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Ein verführerischer Schuft

Ein verführerischer Schuft

Titel: Ein verführerischer Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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Halt machen und für die Nacht einkehren müssen.
    Sie hatte keine Ahnung, wie lange es dauern würde, bis Tony aus London zurückkehrte. Drei Tage? Vier? Sie hoffte, in zwei Tagen zu Hause zu sein.
    Sie lehnte den Kopf gegen die Polster, schloss die Augen und versuchte erneut, ihre wild durcheinanderwirbelnden Gedanken zu ordnen. Der größere Teil von ihr war fuchsteufelswild und wütend auf ihn, der Rest aber war noch verwirrt, fragte immer noch unschuldig: Er hatte doch nicht wirklich vorgehabt, sie zu heiraten, oder? Tief im Innern wusste sie, dass es aber so war, dass er das von Anfang an so geplant hatte. Sie hätte nicht übersehen dürfen, wie herrisch er war - wie viele Male hatte er einfach ihre Hand genommen und sie zu einem Walzer auf die Tanzfläche oder in irgendein Nebenzimmer gezogen? Sie wusste sehr gut, wie weit er daran gewöhnt war, dass er seinen Willen bekam.
    In diesem Fall würde er das ebenfalls - sie war nicht so sehr Opfer ihrer Wut, dass sie sich die Erfüllung ihres sehnlichsten Traumes verwehren würde -, allerdings würde sie ihm erst verzeihen, wenn er vor ihr auf die Knie fiel und sie anflehte, ihn zu heiraten.
    Das Kinn energisch vorgeschoben malte sie sich gerade in Gedanken diese Szene aus, als das rhythmische Donnern nahender Hufe in der Nacht hinter ihnen erklang.
    Der Kutscher ließ die Pferde langsamer werden und fuhr an den Straßenrand, um die andere Kutsche passieren zu lassen. Von dem Wechsel im Schwanken des Wagens gestört, regten die Jungen sich, reckten sich und öffneten die Augen.
    Alicia lauschte auf das Dröhnen der Hufe und fragte sich, wer in diesem Wetter außer ihnen unterwegs war und dazu noch seine Pferde zu so irrem Tempo antrieb.
    Doch das Tempo ließ nach, als sie näher kamen, dann verklang das Dröhnen der Hufe ganz, wurde von dem stetigen Prasseln des Regens übertönt. Sie strengte die Ohren an, konnte aber nichts mehr hören. Dann war ein Ruf zu vernehmen. In der Kutsche war nicht zu verstehen, was gerufen wurde, aber als Antwort zügelte ihr Kutscher die Pferde weiter, bis sie anhielten.
    Die Federung der Kutsche knarrte, und die Jungen waren ganz wach.
    Alicia blickte zu Maggs. Mit schief gehaltenem Kopf lauschte er angestrengt.
    Kein Straßenräuber würde eine Kutsche benutzen, und es konnte auch nicht …
    Die Tür wurde aufgerissen. Eine groß gewachsene dunkle Gestalt zeichnete sich in der Öffnung ab.
    Tony schaute sich im Inneren der Kutsche um, dann fasste er hinein und packte Alicia am Handgelenk.
    »Bleibt hier und wartet.«
    Bei seinem Ton, der keinen Gedanken an Ungehorsam aufkommen ließ, setzten die vier männlichen Wesen sich aufrechter hin. Er ließ sich nicht die Zeit, ihre Mienen zu betrachten, sondern zog Alicia - die sprachlos war vor Verblüffung - ohne viel Aufhebens von ihrem Sitz und aus der Kutsche.
    Er stützte sie, damit sie nicht stürzte, dann marschierte er mit ihr ein Stück die Straße entlang, zerrte sie hinter sich her. Sie keuchte, es blieb ihr aber nichts anderes übrig, als mit ihm zu gehen.
    Wegen ihres albernen Fluchtversuches war er schon bis auf die Haut durchnässt; und sie war es ebenfalls, als er schließlich eine Stelle erreichte, die weit außer Hörweite der Kutsche lag.
    Da endlich ließ er ihre Hand los und fuhr zu ihr herum. Er starrte sie durch den Regen finster an.
    » Was, zum Teufel, hast du dir dabei gedacht?«
    Die Frage durchschnitt die Nacht wie ein Peitschenknall. Auf dem meilenweiten Weg hierher hatte er sich fest vorgenommen, nicht zu heftig zu reagieren, erst herauszufinden, weshalb sie weggelaufen war, ehe er ihr eine Standpauke hielt, die sich gewaschen hatte. Aber ihr Anblick in der Kutsche, mit der sie ihn verlassen hatte, hatte gereicht, dass alle guten Vorsätze sich in Luft aufgelöst hatten.
    »Ich fahre nach Hause!« Ihr Haar klebte an ihren Wangen, Regen rann daraus über ihr Gesicht.
    »Dein Zuhause liegt in der Richtung!« Er deutete mit dem Finger dorthin, woher sie gekommen waren.
    »Da, wo ich dich zurückgelassen habe - in Torrington Chase.«
    Sie richtete sich auf, verschränkte die Arme vor sich und schob das Kinn vor.
    »Ich will nicht länger deine Mätresse sein.«
    Wenn Alicia irgendwelche Zweifel gehegt hatte, ob Marie ihr Versprechen gehalten und sich dumm gestellt hatte, ihm nicht erklärt hatte, was los war, so legten sie sich angesichts seines Gesichtsausdruckes. In rascher Folge spiegelten sich verschiedene Gefühle auf seinen Zügen wider: Verblüffung,

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