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Ein verführerischer Schuft

Ein verführerischer Schuft

Titel: Ein verführerischer Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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und öde das Land. Die Kutsche wurde langsamer, dann blieb sie stehen.
    »Nun, meine Liebe, wir sind da.« Im schwachen Licht betrachtete Sir Freddie sie. Sie hielt sich an ihren Entschluss und zeigte keine Reaktion.
    Er zögerte, dann lehnte er sich an ihr vorbei und öffnete den Kutschenschlag, stieg aus. Er drehte sich um und reichte ihr seine Hand; sie ließ sich von ihm aus der Kutsche auf das Pflaster helfen, wobei sie ihren Umhang auf der Bank innen liegen ließ. Wenn es Zeit war, zu rennen, wollte sie nicht durch die voluminösen Falten behindert werden. Ihre Röcke waren schon schlimm genug.
    Sie war schon vor einer Weile aus dem Umhang geschlüpft; Sir Freddie schien es nicht bemerkt zu haben - und es gab auch keinen Grund, weshalb er darauf achten sollte.
    Er war nach vorne gegangen, um mit seinem Kutscher zu sprechen; sie spitzte die Ohren, vernahm die Worte, die sie zu hören gehofft hatte.
    »Warten Sie hier, bis ich zurückkomme.«
    Als sie das erste Mal an einem Gasthof die Kutsche hatte verlassen dürfen, hatte sie keinen Lakaien entdeckt; sie war davon ausgegangen, dass er in London abgesetzt worden war. Der Kutscher war ihrem Blick stets ausgewichen - sie wusste, dass aus der Richtung keine Hilfe zu erwarten war. Alles, was sie brauchte, war, dass der Mann wartete, bis sein Herr zurückkehrte. Wenn sich alles so entwickelte, wie sie es sich erhoffte, würde sein Herr nicht zurückkommen, nicht vor ihr und nicht ehe sie in den Hütten, die sie nicht weit die Straße hinunter gesehen hatte, Hilfe geholt hatte.
    Sir Freddie wandte sich zu ihr um. Wieder musterte er sie eindringlich; wie zuvor schon erwiderte sie seinen Blick mit ausdrucksloser Miene.
    Er neigte den Kopf.
    »Ihre Beherrschung gereicht Ihnen zur Ehre, meine Liebe. Ich bedauere es wirklich, dass ich mich gezwungen sehe, Ihrem Leben ein Ende zu setzen.«
    Das würdigte sie keiner Erwiderung. Sir Freddies Lippen verzogen sich. Mit einem Winken deutete er auf einen Weg, der von der schmalen Straße wegführte. Kurz hinter der Hecke verschwand er in einem dunklen Gehölz, hinter dem sich das Moor erstreckte. Die Landschaft war teils in helles Mondlicht getaucht, teils in Schatten, wenn Wolken über den nächtlichen Himmel trieben.
    »Wir müssen durch das Wäldchen gehen, um ins Moor zu gelangen und dann zu der Mine.«
    Sir Freddie griff nach ihrem Arm, aber sie kam ihm zuvor und drehte sich um, ging gelassen zu der Öffnung in der Hecke.

    Tony fluchte; er zerrte an den Zügeln und lenkte das frische Paar Pferde, das er in Exeter hatte anspannen lassen, auf die Straßen nach Hatherleigh.
    Warum dorthin, um Himmels willen? War es die Einsamkeit und Verlassenheit der Gegend?
    Er hatte stundenlang Zeit gehabt, zu überlegen, was Sir Freddie im Sinn hatte, während er ihm quer durchs Land folgte. Es war lange her, seit er in so halsbrecherischem Tempo gefahren war - und er hatte erfreut festgestellt, dass er nicht vergessen hatte, wie man es machte. Aber selbst die Notwendigkeit, fremde Tiere zu lenken, hatte ihn nicht davon abhalten können, ständig an Alicia zu denken und die Gefahr, in der sie schwebte.
    Hinter ihm hielt sich Maggs grimmig an der Halterung fest. Ab und zu fluchte er halblaut. Tony achtete nicht auf ihn; er hatte ihn in Yeovil eingeholt; vorher hatte Maggs, wann immer er angehalten hatte, um die Pferde zu wechseln, einen Reiter mit einem roten Tuch die Straße zurückreiten lassen. Tony hatte jeden so ausgestatteten Reiter angehalten und von ihm erfahren, welchen Weg er nehmen musste.
    Zufälligerweise war es eine Straße, die er gut kannte - dieselbe, die er zahllose Male entlanggereist war auf dem Weg von London nach Torrington Chase und wieder zurück. Die Vertrautheit war hilfreich; er hätte die Abzweigung nach Hatherleigh verpasst, wenn er nicht gewusst hätte, dass sie in Okehampton zu finden war.
    Dass Sir Freddie Alicia so weit von London wegbrachte, war anfangs ein glücklicher Umstand gewesen, da er dadurch Zeit erhielt, sie einzuholen. Obwohl auch Sir Freddie nicht langsam reiste und stets vier frische Pferde nahm, wusste Tony, dass er ihnen dicht auf den Fersen war.
    Solange sie unterwegs war, fürchtete er um Alicia nicht. Sobald sie aber anhielten …
    Seine Erfahrung lag vor allem darin, jemanden zu fassen, den er verfolgte, nicht ihn zu retten. Jedes Mal, wenn er an Alicia dachte, drohte ihm das Herz stehen zu bleiben, seine Gedanken erstarrten, verharrten wie gelähmt. Daher verbannte er alle solche

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