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Ein verfuehrerischer Handel

Titel: Ein verfuehrerischer Handel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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Auseinandersetzung gegeben, vor vier Tagen. Lord Horwick hat Ariel beschuldigt, dass sie ihn umbringen wollte. Die Polizei ist gekommen und hat sie mitgenommen. Das arme, liebe Ding wurde im Gefängnis von Newgate eingesperrt.«
    Justin jagte bereits los zu der wartenden Kutsche.
    »Sie hat nur versucht, sich zu verteidigen!«, rief Mrs. O’Grady ihm nach und keuchte hinter ihm her. »Einige der Diener haben Geld gesammelt und es den Wachen gegeben, damit sie nicht... damit niemand ihr ein Leid antut.«
    Er biss die Zähne zusammen, riss nur den Wagenschlag auf.
    Mrs. O’Grady sah noch besorgter aus als zuvor, sie streckte die Hand aus und hielt ihn am Rock fest. »Bitte, Mylord, es gibt niemanden sonst, der ihr helfen könnte.«
    Er wandte sich zu ihr um, und als er den Kummer in ihrem Mondgesicht sah, zwang er sich zu einem beruhigenden Lächeln. »Macht Euch keine Sorgen, Mrs. O’Grady! Ariel steht unter meinem Schutz. Ich sorge für alles!«
    Erleichtert sank sie in sich zusammen und wischte sich eine Träne von der Wange. »Ich wusste es. Ich habe es in Euren Augen gelesen an dem Tag, als Ihr sie besucht habt. Man sah, dass sie sich auf Euch verlassen kann.«
    Justin nickte nur. Natürlich konnte sie sich auf ihn verlassen. Sie glaubte es bloß nicht. Verdammt, warum war er nicht mit mehr Autorität aufgetreten, warum hatte er sie nicht gezwungen, dieses elende Haus zu verlassen? Dann wäre sie jetzt nicht im Gefängnis!
    Noch ein Versagen mehr.
    Eine Kerbe mehr in seiner schwarzen Seele.
    Eine weitere Sünde, die sie ihm nie verzeihen würde.

18
    Die Kutsche holperte mit höchster Geschwindigkeit durch die Straßen von London und trug Justin in aller Eile nach Newgate, dem Hauptgefängnis der Stadt. Er befahl dem Kutscher, vor dem Eingang zu warten, dann suchte er umgehend das Büro des Aufsehers. Einige Minuten der Unterhaltung, eine sichtlich gefüllte Börse, die in dankbare Hände gedrückt wurde, und er erhielt Einlass.
    »Hier entlang, Mylord«, sagte einer der Wärter, ein großer, skelettdürrer Kerl mit faulen Zähnen, der ihn eine Treppe hinunterführte, die nur von flackernden Binsenlichtern erhellt wurde. Der Geruch von ungewaschenen Körpern, von Urin und Erbrochenem wurde schlimmer mit jedem Schritt, den er tiefer in das Innere des Gefängnisses machte.
    Am Ende der hölzernen Treppe erstreckten sich lange Reihen von feuchten, dunklen Zellen vor ihm; in jeder davon waren bis zu zehn Gefangene eingepfercht. Er konnte Frauen weinen hören. Eine von ihnen schrie hässliche Flüche, während eine andere irre lachte - das unheimliche Geräusch hallte von den Wänden wider. Die meisten von ihnen starrten einfach nur durch die Gitterstäbe mit trüben, tiefliegenden Augen, die nichts zu sehen schienen.
    Innerlich waffnete sich Justin. Ariel lebte schon seit vier Tagen in dieser Hölle von Gestank und Unrat. Er wusste, wie die Wärter manchmal weibliche Gefangene behandelten und hoffte verzweifelt, dass man sie aufgrund des Geldes, das Horwicks Dienerschaft gesammelt hatte, nicht behelligte.
    »Nicht mehr weit«, meinte der Wärter und hob die Laterne in seiner Hand. »Nur noch ein kleines Stück!«
    Der nun vorauseilende Justin zwang den Wachmann, schneller zu gehen, damit er mit ihm Schritt halten konnte. Der dürre Zaunpfahl blieb vor einer überfüllten Zelle stehen und hielt die Laterne hoch. Durch die Gitterstäbe sah Justin auf einen Blick, dass es keine Betten gab; nur feuchtes, schmutziges Stroh lag auf dem kalten Steinboden. Einige der Frauen drückten sich an die Wände, andere dösten. Ariel saß mit dem Rücken gegen die grobe Mauer gelehnt und starrte vor sich hin. Ihr einfacher schwarzer Rock war an einigen Stellen zerrissen, ihre weiße Bluse schmutzig grau. Da der Saum ihres Rockes hochgerutscht war, sah er ihre bloßen Füße. Ihr Gesicht war schmutzig, und ihre langen blonden Haare hingen grau und stumpf herab, Strohhalme hatten sich darin verfangen.
    Justins Herz krampfte sich zusammen. Er zwang sich, seine Lungen mit der dumpfen, ekelhaft riechenden Luft zu füllen und tat einen Schritt auf die Zelle zu. »Ariel?« Er sprach leise. »Ich bin Justin - und bin gekommen, um dich nach Hause zu holen.«
    Sie regte sich nicht; ihre Gedanken waren weit weg von dieser schauerlichen Umgebung ... sie merkte nicht einmal, dass er da war.
    »Ariel? Kannst du mich hören?« Als sie sich noch immer nicht rührte, wandte er sich zu dem Wärter und bedachte ihn mit einem Furcht erregenden Blick.

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