Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein verführerischer Schuft

Ein verführerischer Schuft

Titel: Ein verführerischer Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
Vom Netzwerk:
sich in sein Los und machte sich bereit, in Amery House vorstellig zu werden, zu einem der Empfangsnachmittage seiner Patentante, zu dem er beordert worden war. Er wusste sehr genau, dass er solch eine Aufforderung nicht ignorieren konnte. So schlenderte er also in ihren Salon, beugte sich über ihre Hand und stellte sogleich resigniert fest, dass er einer von insgesamt nur vier anwesenden Herren war.
    Félicité strahlte ihn an.
    » Bon! Du wirst mir und deiner Maman eine große Freude machen und den Demoiselles hier ein wenig Aufmerksamkeit schenken, ja?«
    Trotz ihrer Worte stand in ihren Augen eine ehrliche Bitte. Er spürte, wie es um seine Lippen zuckte. Eine Hand über sein Herz legend erklärte er:
    »Ich lebe, um zu dienen.«
    Es gelang ihr nur knapp, sich ein abfälliges Schnauben zu verkneifen. Sie gab ihm mit dem Fächer einen Klaps auf die Finger, dann benutzte sie ihn, um damit auf die Trauben junger Damen zu deuten, die vor den Fenstern saßen.
    » Viens! « Sie machte scheuchende Handbewegungen.
    »Geh - geh schon!«
    Das tat er.
    Es war eine beinahe schon zynische Erfahrung; keines der jungen Dinger, deren Matronen täglich zum Himmel flehten, dass er einer von ihnen zum Opfer fallen würde, hatte auch nur den Hauch einer Chance, sein Interesse zu gewinnen. Warum sie glaubten, er könne für ihre Reize empfänglich sein, entzog sich seinem Verständnis, aber er benahm sich, wie es erwartet wurde, blieb erst bei dem einen Grüppchen stehen, dann bei dem anderen, plauderte angenehm, ehe er weiterging. Er verweilte nie lange bei einer jungen Dame; aber niemand konnte ihn der Unzugänglichkeit bezichtigen.
    Er hatte sich im Zimmer umgesehen, als er hereingekommen war; Alicia Carrington war nicht da. Während er von Gruppe zu Gruppe ging, betrachtete er die Neuankömmlinge, aber sie erschien nicht.
    Während er zur fünften Gruppe der Gäste schlenderte, die beieinanderstanden, fing er Félicités Blick auf, bemerkte ihre verblüffte Miene. Er erkannte, dass er den Anschein erweckte, nach jemandem zu suchen, auf jemanden zu warten.
    Im Geiste zuckte er die Achseln und ging weiter.
    Als er kurz darauf gerade darüber nachdachte, ob er lange genug dort gewesen war, hörte er zwei Matronen, die ein Stück entfernt standen, den jüngsten Klatsch austauschen - Sachen, die sie für zu gewagt für die zarten Ohren ihrer Schützlinge hielten.
    Sein siebter Sinn regte sich; er hatte bemerkt, dass unter den älteren Damen etwas die Runde machte, irgendeine sensationelle Nachricht.
    Zu den alten Schachteln waren es vielleicht zwei Schritte, sie steckten die Köpfe zusammen, aber er verfügte über ein ausgezeichnetes Gehör.
    »Ich habe das von Celia Chiswick heute Morgen. Wir haben uns bei Lady Montacute zum Morgentee getroffen. Sie haben doch sicher von dem Mord an diesem Ruskin gehört, erstochen, gleich hier draußen auf dem Weg, nicht wahr?«
    Aus dem Augenwinkel sah Tony die Frau in den Garten zeigen.
    »Nun! Es sieht so aus, als habe er jemanden erpresst, eine Dame - eine Witwe.«
    »Nein! Wen?«
    »Das weiß man nicht.«
    »Aber irgendjemand muss doch eine Ahnung haben, oder?«
    »Man mutmaßt ja nicht gerne, aber … Sie wissen, mit wem er gesprochen hat, kurz bevor er diesen Raum verlassen hat und in den Tod gegangen ist, was?«
    »Nein.« Die Stimme der zweiten Frau senkte sich zu einem Zischen.
    »Wer war es?«
    Tony verlagerte sein Gewicht auf den anderen Fuß und sah, wie die erste Dame sich näher zur anderen beugte und ihr etwas ins Ohr flüsterte.
    Die Augen der zweiten weiteten sich; ihr Kinn sackte nach unten. Dann sah sie ihre Gefährtin an.
    » Nein! Ehrlich?«
    Mit schmalen Lippen nickte die andere.
    Die zweite klappte ihren Fächer auf und betätigte ihn.
    »Gütiger Himmel! Und ausgerechnet sie, mit ihrer bezaubernden Schwester im Schlepptau. Nun ja.«
    Tony bemühte sich um eine unbeteiligte Miene, was angesichts des Gefühlschaos in seinem Inneren nicht einfach war. Er war wie vor den Kopf geschlagen. Innerlich ergrimmt verbrachte er noch ein paar Minuten mit den süßen jungen Dingern, dann entschuldigte er sich und begab sich zur Tür.
    Doch Félicité trat ihm in den Weg.
    »Du gehst doch nicht etwa schon so bald?« Sie legte ihm eine Hand auf den Arm; sofort umschattete Sorge ihre Augen. Sie senkte die Stimme.
    »Was ist los?«
    Er zögerte, dann sagte er:
    »Ich muss etwas Geschäftliches erledigen. Ich muss gehen.«
    Ihre Sorge nahm zu.
    »Ich dachte, du seist damit fertig.«
    Er

Weitere Kostenlose Bücher