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Ein verführerischer Akt

Ein verführerischer Akt

Titel: Ein verführerischer Akt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Callen
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Wiederum genau wie Sie.«
    »Das trifft für eine ganze Menge Leute zu. Nur aufgrund dieser Tatsache können Sie mir nicht vorwerfen, jemanden angeheuert zu haben, um Sie in Angst und Schrecken zu versetzen.«
    Er wirkte sehr aufgebracht, als er sich zu seiner vollen Größe aufrichtete, und erinnerte Rebecca daran, wie mächtig sein Körper war – das Zimmer erschien ihr plötzlich noch winziger als zuvor. Und erst recht das Bett. Zudem sah er mit der schmutzigen Kleidung und dem Bartschatten eindeutig gefährlich aus und weder wie ein Gentleman noch wie ein Earl.
    »Warum sollte ich Sie nicht beschuldigen?«, fragte sie. »Schließlich sind Sie gleichzeitig mit den Männern am Bahnhof aufgetaucht!«
    »Mag ja sein, aber getrennt voneinander.«
    »Wieso sollte ich Ihnen glauben?«, wollte sie verbittert wissen. »Wie kann ich wissen, was nun wirklich stimmt?«
    Er holte tief Luft, als versuche er sich mühsam zu beherrschen. Zwar hatte sie bisher noch nie erlebt, dass er die Kontrolle über sich verlor, doch schließlich kannte sie ihn so gut wie gar nicht.
    »Ich werde Ihnen erzählen, was Sie wissen müssen.«
    Das konnte vieles bedeuten, dachte sie, zog es allerdings vor, den Mund zu halten, und schaute ihn erwartungsvoll an.
    Völlig regungslos stand er da, als er zu sprechen begann.
    »Der Name des Diamanten lautet ›Das Herz Indiens‹.«
    Sie reagierte ehrlich verblüfft. »Sie wissen, wie er heißt?«
    »Er gehörte meinem Vater und ist vor fast zehn Jahren plötzlich verschwunden – und dann sah ich ihn wieder an Ihrem Hals.«
    Sie ließ sich langsam aufs Bett sinken. »Er gehörte Ihrem Vater?« Sie konnte keine Verbindung herstellen zwischen dem Gemälde und dem Diamanten, dem Maler und dem verstorbenen Earl.
    Julian nickte. »Er wurde meinem Vater von einem indischen Maharadscha geschenkt, als dieser zu Besuch in London weilte. Mein Vater war auf Geheiß des Königs sein offizieller Begleiter.«
    »Ich war immer der Meinung, er sei aus Strass. Bis heute Nachmittag …«, meinte sie etwas kleinlaut.
    »Mein Vater betrachtete dieses Geschenk als große Ehre, aber als der Maharadscha starb, versuchten seine Erben es so hinzustellen, als sei mein Vater unrechtmäßig in den Besitz gekommen. Sie behaupteten, er habe einem alten Mann ein kostbares Erbstück abgeschwatzt.«
    Überrascht hielt sie den Atem an. Julian blickte mit zusammengezogenen Brauen ins Feuer, ohne jedoch irgendetwas wirklich wahrzunehmen. Sie spürte seinen inneren Kampf, den alten Schmerz, den er tief in sich vergraben hatte und der jetzt wieder hochgekommen war und ihm schwer zu schaffen machte. Er war ein stolzer Mann, und sie nahm an, dass der alte Earl aus dem gleichen Holz geschnitzt gewesen war.
    »Das muss schrecklich für Ihren Vater gewesen sein«, meinte sie leise. »Was ist danach passiert?«
    »Mein Vater bestritt die Vorwürfe und behielt den Diamanten. Wie das so ist in der Gesellschaft, wurde kurz und heftig über die Angelegenheit getratscht, und dann geriet die Sache in Vergessenheit. Die Inder betrachtete man sowieso als nicht ganz ebenbürtig«, fügte er sarkastisch hinzu. »Aber mein Vater fühlte sich gedemütigt.«
    »Natürlich. Wie sollte es auch anders sein?«, murmelte sie zustimmend.
    »Kurz vor meinem achtzehnten Geburtstag wurde der Diamant gestohlen. Und wenig später starb mein Vater.«
    Jetzt versuchte sie ihr Mitgefühl nicht mehr zu verbergen, auch wenn er sie nicht anschaute. Sie wusste, dass sie sich im Verhältnis glücklich schätzen konnte trotz gelegentlicher Probleme und Sorgen in ihrer Familie.
    »Wir standen plötzlich vor dem Nichts. Zum Glück bekam ich vonseiten der mütterlichen Familie mit achtzehn das Verfügungsrecht über eine Erbschaft«, fuhr Julian fort, »um die Güter zu retten und wieder von vorne anzufangen.«
    Sie wollte fragen, was mit dem Vermögen der Familie passiert sei, spürte aber, dass dies nicht der richtige Zeitpunkt war. Er sprach so ausdruckslos, als würde er einen Text aus einem Buch wiedergeben, obwohl es sich um etwas ganz Persönliches, Schmerzliches handelte, das ihm und den Seinen widerfahren war.
    Seine Augen wurden ganz schmal, als seine Gedanken in die Vergangenheit zurückkehrten. »Die Gerüchte um den Verbleib des Diamanten wollten nicht verstummen. Plötzlich wurde behauptet, er sei nicht gestohlen, sondern heimlich von mir oder meinem Vater verkauft worden, um aus einer prekären finanziellen Situation herauszukommen.«
    »Ich kann mir vorstellen,

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