Ein verfuehrerischer Handel
Die Lady und ich haben entschieden, dass wir unsere Zeit mit angenehmeren Dingen verbringen könnten, als Lady Horwick zuzuhören, wie sie die Tugenden ihrer Nichte mit den vorstehenden Zähnen preist.«
In diesem Augenblick kam ihr Essen: Austern, eine knusprige Taubenpastete, dicke Scheiben von Wild in Rahmsauce, Erbsen.
»Iss deinen Teller leer! Du wirst Kraft brauchen, wenn wir einen Weg aus diesem Schlamassel finden wollen, das du dir eingebrockt hast.«
Justin aß nur halbherzig; aber natürlich nützte er Ariel wenig, wenn er krank würde.
Clay nippte an seinem Wein. »Sie habe ich bei Horwick zwar nicht gesehen, aber deine Schwester!«
»Richtig«, nickte Justin. »Barbara ist in der Stadt. Sie besucht Lady Cadbury, glaube ich.«
»Ganz besonders freundlich war sie zu deinem guten Freund Phillip Marlin. Ich fand, die beiden geben ein wundervolles Paar ab.«
Der Graf blickte von seinem Essen auf. »Ich werde ihn fordern!«
Vorsichtig stellte Clay sein Weinglas ab. »Das ist keine gute Idee - nicht dass der Bastard das nicht verdient hätte. Aber wenn du ihn umbringst, wirst du nur noch mehr Schwierigkeiten bekommen. Ariels Name wird in den Schmutz gezogen werden. Und das ist dieser Kerl nicht wert.«
»Ich kann doch nicht einfach ignorieren, was er ihr angetan hat!«
»Doch, das kannst du. Wenigstens für den Augenblick. Denk an Ariel! Sie muss deine erste Sorge sein.«
Darauf antworte Justin nichts. Sein Freund hatte Recht. Er musste zuerst an Ariel denken, dann würde er mit Marlin abrechnen. Er zwang noch ein Stück Fleisch seine Kehle hinunter, doch alles schmeckte wie Sand.
»Es könnte noch viel schlimmer sein. Wenigstens hast du herausgefunden, dass sie nichts mit Marlin hatte. Und definitiv ist sie nicht in ihn verliebt.«
»Stimmt, das ist sie nicht«, erklärte Justin leise. »Sie hat gesagt, dass sie mich liebt.«
Die Auster, die Clay gerade auf der Gabel hatte, schwebte eine Weile in der Luft. Dann legte Clay die silberne Gabel zurück auf seinen Teller. »Himmel!«
»Genau das habe ich auch gefühlt.«
»Was willst du tun?«
»Ich weiß es nicht. Sie Wiedersehen. Versuchen, sie dort wegzulocken. Ich muss einen Ort für sie finden, an dem sie leben kann - wo sie in Sicherheit ist.«
»Sie wird glauben, dass du vorhast ...«
»Selbstverständlich wird sie das glauben; aber das ist völlig absurd; ich werde nicht in ihre Nähe gehen. Sie will mich nicht sehen, und ich mache ihr deswegen auch keinen Vorwurf.«
»Jeder begeht Fehler«, versicherte ihm Clay. »Du bist ein guter Mann, Justin, ob du es nun glaubst oder nicht. Du hast Gefühle wie jeder andere auch. Manchmal bringen einen diese Gefühle in Teufels Küche. Sie machen einen blind, und man sieht die Dinge nicht so, wie sie wirklich sind. Du versuchst, sie zu verdrängen, aber sie sind immer noch da. Wenn du so tust, als hättest du diese Gefühle nicht, hilft dir das auch nicht weiter.«
Justin schwieg.
»Du hast ihr nicht wehtun wollen«, fuhr Clay fort. »Vielleicht wird Ariel das mit der Zeit verstehen.«
Wieder blieb die Antwort aus. So wie Justin sie behandelt hatte, würde Ariel das nie verstehen. Es machte nichts. Er musste für sie sorgen. So viel war er ihr schuldig. Das und noch viel mehr ...
Ariel zog die Laken von dem großen Himmelbett. Der letzte Ball, den Lady Horwick gegeben hatte, war vor zwei Tagen gewesen - dem Himmel sei Dank. Die meisten der Gäste waren bereits abgereist und die Schlusslichter ebenfalls dabei, aufzubrechen.
Sie reckte sich und gähnte, dann rieb sie sich den schmerzenden Rücken. Jetzt packte sie das Ende des sauberen weißen Lakens und warf es über die Federmatratze. Gerade wollte sie die Ecken des Lakens unter die Matratze stecken, als sie hörte, wie die Tür geöffnet und sofort leise wieder geschlossen wurde. Sie erwartete, Miss O’Grady zu sehen oder eines der anderen Zimmermädchen; doch als sie sich aufrichtete, erschien Lord Horwicks rundliche Gestalt in ihrem Blickfeld.
»Nun, meine Liebe! Endlich sind wir allein.«
Ariel erstarrte. »Ihr meint, Eure Frau ist abgereist, und jetzt seid Ihr wieder allein.«
Er fuhr sich mit der Zungenspitze über die dicken Lippen und grunzte. »Ich meine, wir sind allein, meine Liebe. Mir ist klar, dass Ihr Euch noch nicht dem Unvermeidlichen gefügt habt - aber wenn ich dieses Zimmer wieder verlasse, dann wird das der Fall sein.«
Ariel presste die Lippen zusammen. Sie war eher zornig als verängstigt, und hatte die lächerlichen
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