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Ein verführerischer Schuft

Ein verführerischer Schuft

Titel: Ein verführerischer Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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sich eine Gelegenheit entgehen zu lassen, sie zu genießen.«
    »Exakt.« Alicia reichte ihr die Hand; Adriana lächelte und neigte den Kopf.
    »Man kann jeden Abend nur eine begrenzte Anzahl von Bällen und Gesellschaften besuchen, und oft herrscht ein solches Gedränge, dass man niemanden finden kann.«
    Lady Cowpers Augen glitzerten.
    »Besonders wenn man so viele irrige Annahmen richtigstellen muss. Aber dieser kleine unangenehme Zwischenfall scheint schon wieder in Vergessenheit zu geraten, so schnell, wie manche von uns es sich nur wünschen können.«
    Alicia wechselte ein verständnisvolles Lächeln mit Ihrer Ladyschaft. Sie plauderten noch ein paar Minuten über die jüngsten Neuigkeiten, dann verabschiedeten sie sich; ihre Kutsche fuhr weiter.
    Zu Lady Huntingdon, dann zu Lady Marchmont und schließlich zu Lady Elphingstone.
    »Diese Farbe steht Ihnen ja so sehr, meine Liebe«, rief Lady Elphingstone und musterte den maronenbraunen Twill von Alicias Nachmittagskleid durch ihre Lorgnette, dann richtete sie das gute Stück auf Adrianas Kleid in ganz blassem Limonengrün.
    »Ich muss neidlos anerkennen, dass Sie beide stets nach dem letzten Schrei gekleidet sind - aber nie übertrieben, sondern genau im rechten Maß. Ich wünschte nur, meine Nichte würde sich Sie beide zum Vorbild nehmen.«
    Alicia erkannte den Fingerzeig.
    »Ist Ihre Nichte denn in der Stadt?«
    Lady Elphingstone nickte.
    »Sie wird heute Abend auf Lady Cranburys Gesellschaft sein. Ich nehme an, Sie beide kommen auch?«
    »Bestimmt.« Das sagte Adriana mit einem herzlichen Lächeln; sie kannte ihre Rolle gut.
    »Wir würden uns sehr freuen, die Bekanntschaft Ihrer Nichte zu machen, wenn das möglich wäre.«
    Lady Elphingstone lächelte strahlend.
    »Ich werde sie Ihnen vorstellen.«
    Alicia erwiderte das Lächeln.
    »Wir freuen uns schon darauf.« Durch solche kleinen Manöver wurden wertvolle Allianzen geschmiedet.
    Sie verließen Lady Elphingstone. Alicia schaute nach vorne, dann wies sie den Kutscher an, zurück in die Waverton Street zu fahren. Adriana warf ihr einen fragenden Blick zu. Alicia lehnte sich in die Polster zurück und bemerkte:
    »Ich habe für heute genug.«
    Adriana nahm diesen Entschluss mit ihrer gewohnten Unbekümmertheit hin; Alicia verkniff sich, den wahren Grund zu nennen - sie brauchte Adriana damit nicht zu belasten.
    Sie hatte genug - genug davon, andere zu täuschen. Aber sie hatte die Rolle angenommen, die sie nun spielen musste; Schuldgefühle, die damit zusammenhingen, musste sie allein tragen.
    Während die Kutsche unter den Bäumen über den Fahrweg rollte, auf dem sich ein modisches Gefährt an das andere reihte, nickten sie und Adriana freundlich und lächelten, winkten; die Zahl der Damen, mit denen sie bekannt waren, war in den letzten Tagen dramatisch angewachsen. Oder, um es genauer zu sagen, die Zahl der Damen, die ihre Bekanntschaft suchten, war gestiegen wegen Tony - Seiner Lordschaft - und derer, die er gebeten hatte, ihnen wohlwollend zu begegnen.
    Das Parktor kam näher; die Kutsche fuhr hindurch, und sie waren nicht länger verpflichtet, auf die Menschen um sie herum zu achten. Alicia konnte nicht verhindern, sich zu fragen, wie sie aufgenommen würden, wenn die Wahrheit bekannt wäre.
    Dieser Gedanke beschäftigte sie immer öfter. Tony - Torrington - hatte sich auf ihre Seite geschlagen; wenn ihr Geheimnis aufgedeckt würde, hinge auch er mit darin. Schuldig, weil er Umgang mit ihnen gepflegt hatte - damit war die gute Gesellschaft schnell bei der Hand.
    Diese Sorge belastete sie; erst als sie in die Waverton Street einbogen und sie an ihre Brüder und ihren kleinen Haushalt denken musste, erkannte sie, dass ihre Sorge wegen Torrington ganz ähnlich war, ein ständiges nagendes Denken an alle, die ihrer Obhut unterstanden.
    Mit einem Ruck blieb die Kutsche stehen. Innerlich beunruhigt ließ sie sich von dem Lakaien beim Aussteigen behilflich sein. Sie irrte nicht, wenn sie überlegte, was sie fühlte, aber Tony war niemand, der von ihr abhängig war - oder gar ihrer Obhut unterstellt. Warum dann empfand sie so stark - so eindeutig? So echt.
    Nachdem auch Adriana ausgestiegen war, verbeugte sich der Lakai und ging wieder auf seinen Platz hinten an der Kutsche. Das Gefährt entfernte sich rumpelnd. Adriana begann die Stufen hochzusteigen. Alicia schloss ihren Sonnenschirm und folgte ihr langsamer.
    Jenkins würde mit den Jungen oben sein; Adriana öffnete die Haustür und trat ein, drehte sich

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