Ein verfuehrerischer Handel
ganz meinerseits, das versichere ich Euch. Eure freundliche Unterhaltung war wie Zucker und hat den harten Weg süß und lecker gemacht.«
Sie fühlte, wie sie errötete. Immer wieder zitierte er aus der Literatur. Es war so romantisch, so vornehm. »Shakespeare?« Sie wusste, wie gern er diesen Dichter hatte, doch diesmal war sie nicht sicher.
»Richtig, Richard II«
Ariel nippte erneut an ihrem Tee, dann stellte sie die Tasse vorsichtig auf die Untertasse zurück. »Ich würde es gern einmal aufgeführt sehen.«
»Dann werde ich mich darum bemühen, Euch das zu ermöglichen.« Er griff nach ihren beiden Händen. »Meine liebste Ariel! Ihr müsst doch wissen, was ich fühle.«
Sie blickte hinunter auf weiche, blasse Handrücken, die zu einem Gentleman passten. Ihr Herz schlug beinahe schmerzhaft. Sicher war es in diesem Fall zu früh, von einer Ehe zu sprechen.
»Ich weiß nicht... ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
Phillip warf einen Blick zur Tür, Ariel hatte gar nicht bemerkt, dass sie geschlossen war; er zog sie noch näher, dann nahm er sie in seine Arme. »Natürlich kennen wir einander noch nicht lange; aber manchmal, wenn die Menschen gegenseitig eine so starke Anziehungskraft verspüren, ist die Zeit nicht so wichtig. Ich muss Euch küssen, mein Liebling Ariel! Seit dem Augenblick, als ich Euch zum ersten Mal erblickte, kann ich an nichts anderes mehr denken. Ich werde fast verrückt bei dem Gedanken an ...«
Plötzlich fühlte Ariel sich unsicher. Wie Phillip gesagt hatte, trafen sie sich erst seit wenig mehr als einer Woche. »Phillip, ich glaube nicht...«
Seine Lippen erstickten ihre Worte. Sie war noch nie zuvor geküsst worden, aber hatte schon oft davon geträumt. Obwohl es ein angenehmes Gefühl war, fehlte doch dabei das Feuer, das sie sich vorgestellt hatte, und auch die herrliche Leidenschaft. Sie keuchte auf, als sie Phillips Hand an der Unterseite ihrer Brust spürte, und er nutzte diesen Augenblick, um seine Zunge in ihren Mund zu schieben.
Ein Schock fuhr durch ihren Körper. Was dachte er sich dabei, sich solche Freiheiten herauszunehmen? Setzte er etwa voraus, dass sie die Art von Frau war, die einem Mann, den sie kaum kannte, Intimitäten erlaubte? Entschlossen, den Kuss zu beenden, versuchte sie, sich zu befreien; sie legte die Hände an seine Brut, um ihn wegzuschieben, gerade in dem Augenblick, als Phillip jäh zurückwich und so schnell auf die Füße kam, dass er sie beinahe von dem Sofa zog.
Er atmete heftig, zeigte geballte Fäuste. »Greville ...«, war alles, was er stammelte.
Sie hatte nicht gehört, dass sich die Tür in den Angeln bewegte. Und jetzt, als sie sich bemühte, zu begreifen, was geschehen war, sah sie, dass ein Mann im Salon stand. Er war ein Stück größer als Phillip, mit dunkler Haut und pechschwarzem Haar. Durch die zusammengepressten Lippen erschien sein Kinn wie aus Stein gemeißelt. Augen in der Farbe von Zinn sahen sie so durchdringend an wie die Klinge eines Messers.
»Wer ... wer seid Ihr?«, fragte sie, und sein eisiger Blick machte es ihr schwer, ihre Gedanken zu ordnen.
»Ich glaube, Euer ... Begleiter ... weiß recht gut, wer ich bin.«
Phillip wandte sich mit verwirrtem Blick zu ihr. »Hattet Ihr nicht gesagt, Greville wäre Euer Cousin?«
»Ja, das habe ich, aber es entspricht nicht...«
Der Neuankömmling verbeugte sich steif und förmlich. »Justin Ross, Fünfter Graf von Greville, zu Euren Diensten, Madam!« Wut, die er kaum unter Kontrolle zu halten vermochte, troff aus jedem seiner Worte. Als er den Blick seiner wilden grauen Augen auf Phillip richtete, hätte sie schwören können, dass dieser zusammenzuckte. »Miss Summers und ich haben einige Geschäfte zu besprechen«, erklärte der
Graf knapp. »Ich denke, Mr. Marlin, es wird das Beste sein, wenn Ihr Euch jetzt verabschiedet.«
Wortlos straffte Phillip die Schultern, seine weißen Hände waren immer noch zu Fäusten geballt. Ein kalter Luftzug schien durch den Raum zu wehen, als die beiden Männer einander anstarrten. Phillip biss die Zähne zusammen und wandte sich der Tür zu.
»Phillip ... wartet!« Doch er marschierte weiter, aus dem Zimmer, durch die Eingangshalle, und seine Schritte warfen ein hohl verklingendes Echo zurück.
Ariel richtete ihre Aufmerksamkeit auf den Mann neben der Tür. »Ich ... ich verstehe nicht, was hier vorgeht.«
Sein Lächeln hätte Stahl zum Gefrieren bringen können. »Folgendes, meine Liebe: Mein Vater, der vierte Graf von
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