Schritt auf sie zu, blieb dann stehen. »Sie hätte den Diamanten nie weggegeben. Für sie war es viel zu wertvoll, das ›Herz Indiens‹.«
    »Dann haben Sie das Collier damals also für sie gestohlen.«
    »Mein Schwager brauchte ihn nicht«, meinte Windebank

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