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Ein verführerischer Schuft

Ein verführerischer Schuft

Titel: Ein verführerischer Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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sich alles, aber ihr war das zunehmend egal. Sie hatte sich irgendwie verändert in den kurzen Augenblicken - sie fühlte sich wenigstens zu Teilen neu, anders. Oder vielleicht auch einfach enthüllt, aufgedeckt und geweckt. Dieser Teil von ihr konnte die Erfüllung seines Versprechens »aber bald« gar nicht erwarten.
    Sie hätte vielleicht gedacht, dass sie verrückt geworden war, aber sie wusste, dem war nicht so. Dies hier war eine Facette des Lebens, die sie erst noch kennenlernen musste, erkunden wollte.
    Als Witwe konnte sie nicht so tun, als verstünde sie nicht, was zwischen ihnen geschah. Der Ausdruck seiner Augen überzeugte sie, dass sie keinen Erfolg damit haben würde, abzustreiten, dass ihr Hunger existierte. Er hatte ihn gesehen, gefühlt und verstanden - beinahe besser als sie selbst.
    Es gab nichts, was sie sagen konnte - das ihr einfiele oder das sicher war -, daher erwiderte sie einfach nur seinen Blick und wartete mit heftig schlagendem Herzen darauf, seiner Führung zu folgen.
    Das schien eine passende Reaktion. Als er sie fragend ansah, während er ein paar Schritte wegtrat, hob sie bloß eine Braue und sah seine Lippen zucken.
    Er nahm ihre Hand, hob sie an seine Lippen.
    »Ich werde dich jetzt verlassen. Ich fürchte, heute Abend werde ich nicht zu Waverleys Ball kommen.«
    Er drehte sich zur Tür um; sie ging neben ihm.
    »Ich muss mich mit anderen über den Stand und Fortschritt meiner Ermittlungen beraten.«
    Er öffnete die Tür; sie ging ihm voraus in die Diele.
    »Die Gerüchte um dich und Ruskin sollten schon nachlassen.«
    Sie schaute ihn an, sah Sorge in seinem Blick.
    »Ich bin sicher, wir werden damit schon fertig werden.«
    Ihre gleichmütige Antwort schien ihn nicht zu beruhigen.
    »Lady Amery wird auf jeden Fall da sein und Lady Osbaldestone auch, falls du Hilfe brauchen solltest.«
    Sie zog die Haustür auf, hielt sie offen und blickte ihn an.
    »Ich bezweifle, dass es nötig sein wird, aber ich werde es mir merken.«
    Er blieb neben ihr stehen, sah ihr tief in die Augen. Sie hatte irgendwie den Eindruck, als ob er noch etwas sagen wollte, irgendetwas anderes, aber er fand einfach nicht die rechten Worte.
    Dann streckte er die Hand aus und strich ihr mit dem Daumen über die Unterlippe.
    Sie pochte.
    Rasch beugte er sich vor und küsste sie kurz, aber mit Nachdruck darauf, dann richtete er sich wieder auf.
    »Ich werde morgen bei dir vorsprechen.«
    Mit einem letzten Gruß lief er die Stufen hinab.
    Sie stand an der Tür, schaute ihm nach und schloss sie hinter ihm. Sie blieb stehen, wartete, bis ihre Nerven sich beruhigt hatten und die Spannung aus ihr gewichen war, dann ging sie mit fest zusammengepressten Lippen zur Treppe.

    Alicia klopfte an Adrianas Schlafzimmertür und trat ein, ohne eine Antwort abzuwarten.
    Ihre Schwester lag ausgestreckt auf dem Bett, ein Skizzenheft vor sich; sie schaute auf und lächelte - verschmitzt.
    »Ist er fort?«
    »Ja.« Alicia runzelte die Stirn, als Adriana aufsprang und sich hinsetzte.
    »Aber du hättest uns nicht allein lassen dürfen.«
    »Warum denn nur nicht?« Adriana lächelte übermütig.
    »Er hat doch nur darauf gewartet, mit dir allein zu sein, nicht wahr?«
    Alicia ließ sich am Fußende des Bettes nieder und verzog das Gesicht.
    »Vermutlich schon. Aber egal, es wäre klüger, wenn ich nicht mit ihm allein wäre.«
    »Unsinn! Du bist Witwe - dir ist es erlaubt, mit Herren allein zu sein.«
    Adrianas Augen funkelten.
    » Besonders mit Herren wie ihm.«
    »Aber ich bin keine Witwe - schon vergessen?« Alicia runzelte die Stirn.
    »Und Herren wie er sind gefährlich.«
    Adriana wurde sogleich nüchtern.
    »Sicherlich nicht - nicht er.« Sie zog die Brauen zusammen.
    »Geoffrey hat mir erzählt, dass Tony - Lord Torrington - vollstes Vertrauen verdient. Er ist ein bis ins Mark ehrenwerter Gentleman.«
    Alicia hob die Brauen.
    »Das mag schon sein, aber er hält mich für eine Witwe. Sein Verhalten mir gegenüber basiert darauf.«
    »Aber …«, Adrianas Verwirrung wuchs; sie zog die Beine an und rückte näher zu ihrer Schwester, betrachtete ihr Gesicht, »Gentlemen heiraten Witwen, weißt du?«
    »Vielleicht.« Alicia fing ihren Blick auf.
    »Aber wie viele Adelige heiraten Witwen? Ich denke eher nicht, dass es völlig alltäglich ist. Und du weißt doch, was in den Büchern stand - wenn sie nicht selbst aus einer adeligen Familie stammt, werden Witwen von den Herren der guten Gesellschaft gerne als perfekte Kandidaten für die

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