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Ein verführerischer Akt

Ein verführerischer Akt

Titel: Ein verführerischer Akt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Callen
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wie sehr solche Unterstellungen Sie geschmerzt haben müssen, zumal Sie seitdem so hart gearbeitet haben.«
    Er sah sie mit gerunzelter Stirn und irgendwie abwesend an. »Es war mir egal, was die Leute über meine Arbeit dachten. Ich wollte nur, dass die Wahrheit ans Licht kam.«
    »Sie müssten mittlerweile wissen, dass die Leute nur das glauben, was sie glauben wollen, Julian. Daran können wir nichts ändern. Wir müssen es hinnehmen und weitermachen.« Rebecca, durch ihre vielen Krankheiten schicksalsergeben, wusste, wovon sie sprach.
    Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Das alles hat sich vor fast zehn Jahren zugetragen.«
    »Da saß ich noch im Schulzimmer«, erwiderte sie sanft.
    Er verdrehte die Augen, und sie erkannte, dass er wieder Herr der Situation war. Sie hatte gehört, dass er über ein kleines Firmenimperium herrschte, aufgebaut aus eigener Kraft, und glaubte gerne, dass er es mit fester Hand führte. So wie er auch ihr sagte, was sie zu tun habe. Aber wie sah es in seinem Innern aus? Wie war es um seine Gefühle bestellt? Hatte er die ebenfalls so perfekt unter Kontrolle? Eher nicht, vermutete sie und spürte, dass dies sein wunder Punkt war. Er schien es sich nicht zu gestatten, seine Empfindungen frei zu äußern. Was ihr völlig fremd war, denn in ihrer Familie wurde über alles offen gesprochen: über Liebe und Hass, über Wut und Freude.
    »Wenn Sie mich also nicht des Diebstahls beschuldigen …« Sie ließ den Satz erwartungsvoll ausklingen.
    »Ich muss wissen, wie Sie in den Besitz des Diamanten gekommen sind.«
    Julian sah Rebecca in die lebhaften braunen Augen und suchte nach einem Hinweis darauf, was sie dachte, und hoffte, seine Intuition würde ihn nicht verlassen. Aber diesmal funktionierte es nicht, denn er vermochte sie nicht zu durchschauen. Was bestimmt daran lag, dass er zu wenig von ihr wusste, überlegte er mit einem Anflug von Ärger.
    Sie seufzte und stützte sich hinten mit den Händen ab, als sie sich aufs Bett setzte. Er betrachtete sie im warmen Kerzenlicht – vergaß ihre schmutzige Kleidung, sah nur die verführerische Rundung ihres Busens und die sanfte Wölbung ihrer Wangen.
    Er konnte es sich nicht leisten, jetzt den Faden zu verlieren. »Also?«, fragte er, ohne dabei seinen Tonfall zu ändern. »Wie sind Sie nun zu dem Diamanten gekommen?«
    »Er gehörte Roger Eastfield, dem Maler. Er schlug vor, dass ich ihn tragen sollte, als ich für ihn Modell saß.« Sie zuckte mit den zarten Schultern, und um ihren Mund lag ein schiefes Lächeln. »Er war der Künstler, also tat ich, was er mir sagte. Als ich ihn fragte, ob ich ihn wohl ausleihen dürfte, hatte er nichts dagegen und erklärte, er sei sowieso nicht echt. Trotzdem: Ich fand das Collier schön gearbeitet und dachte, es würde gut zu einem meiner Kleider passen – wie Sie ja gesehen haben.«
    »Es zieht den Blick eines Mannes zu der Stelle, wo man ihn haben will.«
    Sie atmete plötzlich schneller, und ihre Augen wurden ganz groß.
    Er lächelte. »Ich wollte nicht respektlos erscheinen. Frauen kleiden sich doch so, damit man sie anschaut und um ihre Vorzüge zu betonen.«
    »Ich halte meinen Verstand für meinen größten Vorzug«, erklärte sie.
    »Das würde man bei einer Unterhaltung natürlich erkennen.« Er stockte, als er sich wieder an die Wette erinnerte. »Andererseits gibt es natürlich das Gemälde, das mehrere von Ihren größten Vorzügen zeigt.«
    »Glauben Sie, was Sie wollen«, erwiderte sie fest. »Möchten Sie jetzt weiter über das Gemälde reden oder sich über den Diamanten unterhalten?«
    Langsam ließ er sich auf einen Stuhl neben dem Tisch sinken. Er würde so gerne wissen, warum sie sich als Aktmodell zur Verfügung gestellt hatte, aber im Moment führte das vom Thema weg. »Und Eastfield hat nie etwas über den Diamanten gesagt oder erzählt, wie er in seinen Besitz gekommen ist?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Tut mir leid. Ich kam auch gar nicht auf die Idee, danach zu fragen. Er befand sich in einer Schachtel mit anderem Schmuck.«
    »Vielleicht hat er ihn ja gestohlen«, überlegte Julian.
    »Er ist ein kreativer Mensch, der sich ganz seiner Arbeit widmet. Warum sollte er so etwas tun?«
    »Um an Geld für seine Kunst zu kommen. Soweit ich weiß, steigt die Nachfrage nach seinen Gemälden derzeit – vor zehn Jahren mag das indes noch anders ausgesehen haben.«
    »Er hat ihn nicht verkauft, und das spricht gegen Ihre Theorie. Könnte er in den Besitz des Schmuckstücks

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