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Ein verführerischer Akt

Ein verführerischer Akt

Titel: Ein verführerischer Akt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Callen
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kräftig zu. Immerhin war das grob geschrotete Brot noch warm und die Butter frisch.
    »Du lieber Himmel, das schmeckt wie ein Festmahl«, meinte sie mit vollem Mund. »Ich hatte nicht einmal Zeit, beim Empfang etwas zu essen.«
    »Sie meinen, bevor Sie vor mir davongelaufen sind?«
    »Bin ich nicht.«
    Doch, das war sie, dachte er, vertiefte das Thema aber nicht, denn sie wusste es genauso gut wie er. Mit der Erwähnung des Empfangs kam auch die Erinnerung an den Beinahekuss zurück, zumindest bei ihm. Sie dagegen schien sich für den Moment mehr fürs Essen zu interessieren und entschlossen zu sein, alles bis auf den letzten Krümel zu verputzen, um es dann mit Ale herunterzuspülen.
    »Trinken Sie immer so starke Getränke?«, fragte er, als sie sich den Schaum von den Lippen wischte.
    »Nein, normalerweise ist es nicht gerade mein Geschmack. Aber heute Abend schmeckt es wie der teuerste Wein.«
    Ihre Begeisterung entlockte ihm ein Lächeln. Überhaupt überraschte sie ihn ständig aufs Neue – wie etwa heute mit ihrer Vorstellung im Zug, als sie so getan hatte, als sei er ein glühender, abgewiesener Verehrer. Dass sie trotz allem für solche Dinge noch Sinn hatte, fand er bewundernswert, denn sie befanden sich weiß Gott nicht auf einer Vergnügungsreise.
    Sie lehnte sich zurück und legte einen Arm über ihren Bauch. »Endlich bin ich satt«, murmelte sie und schloss die Augen vor Müdigkeit.
    Er zog eine Augenbraue hoch und dachte an sündhaftere Möglichkeiten, ihr schläfrige Zufriedenheit zu bescheren.
    Schon die Tatsache, mit ihr alleine zu sein, reichte aus, ihn auf so interessante Ideen zu bringen. Vielleicht lag es aber zusätzlich daran, dass es keinen Plan gab für den nächsten Moment, die nächsten Stunden – für die Nacht. Es existierten so viele Möglichkeiten, wie sie sich die Zeit bis zum Morgen vertreiben konnten.
    Plötzlich fuhr sie schaudernd zusammen und schlang die Arme um sich. »Julian …« Sie stockte, als würde es sie überraschen, seinen Vornamen aus ihrem Mund zu hören.
    Er hatte nie zuvor eine Frau – bis auf seine Familienangehörigen – seinen Namen sagen hören. Es klang sehr intim in diesem kleinen Raum, in dem sie so taten, als seien sie Mann und Frau.
    Sie schenkte ihm ein klägliches Lächeln und fing noch einmal an. »Julian, wenn Sie das Tablett nach unten bringen, würden Sie mir dann wohl noch eine Decke mitbringen? Es sind nicht mehr sonderlich viele Kohlen da.«
    Er sah, dass eine zusätzliche Decke auf dem Fußende des Bettes lag. Hatte sie das nicht bemerkt? Und warum konnte das Tablett nicht stehen bleiben, bis das Mädchen es morgen früh abholte?
    Trotzdem kam er ihrer Aufforderung widerspruchslos nach und griff nach dem Tablett. Sie schenkte ihm ein dankbares Lächeln, das ihn verwirrte, während er in den Gang hinaustrat, die Tür hinter sich schloss und lauschend dahinter verharrte.
    Sie schien im Zimmer umherzugehen, denn er hörte ihre gleichmäßigen Schritte. Als Nächstes vernahm er ein Quietschen, als würde Holz über den Boden gezogen werden.
    Er stellte das Tablett auf dem Boden ab und öffnete die Tür. Sie stand auf einem Stuhl, und Kopf und Schultern waren bereits durch die Fensteröffnung verschwunden.

Kapitel 8
    Als sie spürte, wie große Hände sich um ihre Taille legten, stockte Rebecca der Atem, und sie versuchte sich mit Tritten zu wehren, doch Julian wich ihr aus und zog sie wieder nach drinnen. Gedemütigt musste sie hinnehmen, dass sie mit ihrem Hinterteil an seinem ganzen Körper entlangglitt. Sie sträubte sich gegen seinen festen Griff, bis er sie losließ. Über ihren Kopf hinweg schloss er die Fensterläden, während sie sich taumelnd von ihm entfernte und sich schließlich an einen der Bettpfosten klammerte.
    »Was sollte das denn werden?«, wollte er von ihr wissen.
    Mit in die Hüften gestemmten Fäusten trat sie ihm entgegen. »Warum sollte ich Ihnen überhaupt trauen? Da erzähle ich Ihnen, dass ich London verlassen will, und prompt werde ich von Männern verfolgt – einschließlich Ihnen!«
    »Laut Ihrer Aussage befand sich der Mann bereits vor Lady Thurlows Haus in Ihrer Kutsche. Vor dem Empfang habe ich noch gar nicht gewusst, dass Sie wegfahren wollen.«
    »Und was ist mit der gewissenlosen Wette, bei der es um mich geht? Und warum interessiert Sie der Diamant, genau wie die beiden Schurken? Der Mann in der Kutsche sagte nämlich, dass sein Herr den Stein sowohl auf dem Gemälde als auch auf dem Ball gesehen hat.

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