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Ein verfuehrerischer Tanz

Ein verfuehrerischer Tanz

Titel: Ein verfuehrerischer Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Dare
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Szene durch den Kopf ging.
    »Ich wollte, dass Sie mich umbringen«, sagte er.
    Die Gäste am Tisch blickten sie erstaunt an. Weingläser klirrten leise.
    »Verzeihen Sie mir meine Offenheit«, wandte Rhys sich an die anderen, ehe er sich einen weiteren Bissen in den Mund schob. »Aber ich war nie besonders gut in höflicher Tischkonversation.«
    »Sie wollten, dass ich Sie umbringe«, wiederholte Spencer.
    »Deshalb bin ich immer wieder aufgestanden. Ich wollte sterben und wusste, wenn ich Ihnen oft genug meine Visage hinhalte, schlagen Sie mich irgendwann tot.« Er blickte zu Bellamy. »Hat er aber nicht.«
    »Es ist unerhört«, blaffte Spencer ihn an. »Sie wollten, dass ich mein ganzes Leben lang mit der Schuld herumlaufe, Sie kaltblütig umgebracht zu haben? Zum Henker, sind Sie noch bei Verstand, Ashworth?«
    Rhys hob die Schultern und ließ sie wieder sinken.
    »Das ist eine längere Geschichte. Sie waren der Erste, bei dem ich es versucht habe, aber gewiss nicht der Letzte. Ich habe lange gebraucht, bis ich die Strategie aufgegeben habe, Prügeleien zu provozieren, in der Hoffnung, dass sie mich ins Grab bringen.«
    »Wie lange?«
    »Keine Ahnung.« Rhys neigte den Kopf zur Seite. »Bis vor einem Monat vielleicht? In meinem Heer wurde ich dafür mit Orden dekoriert. Irgendwann kapierte ich, dass nur die Guten jung sterben. Wie dem auch sein mag, Bellamy, ich kann Ihnen versichern, dass Seine Hoheit niemanden umbringt.«
    »Das ist Jahre her«, bemerkte Bellamy. »Das beweist gar nichts.«
    »Das vielleicht nicht, aber das hier.« Spencer zog Leos Münze aus seiner Westentasche und warf sie auf den Tisch. »Das ist seine«, beantwortete er die Frage, die in der Luft hing. »Oben habe ich die anderen sieben, falls Sie sie zählen möchten.«
    »Ich wusste es.« Bellamys Gesicht lief rot an. »Ich wusste, Sie …«
    »Ich war’s«, fiel Jack ihm ins Wort. »Ich meine, ich habe Leo nicht umgebracht. Aber ich habe die Münze entdeckt. Sie befand sich im Besitz einer Pro…«
    Spencer schlug mit der Faust auf den Tisch.
    »Jetzt nicht«, schnaubte er mit einem Blick zu Claudia. Wie konnten sie im Beisein des jungen Mädchens über Gewalttätigkeit, Mord und Prostituierte reden! »Wir führen dieses Gespräch nicht vor einem Kind.«
    »Ich bin kein Kind mehr!«, protestierte Claudia und warf zornig die Gabel auf den Teller. In ihren Augen standen Tränen. »Wann merkst du das endlich?«
    »Iss deinen Lachs«, wies er sie zurecht.
    »Nein, ich mag keinen Lachs.« Sie schob ihren Teller weg und murmelte: »Ich hasse dich!«
    Spencer seufzte und blickte hilfesuchend zu seiner Frau. Vielleicht konnte sie als Gastgeberin mit ihrem Charme das verkorkste Dinner noch retten. Doch Amelia wich seinem Blick aus und starrte verwirrt auf ihr Lachsfilet. Sie war schon den ganzen Abend so merkwürdig.
    Bellamy sagte:
    »Dann schicken Sie das Mädchen eben zu Bett. Ich für meinen Teil habe mir im letzten Monat auf der Suche nach Leos Mörder die Nächte um die Ohren geschlagen. Wenn hier am Tisch irgendjemand etwas über die Tat weiß, dann raus damit.«
    »Ich habe die Münze gefunden«, wiederholte Jack. »Sie war im Besitz der …« Er fing Spencers zornigen Blick auf. »Ähm … der Zeugin, die die Polizei rief und dafür sorgte, dass Leo zu Ihnen gebracht wurde.«
    »Wann haben Sie sie entdeckt?«
    »Einen Tag nach seinem Tod.«
    »Und wieso haben Sie uns das bislang verschwiegen?«
    Jack zuckte mit den Schultern.
    »Ich wusste damals weder, dass Sie die Münze suchen, noch dass sie Leo gehörte. Ich habe sie in Covent Garden kennengelernt, bin aber überzeugt, dass sie an dem Abend, wo der Boxkampf stattfand, in Whitechapel war. Wie dem auch sei, als ich sie noch einmal besuchen wollte, war das Vögelchen ausgeflogen. Ich hatte ihr eine Guinee für die Münze gegeben. Vermutlich ist sie von dem Geld nach Dover zu ihrer Mutter gefahren.«
    Spencer erhaschte Bellamys Blick.
    »Deshalb hatten wir kein Glück mit der Dame.«
    »Was heißt hier ›wir‹?«
    »Später.« Er hatte nicht vor, im Beisein von Claudia zu enthüllen, dass er in Whitechapel sämtliche Spelunken und Bordelle abgeklappert hatte. »Jetzt wissen wir wenigstens eins. Leos Mörder war nicht auf die Münze aus. Sonst wäre sie nicht in die Hände einer zufälligen Passantin gelangt.« Er drehte sich zu Jack. »Aber du hast sie gefunden?«
    »Letztendlich ja.« Er nickte. »Dachte, das könnte wichtig sein.«
    Interessant. Auf einmal wollte Jack ihm helfen?

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