Ein verfuehrerischer Tanz
zu tauschen, aber …«
»Bellamy spielt da nicht mit, ich weiß. Der Kodex des Stud Clubs steht für gute Erziehung«, äffte er Julian nach. »Wehe, wir benehmen uns daneben!«
Die beiden lachten verhalten, weil der Scherz auf Kosten des toten Leo ging.
»Gut, dann spielen wir eben um die Münze«, entschied Spencer. Etwas zerrte an seiner Angel, doch als er sie hochzog, war der Fisch verschwunden. »An einem der nächsten Abende werden wir Bellamy zu einer Runde Karten einladen. Das dürfte kein Problem sein, denn hier gibt es sonst nicht viel Ablenkung. Überlassen Sie alles mir. Ich weiß, wie wir es machen. Wenn ich in einer Runde zehntausend Pfund verloren habe, verlieren Sie in der nächsten Runde die Münze an mich, einverstanden?«
»Ich will zwanzigtausend.«
»Fünfzehn. Das ist mein letztes Wort.«
»Sie haben Lily zwanzigtausend angeboten.«
»Sie ist hübsch und trauert um ihren Bruder. Sie dagegen sind ein hässlicher Unsympath.«
Ashworth zuckte mit den Schultern.
»Gut, einverstanden.«
Sie verstummten für eine Weile.
»Wo wir schon einmal hier sind … ich denke, ein klärendes Gespräch zwischen uns beiden ist schon seit Jahren überfällig.« Spencer stockte und inspizierte nachdenklich den Köder an seinem Angelhaken. »Wegen Eton … das war nichts Persönliches. Eigentlich hatte ich gar nichts gegen Sie.« So, jetzt war es heraus. Im Grunde genommen hatte er den Streit nicht angefangen.
Eine Libelle flog vorbei. Spencer warf abermals die Angel aus.
Schließlich antwortete Ashworth:
»Ehrlich gesagt hatte ich auch nichts gegen Sie.«
»Gut, damit ist die Sache für mich aus der Welt.« Meine Güte, jetzt bloß nicht sentimental werden. Spencers Augen wurden schmal. Ob Amelia sie deswegen zum Angeln geschickt hatte? Damit sie sich endlich aussprachen? Dieses kleine Luder.
»Wenn Sie nichts gegen mich hatten«, griff Ashworth den Gesprächsfaden wieder auf, »weshalb haben Sie sich dann mit mir geprügelt?«
Spencer seufzte. Das hatte er sich einfacher vorgestellt. Warum biss denn kein Fisch an, damit dieses verdammte Gespräch endlich beendet war?
»Keine Ahnung«, antwortete er zögernd. »Das war Zufall oder meinetwegen Schicksal.«
In Eton hatte er sich unmöglich aufgeführt. Mit siebzehn war er damals einer der ältesten Schüler gewesen und eine Niete in Latein. Hinzu kam sein kleines Problem: Ihm brach im überfüllten Schulzimmer der Schweiß aus. Der einzige Junge, der sich noch grauenvoller benahm, war Rhys St. Maur – ein Jahr jünger als Spencer, aber um einiges größer und kräftiger. Die beiden wetteiferten heimlich um den Titel »Schlimmster Eton-Schüler«. Warum Rhys so viel Ärger machte, war Spencer ein Rätsel. Er selbst benahm sich absichtlich wie der hinterletzte Rüpel. Weil er hoffte, dass sein Onkel ihn nach Kanada zurückschickte, wenn das Maß voll war.
An einem sonnigen, aber bitterkalten Tag im Februar kam der Brief. Anfangs hatte er sich gefreut, als man ihn aus dem Griechischunterricht holte. In der Depesche stand, dass sein Vater vor einem Monat in Kanada gestorben war. Er war seit einem Monat eine Vollwaise und hatte es nicht einmal gewusst. Jetzt war es sowieso egal, wie er sich aufführte. Er konnte nicht mehr nach Hause. Es gab kein Zuhause mehr.
Er war am Boden zerstört gewesen. Wütend auf sich selbst, auf seinen Vater, seinen Onkel, den lieben Gott.
Und Rhys St. Maur suchte sich ausgerechnet jenen Tag aus, um ihn zu provozieren.
»Zufall? Schicksal?«, wiederholte Rhys. »So dumm kamen Sie mir eigentlich nicht vor. Man kann nicht gegen das Schicksal gewinnen.«
»Mag sein«, grummelte Spencer. »Letztlich war ich auch nicht traurig, dass ich verloren habe.«
Anders als Amelia hing er seiner Vergangenheit nicht nach. Er hatte alles erreicht, was man sich wünschen konnte: Er trug den Titel eines Herzogs, hatte Geld wie Heu, ein florierendes Geschäft und eine kluge, bezaubernde Ehefrau, die zufällig seine beste Freundin war. Ihm ging es blendend. Er wünschte sich bloß, seine bessere Hälfte empfände das genauso.
Er bekam den Hals einfach nicht voll. Vor ein paar Wochen hatte er noch geglaubt, nichts könne ihn glücklicher machen, als aus Amelias Mund zu hören, dass sie ihn genauso selbstlos und hingebungsvoll liebte wie ihre Brüder. Inzwischen hatte er es gehört. Und es war ihm nicht genug. Er wollte die erste Geige spielen in ihrem Leben. Ihr Ein und Alles sein.
Rhys nahm einen weiteren Lachs von der Angel.
»Das ist
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