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Ein verfuehrerischer Tanz

Ein verfuehrerischer Tanz

Titel: Ein verfuehrerischer Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Dare
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Entscheidung gewesen. Zumal die drei anwesenden Herren nicht unbedingt zu seinen erklärten Freunden gehörten.
    Spencer versuchte, Blickkontakt mit Amelia aufzunehmen, doch seine Frau starrte zerstreut in ihr Wasserglas. Das war sonst gar nicht ihre Art.
    »Das ist hier aber eine fröhliche Runde«, hob Jack an. »Bellamy, erzählen Sie uns doch einen guten Witz. Oder eine amüsante Geschichte. In London lassen Sie doch auch keine Gelegenheit aus, um für Stimmung zu sorgen.«
    »Wir sind aber nicht in London«, erwiderte Bellamy. »Und ich fühle mich auch nicht danach.«
    Das war noch untertrieben. Jack und Bellamy, beide blass und abgemagert, schienen heimlich um den Titel Schlossgespenst des Monats zu konkurrieren.
    Amelia fing den Hinweis auf und begann ein Gespräch.
    »Lord Ashworth«, sagte sie, »wie gefällt Ihnen die Gegend hier?«
    Ashworths buschige Brauen zogen sich zusammen.
    »Ich bin kein Mann großer Worte, aber ich finde … doch, die Gegend ist reizend.«
    »Sie haben ein Anwesen in Devonshire, nicht wahr?«, fuhr sie fort.
    »Ja, im Herzen von Dartmoor. Die Gegend ist nicht besonders ansprechend. Abweisend trifft es eher.«
    »Ich weiß, ich bin einmal durchgefahren, auf dem Weg zu meinen Verwandten in Plymouth. Die Gegend ist sehr unterschiedlich. Schön und trist zugleich.« Amelia wandte sich an Bellamy. »Und Sie, Mr. Bellamy? Wo sind Sie aufgewachsen?«
    Bellamy trank umständlich aus seinem Weinglas. Als er das Glas abstellte, bemerkte er missmutig, dass Amelia ihn weiterhin ansah, ihre Gabel auf halbem Weg zum Mund.
    »In einem kleinen Kaff in Northumberland«, antwortete er. »Mitten im Nirgendwo. Dort haben Sie bestimmt keine Verwandten, Hoheit.«
    Spencer mischte sich ein:
    »Interessant. Ich besitze Land in Northumberland.«
    »Tatsächlich.« Bellamy klang gelangweilt.
    »Ja, in der Tat. Und Minen. War Ihre Familie im Minengeschäft tätig?«
    »Wo sonst?«, gab Bellamy zurück. »In Northumberland sind die Möglichkeiten begrenzt.«
    »Kohle, vermute ich mal.«
    Bellamy strafte ihn mit einem kalten, herablassenden Blick, und Spencer rieb sich innerlich die Hände. Freundchen, jetzt hab ich dich, wo ich dich haben will.
    »Nein, Kupfer.«
    »Schwachsinn. In ganz Northumberland gibt es keine einzige Kupferader!« Spencers Messer fiel klirrend auf den Tellerrand. »Und wenn Sie mit Ihrem Akzent aus Northumberland stammen, dann bin ich Napoleon. Was nehmen Sie sich heraus? Sie beschuldigen mich eines Mordes, dabei sind Sie bloß ein ausgekochter Schwindler und Blender.«
    Bellamys Blick schweifte zu Lily.
    Spencer wiederholte seine Worte an die dunkelhaarige Frau gewandt, damit sie ihm von den Lippen ablesen konnte. »Sie sind ein infamer Lügner, Bellamy.«
    »Aber … aber … schauen Sie …«
    »Was haben Sie mit meinem Geld gemacht?«, bohrte Spencer weiter. »Was ist mit Ihren großartigen Ermittlungen, die ich finanziere und die zu so gut wie keinen Ergebnissen führen?«
    »Vielleicht ist der Mörder ja nicht mehr in London«, erwiderte Bellamy mit angespannter Stimme, »und hat sich inzwischen nach Cambridgeshire abgesetzt.«
    »Verdammt und zugenäht«, stieß Ashworth hervor. »Morland hat Leo nicht umgebracht.«
    »Woher wollen Sie das so genau wissen?«, erwiderte Bellamy.
    »Wenn er ein Mörder wäre, säße ich nicht hier. Dann hätte er mich vor vierzehn Jahren umgebracht.«
    Schweigen breitete sich aus.
    Spencer starrte den hünenhaften, vom Krieg gezeichneten Offizier an.
    »Sprechen Sie von Eton?«
    Während ihre Klassenkameraden sie frenetisch angefeuert hatten, war ihre Prügelei zusehends eskaliert. Die Lehrer standen hilflos daneben – unfähig, die beiden Kontrahenten auseinanderzubringen, weil Spencer und Rhys größer und stärker waren als alle anderen. Getrieben von Wut und Trauer, hatte Spencer Rhys eins ums andere Mal zu Boden geschlagen, doch der verrückte Mistkerl stand immer wieder auf. Blutüberströmt torkelte er auf Spencer zu, um sich den nächsten Schwinger abzuholen. Damals hatte er Rhys’ Verbissenheit für törichten Stolz gehalten.
    Gleichwohl, als Rhys ein letztes Mal schwankend auf die Füße kam, ein Auge halb zugeschwollen, und sich die gebrochenen Rippen hielt, spürte Spencer bei seinem nächsten Schlag ein Knacken an seiner Faust, und er brachte es nicht fertig, wieder auf den Idioten loszugehen. Sein persönlicher Stolz sträubte sich dagegen, und er ließ von seinem Gegner ab.
    Rhys’ Mienenspiel bewies Spencer, dass ihm dieselbe

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