Ein verfuehrerischer Tanz
Bellamys Ermittlungen werden diesen Beweis sicher in Kürze erbringen. Immerhin hab ich mich nicht lumpen lassen.«
»Das schon, aber …« Sie schluckte. »Ist es denn schlimm, wenn wir noch ein paar Tage länger in London bleiben?« Sie schloss die Augen und atmete langsam aus. Es kostete sie viel Mut, so offen mit ihm zu sprechen. Aber wenn nicht jetzt, wann dann? »Leos Tod, unsere Verlobung, die Hochzeit – für mein Empfinden ging es viel zu schnell. Ich sehe dir an, dass du ärgerlich bist, weil ich verunsichert bin. Glaub mir, ich bin genauso enttäuscht. Eine Frau sollte einem Mann bedingungslos vertrauen können. Vielleicht wenn du mir ein wenig Zeit lässt, bis ich dich besser kenne und verstehe …« Sie biss sich nervös auf die Unterlippe. »Was hältst du davon, wenn wir heute Nacht bloß reden?«
»Reden«, wiederholte er.
»Ja, nur plaudern.«
»Plaudern.« Das klang so verächtlich, als hätte Amelia ihm vorgeschlagen, ihre Hochzeitsnacht mit Sockenstricken oder Silberpolieren zu verbringen. Meine Güte, was war daran so verkehrt?
Sie brauchte bloß den richtigen Einstieg. Selbst Michael, der ruhigste von den d’Orsay-Brüdern, erzählte munter wie ein Wasserfall, wenn es sich um sein Lieblingsthema Schiffsnavigation drehte. Bei ihrem Angetrauten war bestimmt Pferde das Zauberwort.
»Weswegen ist das mit Osiris eigentlich so wichtig für dich?«
»Ich will nicht reden.« Er verschloss die Kassette mit den Münzen. »Weder über Pferde, Mörder noch sonst was. Ich will meine Frau verführen.«
Er beugte sich über die weichen Kissen und umschlang mit seinen muskelbepackten Armen Amelias Taille. Mit einer geschmeidigen Bewegung riss er die Decke weg. Seine langen Finger kreisten verlangend über ihren Schenkel, erhitzten ihr Fleisch unter dem zarten Stoff. »Als dein Mann habe ich gewisse Rechte.«
»Ja.« Ihr Puls hämmerte in ihrer Kehle, und sie schluckte schwer. »Und es gibt mir einen Einblick in deinen Charakter, wenn du dir diese Rechte mit Gewalt nimmst.«
»So wie ich dich ›mit Gewalt‹ in Beauvales Arbeitszimmer umarmt habe?«
Er streichelte ihr Bein sanfter und strich mit dem Daumen über ihre Schenkelinnenseite. Ihre Haut prickelte unter seiner Berührung.
Als er sprach, war seine Stimme fest und erregend rau. »Willst du mich wirklich besser kennenlernen, Amelia?«
Sie nickte.
»Dann verrate ich dir jetzt was.« Er streichelte mit den Fingerspitzen über ihr Schlüsselbein und fuhr verführerisch den Ausschnitt ihres Nachthemds nach. »Ich habe den ganzen verfluchten Tag darauf gewartet, dass ich dich endlich küssen kann.«
Ihr stockte der Atem. Und dann eroberte sein Mund den ihren mit einem schwindelerregenden Kuss.
Sie erwiderte ihn schamlos und mit unvorhergesehener Leidenschaft. Warum war sie nur so unbesonnen und töricht?
Genau dieser Widerspruch hatte dazu geführt, dass sie in diese Situation geraten war. Sie hätte sich niemals auf die Ehe mit ihm eingelassen, wäre da nicht dieser Kuss gewesen. Wenn er mit ihr sprach, kamen über seine sinnlich vollen Lippen oftmals Beleidigungen und Zurückweisungen. Aber wenn er Amelia küsste, war er mit einem Mal ein ganz anderer Mensch. Verständnisvoll, einfühlsam. Er nahm sich zurück und überforderte sie nicht. Ermutigte sie mit zärtlichem Zungenspiel.
Insgeheim stellte sie sich vor, dass mehr als bloße Lust hinter diesem Kuss steckte.
Bilde dir bloß nichts ein, wies sie sich zurecht. Die Ehe mit ihm ist eine rein geschäftliche Angelegenheit: deine Sicherheit für seinen Erben.
Als sein Kuss leidenschaftlicher wurde, seufzte sie hingebungsvoll und umschlang mit einer Hand seinen Nacken.
Sie fuhr in seine feuchten, wilden Locken, worauf er ein tiefes Stöhnen von sich gab, was sie noch mehr anfeuerte. Ihre Brustwarzen zogen sich hart zusammen. Die Spalte zwischen ihren Schenkeln wurde immer feuchter, während ihr das Herz bis zum Hals schlug.
Er eroberte sie im Sturm. Sie kannte sich viel zu gut, um sich etwas vorzumachen. Die Erregung durchflutete bereits ihren Körper, heiß und lustvoll prickelnd wie Champagner. Er brauchte bloß mit dem Finger zu schnippen und sie wurde schwach und vergaß ihre Ressentiments und ihre Vorsätze. Explosionsartig schoss ihr die Tragweite der Ereignisse durch den Kopf. Was hatte sie bloß getan? Sie hatte einen Mann geheiratet, den sie nicht kannte. Mit ihrem Jawort besaß er praktisch ihren Körper, und sie hatte keinerlei Vorkehrungen getroffen, um ihre Seele zu
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