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Ein verführerischer Schuft

Ein verführerischer Schuft

Titel: Ein verführerischer Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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dann um, um ihrer Schwester den Sonnenschirm abzunehmen.
    »Ich lege sie in den Salon. Mir ist ein neues Muster eingefallen - ganz ähnlich wie die französische Jacke. Ich will es rasch aufzeichnen, ehe es mir wieder entfällt.« Mit raschelnden Röcken eilte sie in Richtung Salon.
    Alicia blieb in der Diele stehen, schaute ihrer Schwester nach … hielt einen Moment inne, um im Geiste Dank zu sagen, dann hörte sie Schritte auf den Stufen.
    Sie sah auf - und ihr Herz machte einen Satz.
    Es konnte kein Zweifel herrschen; vor ihren Augen kam Tony langsam die Treppe hinab, seine Lippen zu einem leichten Lächeln verzogen, aber in seinen Augen stand ein wachsamer Ausdruck. Sie begriff, was sie empfand, konnte die aufkommende Vorfreude, das Glücksgefühl nicht verhindern.
    Es hatte sie schlimm erwischt.
    Mit einer Hand deutete er nach oben.
    »Ich war bei deinen Brüdern.«
    Er erreichte die unterste Stufe, kam zu ihr.
    Mit jedem seiner Schritte spürte sie seine Gegenwart deutlicher, war sie sich seiner mehr bewusst - es war, als ob sich ihre Sinne ihm entgegenreckten.
    Er blieb direkt vor ihr stehen. Sein Blick traf ihren, fragend, leicht belustigt. Dann, ehe sie ihn aufhalten konnte, beugte er den Kopf und küsste sie.
    Sanft, zärtlich.
    Er hob den Kopf wieder, schaute ihr in die Augen.
    »Ich muss ungestört mit dir sprechen.« Er blickte sich um, dann machte er eine Handbewegung.
    »Sollen wir den Salon nehmen?«
    Sie sah zur geschlossenen Tür. Ihre Lippen prickelten noch; es war schwierig, ihren Verstand dazu zu bringen, vernünftig zu arbeiten.
    »Ja. Wenn …« Hatten ihre Brüder etwas gesagt, was sie besser unerwähnt gelassen hätten?
    Der Gedanke und die daraus resultierende Panik halfen ihr dabei, sich zu fassen. Sie drehte sich um und durchquerte, gefolgt von Torrington, die Diele. Ihre Schutzinstinkte waren jäh alarmiert. Egal, was sie für ihn empfand, sie durfte auf keinen Fall vergessen, dass wenn er je die Wahrheit erführe, er für sie alle eine mindestens so große Gefahr darstellte, wie Ruskin es getan hatte.
    Genau genommen war die Bedrohung, die er darstellen konnte, sogar noch größer.
    Tony öffnete die Tür, wartete, dass sie eintrat, dann ging er hinter ihr in das elegant eingerichtete Zimmer. Sein Blick fiel als Erstes auf die Fenster - zwei hohe Fenster, die auf die Straße hinausgingen. Mit einer Hand schloss er die Tür hinter sich und schaute sich um. Aber es war nichts Persönliches von ihr oder ihrer Familie hier zu entdecken - weder auf dem Kaminsims, noch auf den verschiedenen Beistelltischchen zwischen den beiden Sofas und den Polsterstühlen.
    Sie blieb in der Mitte des farbenfrohen türkischen Teppichs stehen; erhobenen Hauptes, die Schultern gereckt und den Rücken gerade drehte sie sich zu ihm um, dann verschränkte sie die Hände vor sich.
    »Du hast nicht genug Diener.«
    Er hatte keine Ahnung, was sie gedacht hatte, was er sagen wollte, aber das war es keinesfalls gewesen. Sie blinzelte, dann runzelte sie die Stirn, während sie über diese Haushaltsangelegenheit nachdachte. Wenn er ihr verriete, dass es ihn insgeheim entzückte, sie ab und zu aus dem Gleichgewicht zu bringen, sie zu verwirren, dann würde sie das gewiss nicht billigen, aber in diesen Augenblicken zeigte sie eine sonst verborgene Verletzlichkeit, die er besonders faszinierend fand; die ihn auf besondere Weise ansprach - wie jetzt auch.
    »Diener?« Ihr Stirnrunzeln war eindeutig.
    »Wir haben schließlich Jenkins.«
    »Ein Mann für ein Haus dieser Größe mit einer Familie von dieser Größe?«
    Sie reckte ihr Kinn trotzig, als er dicht vor sie trat.
    »Wir haben nie die Notwendigkeit gesehen, mehr Bedienstete anzustellen. Uns geht es gut, so, wie es ist.«
    Er blieb wenige Zoll vor ihr stehen, fing ihren Blick auf, hielt ihn.
    »Ich mache mir Sorgen.«
    Sie sah ihn forschend an.
    »Weswegen?«
    »Wegen der Richtung, in die meine Ermittlungen sich bewegen - und dem Umstand, dass jemand Gerüchte über dich in die Welt gesetzt hat. Deinetwegen - die Witwe, die von Ruskin erpresst wurde.«
    Sie zögerte, dann sagte sie:
    »Adriana und ich sind immer sehr vorsichtig.«
    »Das mag so sein, aber dieses Haus ist groß … Und ihr habt drei jüngere Brüder.«
    Er musste nicht mehr sagen; er sah Beunruhigung in ihrer Miene, die dann aber Nachdenken Platz machte und schließlich Verwunderung. Er wählte diesen Augenblick, um zu sagen:
    »Ich habe ein riesiges Haus mit sehr vielen Dienstboten, von denen eine

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