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Ein verführerischer Schuft

Ein verführerischer Schuft

Titel: Ein verführerischer Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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sein Gesicht, die schwarzen Augen, die sie durchbohrten.
    »Er hatte uns gesehen - wir hatten ihn weder gesehen noch getroffen. Da noch nicht. Erst, als wir nach London kamen.«
    »Was wusste er über Sie?«
    Sie konnte den Blick nicht abwenden, überlegte kurz und befeuchtete sich mit der Zungenspitze die Lippen.
    »Es ist nichts, was mit seinem Tod zu tun hat. Das kann nicht sein. Es betrifft niemanden außer mir.«
    Tony hielt ihren Blick eine kleine Ewigkeit; sie wankte nicht, sagte aber auch nicht mehr. Sie war nicht länger so trotzig, aber in dem einen Punkt unerbittlich. Sie würde es ihm nicht sagen. Schließlich riss er seinen Blick von ihrem los, schaute über ihren Kopf und zwang sich, tief durchzuatmen und nachzudenken. Dann sah er sie wieder an.
    »Weiß irgendjemand in London diese Sache, die Ruskin wusste?«
    Sie blinzelte, dachte nach.
    »Nein.« Ihre Stimme wurde kräftiger.
    »Niemand.«
    Er verdaute das, nahm es an.
    »Also hat er Ihnen einen unsittlichen Antrag gemacht - Ihnen mit Entlarvung gedroht.« Er zwang sich, die Worte auszusprechen, die heftige Wut zu ignorieren, die der Gedanke in ihm weckte.
    »Was dann?«
    »Ich habe um Bedenkzeit gebeten, und er hat mir vierundzwanzig Stunden zugestanden. Er sagte, er wolle am nächsten Abend bei mir vorsprechen.« Mit der Erinnerung kam wieder dasselbe Entsetzen wie damals; er konnte es in ihren Augen lesen und fragte sich, was sie ihm verschwieg.
    »Dann ist er gegangen.«
    Als sie verstummte, hakte er nach.
    »Und dann?«
    »Ich war durcheinander, aufgebracht.« Sie schien nicht bemerkt zu haben, dass sie unwillkürlich die Hand zum Hals gehoben hatte.
    »Ich habe um ein Glas Wasser gebeten, mich hingesetzt und nachgedacht. Da ist mir eingefallen, dass er … dass es möglich sein könnte, ihn auszubezahlen. Ich stand auf und sah, wie er durch die Terrassentür verschwand. Da beschloss ich, ihm zu folgen und mit ihm zu reden - ihn wenigstens dazu zu bringen, mir mehr Zeit zu gewähren.«
    Die Angst von dem Abend war in ihrer Stimme zu hören. Er schluckte einen wüsten Fluch hinunter und bezwang mit Mühe den Drang, sie in seine Arme zu reißen; vermutlich würde sie sich ohnehin nur wehren.
    »Also sind Sie ihm nachgegangen.«
    Sie nickte.
    »Aber erst habe ich Adriana Bescheid gegeben, wohin ich wollte.«
    »Und dann sind Sie auf die Terrasse gegangen.«
    »Ja, aber er war gar nicht da. Es war kühl - ich habe mich umgeschaut und bemerkte eine Bewegung unter dem großen Baum. Ich dachte, dass er das war, und bin hingegangen. Dann habe ich ihn gefunden …« Sie machte eine Pause.
    »Den Rest kennen Sie.«
    »Ist irgendjemand vor Ihnen auf die Terrasse getreten? Oder noch vor Ruskin?«
    »Nein. Aber ich habe die Türen auch nicht ständig im Blick gehabt.«
    Egal, es war unwahrscheinlich, dass ein Herr in Hut und Mantel Amery House durch den Salon und über die Terrassentüren verlassen würde. Wenn er ihre Informationen mit dem zusammenbrachte, was er bereits wusste, wurde klar, was geschehen sein musste.
    Sie hatte sein Schweigen ausgenutzt, sich zu fassen und ihre Truppen neu in Stellung zu bringen.
    Er sah ihr in die Augen.
    »Ich nehme an, Ruskin hat keine Bemerkung darüber gemacht, dass er jemanden treffen wollte.«
    »Nein. Warum? Oh … ich vermute, er muss sich dort mit jemandem getroffen haben.«
    »Genau. Als ich in die Park Street einbog, sah ich einen Herrn in Mantel und Hut aus dem Gartentor treten und weggehen. Er war zu weit von mir entfernt, als dass ich ihn hätte identifizieren können, aber er kam eindeutig aus dem Tor zum Garten meiner Patentante. Wenn man die Zeit berücksichtigt, die Sie benötigt haben, um zum Baum zu gelangen, und die, die ich von der Straßenecke bis zum Tor brauchte, muss er - dieser Mann - es gewesen sein, den Sie unter dem Baum gesehen haben.«
    Sie wurde blass. Sah ihn starr an. Nach einer Weile fragte sie:
    »Wer sind Sie?«
    Er ließ zwei Herzschläge verstreichen, ehe er erwiderte:
    »Sie wissen, wie ich heiße.«
    »Ich weiß, dass ich nur Ihr Wort darauf habe, dass da ein anderer Mann war, dass nicht Sie derjenige waren, der Ruskin erstochen hat.«
    Der Vorwurf, das Misstrauen trafen ihn, ärgerten ihn. Er hielt ihrem Blick stand und sagte leise:
    »Sie sollten vielleicht in Betracht ziehen, dass ich alles bin, was zwischen Ihnen und einer Mordanklage steht.«
    In dem Moment, wo er diese Worte sprach, wünschte er, er hätte sie ungesagt gelassen.
    Sie riss den Kopf hoch, machte einen Schritt

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