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Ein verführerischer Schuft

Ein verführerischer Schuft

Titel: Ein verführerischer Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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entlangging. Er hatte unwillkürlich gedacht, »nett herausgeputzt« - wegen des Persianerkragens am Mantel des Mannes.
    »Und«, fuhr der alte Mann fort, »er war ein feiner Pinkel, so wie Sie. Hat gut gesprochen und hatte diese besondere Art, wie er sich bewegte, wie er seinen Stock hielt.«
    Tony nickte. »Wie alt war er? Welche Haarfarbe? War da sonst noch etwas Auffälliges an ihm - ein Silberblick oder eine lange Nase?«
    »Er müsste etwas älter als Sie sein - wenigstens vierzig, aber gepflegt. Sein Haar war eher braun, aber was sein Gesicht angeht, so gab es da nichts, was einem aufgefallen wäre. Gleichmäßige Züge« - der Alte betrachtete Tony wieder - »aber nicht so ebenmäßig wie bei Ihnen.«
    Er zuckte die Achseln.
    »Er war ein gut gekleideter Gentleman, wie man ihn hier überall auf den Straßen sieht.«
    Tony bedankte sich bei dem Mann.
    Sobald er auf dem Bürgersteig war, blieb er stehen, dann machte er sich auf den Weg zur Upper Brook Street; der Spaziergang würde ihm guttun, ihm helfen, einen klaren Kopf zu bekommen. Ein gewisser A.C. hatte Ruskin in den vergangenen vier Jahren große Summen gezahlt. Davon einmal abgesehen, war er sich sehr sicher, dass die Dinge nicht so waren, wie sie auf den ersten Blick schienen.

    Ein paar Stunden ungestört in seiner Bibliothek brachten ihm Klarheit, wenigstens was seine nächsten Schritte betraf.
    Durch Ruskins Erpressung und schicksalhafte Zufälle wurde Alicia Carrington immer weiter in seine Ermittlungen hineingezogen. Was seine persönlichen Interessen anging, so musste er dringend verlorenen Boden wiedergutmachen, ihr Vertrauen zurückgewinnen. Das würde eine Entschuldigung erforderlich machen und - schlimmer noch, Erklärungen. Dies alles ging nicht ohne ein gewisses Maß an Planung, wozu er noch einiges auskundschaften musste. Sein Stallbursche kam von der schmalen Gasse hinter der Waverton Street mit den notwendigen Details, und Tony konnte seinen Plan schmieden.
    Er begann die Umsetzung mit einer Botschaft an seine Patin, dann sandte er eine weitere Nachricht nach Manningham House.
    Als die Uhr neun schlug, standen er und Geoffrey an der Wand von Lady Herringtons Ballsaal und beobachteten die Neuankömmlinge.
    »Ich wäre nie auf die Idee gekommen, einen Stallburschen zu schicken.«
    Ohne die Augen von dem Gedränge am Eingang zu wenden, konnte Tony spüren, dass Geoffrey seine Rolle genoss.
    »Halte dich nur an mich, und du lernst eine ganze Reihe von nützlichen Tricks.« Tonys Blick war fest auf die Stufen in den Ballsaal gerichtet.
    Geoffrey schnaubte abfällig.
    Die Bande alter Freundschaft hatten sich rasch wieder verstärkt, was sie beide ein wenig überrascht hatte. Tony war vier Jahre älter als Geoffrey; ein großer Teil ihrer Kindheit war durch Geoffreys Verlangen gekennzeichnet gewesen, sich zu Tonys Rivalen aufzuschwingen. Dennoch hatte es viele Gelegenheiten gegeben, bei denen sie ihre Kräfte in verschiedenen Teufeleien vereint hatten; die Freundschaft unter der Rivalität war also stark.
    »Da sind sie.«
    Tony richtete sich auf. Ganz oben am Kopf der Treppe hatte er dunkle Locken über einer blassen Stirn entdeckt.
    Geoffrey reckte den Hals.
    »Bist du sicher?«
    »Völlig.« Was an und für sich schon verräterisch genug war.
    »Vergiss nicht - sobald sie am Fuß der Treppe ankommen. Fertig?«
    »Genau hinter dir.«
    Sie stießen zu wie geplant, eine perfekt ausgeführte Attacke, die Alicia von Adriana trennte, sobald die Schwestern den Fuß auf den Boden des Ballsaales setzten. Geoffrey nahm Adrianas Hand - die sie ihm mit einem entzückten Lächeln reichte - und stellte sich geschickt zwischen die beiden, zog Adriana mit sich, sodass sie ihre Schwester nicht mehr sehen konnte.
    Ehe Alicia sich fassen konnte, wurde sie gefasst, zur Seite geführt; Tony steuerte sie an den Stufen vorbei zu der Nische daneben, an die sich ein kleines nahezu verlassenes Foyer und eine Tür anschlossen.
    Dort waren sie angekommen, bevor sie auch nur einmal tief durchatmen konnte.
    Dann aber holte sie Luft. Ihre Augen richteten sich auf sein Gesicht. Sie sprühten vor Zorn.
    Der sengende Blick fand seinen, und er erwiderte ihn ruhig. Ihr Busen hob sich, ihre Lippen teilten sich - zu einer vernichtenden Abfuhr, daran zweifelte er nicht.
    »Wehren Sie sich nicht gegen mich.« Er sprach leise, aber seine Stimme klang wie Stahl.
    »Durchbohren Sie mich nicht mit Blicken, und um Himmels willen, springen Sie mir nicht ins Gesicht. Ich muss mit Ihnen

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