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Ein verführerischer Akt

Ein verführerischer Akt

Titel: Ein verführerischer Akt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Callen
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herablassend. »Er wollte den Schmuck ja nicht einmal verkaufen, obwohl er das Geld verdammt nötig gehabt hätte. Für Florence hingegen bedeutete er sehr viel.«
    »Sie konnte ihn nicht tragen«, widersprach Rebecca.
    »Doch, das tat sie. Jeden einzelnen Tag in all diesen Jahren. Es war unwichtig, dass niemand ihn sah. Hauptsache, er stand zu ihrer Verfügung.«
    Rebecca verspürte ein wachsendes Unbehagen. »Das klingt nicht nach einem normalen Verhalten.«
    »Es war normal, für sie zumindest. Der Diamant beruhigte sie. Sobald wir hörten, dass er wiederaufgetaucht war, wollte ich ihn zurückhaben, beziehungsweise sie wollte es.«
    Er schaute zum Fenster hin, als würde er dort jemanden sehen.
    »Warum?«, fragte sie leise.
    Zuerst dachte sie, er würde nicht antworten. Ein versonnener, trauriger Ausdruck lag auf seinem Gesicht, und als er schließlich zu reden anfing, strömten die Worte unaufhaltsam einfach aus ihm heraus.
    »Ohne den Diamanten war sie eine andere Person, nicht sie selbst«, erklärte er. Er sank in einen Sessel, als ob ihn seine Beine plötzlich nicht mehr trügen. »Solange sie ihn auf ihrer Haut spürte, hatte sie sich unter Kontrolle.« Er verzog das Gesicht. »Meine Frau befindet sich schon seit langer Zeit in keiner guten geistigen und seelischen Verfassung.«
    Rebecca sagte nichts, sondern beugte sich nur mit ehrlichem Interesse weiter vor.
    »Einige Jahre machte sie nach außen hin noch einen recht ausgeglichenen Eindruck, wenngleich sie bereits zum Zeitpunkt unserer Heirat unter Stimmungsschwankungen und gelegentlichen depressiven Anwandlungen litt, die ich damals allerdings nicht sonderlich ernst nahm.« Er legte eine kleine Pause ein, bevor er fortfuhr. »Irgendwann begann sie von Stimmen zu reden.« Er verzog den Mund. »Da hatten wir bereits zwei Kinder, und ich glaube, es war ein Appell, sie vor sich selbst zu schützen, denn wenn sie die Stimmen hörte, reagierte sie völlig unberechenbar und stellte eine Gefahr dar, für sich und für andere.«
    Er führte nicht näher aus, was sie in solchen Momenten getan hatte, und Rebecca wollte es auch gar nicht mehr wissen. Sein trauriges Schicksal gab ihm nicht das Recht, anderen das Leben zu nehmen. Nur die Kinder der beiden, die taten ihr leid.
    »Von dem Moment an, als der Maharadscha ihrem Bruder den Diamanten schenkte, war sie völlig fixiert darauf, und am Ende musste ich ihn für sie holen. Er gab ihr endlich den Frieden, den wir alle dringend brauchten.«
    »Und einer anderen Familie wurde genau das genommen.«
    »Durch Umstände, auf die ich keinen Einfluss hatte«, sagte er mit gepresster Stimme, ohne es näher auszuführen.
    Sie musste wohl ihrer Verachtung irgendwie Ausdruck verliehen haben, denn plötzlich stand er mit funkelndem Blick vor ihr, und es kostete sie große Überwindung, nicht ängstlich zurückzuweichen.
    »Sie drohte, sich umzubringen, falls man ihr den Diamanten nicht gab«, stieß Windebank hervor. »Warum sollte das verdammte Ding die ganze Zeit in einem Tresor weggeschlossen sein, wenn das Leiden meiner Frau dadurch gelindert wurde? Aber Parkhurst war so …« Er verstummte mitten im Satz, sagte nur noch abschließend, während er sich langsam aufrichtete. »Nun, das ist Vergangenheit.«
    Sprach er vom alten Earl of Parkhurst? Oder bezogen sich seine Worte auf Julian?
    »Und was ist mit der Zukunft?«, fragte sie leise.
    Er musterte sie mit ruhigem Blick. »Ich muss natürlich meine Familie beschützen, vor allem meine Kinder, die schließlich noch ihre Mutter brauchen. Eine einigermaßen gesunde Mutter.«
    »Sie machen sich doch etwas vor. Haben Sie keine Angst, dass Ihre Frau den Kindern etwas antut?«, fragte sie.
    »Sobald sie den Diamanten zurückbekommt, wird alles besser.« Es klang, als müsse er es sich selbst einreden. »Das Problem ist nur, dass Sie beide jetzt um die Sache wissen.«
    Sie blieb still, obwohl sie am liebsten herausgeschrien hätte, was er mit ihnen vorhatte.
    »Es wird natürlich wie ein Unfall aussehen«, beantwortete er ihre unausgesprochene Frage.
    »Wie beim Tod Ihres Schwagers?«
    Er sah sie nachdenklich an. »Ich nehme an, das haben Sie von Julian. Sein Vater war immer ein Feigling. Nein. Das, was ich mit Ihnen beiden vorhabe, ist notwendig. Sie sind ziemlich plötzlich aus London verschwunden, sodass es eine Kleinigkeit sein dürfte, Gerüchte über ein gemeinsames Durchbrennen in Umlauf zu bringen. Überdies gibt es unbeteiligte Zeugen, die Ihre gemeinsame Abreise

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