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Ein verfuehrerischer Tanz

Ein verfuehrerischer Tanz

Titel: Ein verfuehrerischer Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Dare
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Sie hatte ihn mit ihrem weiblichen Scharfsinn verwirrt und vorgeschlagen, die Hochzeitsnacht mit Plaudern zu verbringen. Damit sie ihn auf Herz und Nieren prüfen konnte, um seine Sünden zu erfahren, seine Misserfolge, seine Familiengeschichte und seine Wertvorstellungen.
    Großer Gott. Er konnte sich keine schlimmere Strategie vorstellen, um ihr Vertrauen zu gewinnen. Wie würde so etwas ablaufen?
    Also gut, Amelia. Ich beantworte dir deine Fragen. Ja, ich habe eine wilde Jugend in Kanada verbracht, ich war wochenlang in der Wildnis verschollen, mit Leuten, die du als schlitzohrige Halunken bezeichnen würdest und die meinen ehrenwerten Vater schlaflose Nächte kosteten. Ja, in meinem ersten Eton-Jahr hätte ich Rhys St. Maur fast zu Tode geprügelt. Ja, ich habe deinen Bruder finanziell übervorteilt, bloß weil ich auf dieses Pferd scharf war, die Gründe dafür sind dir bestimmt unbegreiflich und unverzeihlich. So, jetzt weißt du es. Du hältst mich doch wohl nicht für einen Schurken, oder?
    Ach, diese Fragen zu beantworten war doch ein Kinderspiel!
    Falls sie jedoch glaubte, dass er jemals seine wahren Motive offenbarte, warum er sie aus dem Ballsaal entführt hatte … war sie auf dem Holzweg. Als Herzog hatte man einen entscheidenden Vorteil und brauchte sich niemandem zu erklären.
    Trotzdem hatte er nichts dagegen, sie besser kennenzulernen. Ganz im Gegenteil: Seit dem Walzer war er von dem Wunsch besessen, alles über Amelia Claire d’Orsay zu erfahren. Deswegen hatte er sie schließlich geheiratet. Aber waren dafür immer Worte und lange Erklärungen nötig? Er wollte seine junge Frau von innen her entdecken, von der süßen Spalte ihrer Weiblichkeit bis zu ihren zarten Fingerkuppen, die, wie er in der Nacht bemerkt hatte, niedliche kleine Schwielen vom Handarbeiten hatten.
    Spencer schwebte ein Kennenlernen im reinsten biblischen Sinne vor: nackt, wie Gott sie schuf, und sündhaft wie Adam und Eva.
    Zum Glück hatte er reichlich Erfahrung mit einer anderen ängstlichen Spezies – vor zwanzig Jahren hatte er in Kanada seinen ersten Mustang gezähmt und seitdem auf seinem Gestüt temperamentvolle Pferde eingeritten –, darunter auch Juno. Der Trick war zu wissen, wann man sich zurückziehen musste. Er schenkte einer furchtsamen Stute ein paar Minuten Zuwendung, kraulte sie hinter den Ohren, murmelte ihr beschwichtigend zu, tätschelte ihr begütigend die Nüstern. Dabei schenkte er ihr nur so viel Aufmerksamkeit, dass die Stute mehr wollte. Wenn ein Pferd zutraulich wurde und seine Berührungen genoss, ließ Spencer von ihm ab. Das nächste Mal, wenn er in die Box kam, näherte sich das zuvor furchtsame Tier ohne Angst. Diese Technik funktionierte immer.
    Natürlich hatte er das noch nie bei einer Frau ausprobiert. Hatte er auch nie nötig gehabt. Er kannte Männer, die ein perverses Vergnügen dabei empfanden, eine widerspenstige Geliebte zu erobern, aber das war seine Sache nicht. Für ihn waren Bettgespielinnen genau das: Gespielinnen. Willig, sinnlich, selbstbewusst. Amelia kam seinem Ideal eigentlich sehr nahe. Wenn er sie küsste, reagierte sie mit einer erstaunlich impulsiven Leidenschaft, die ihm durch Mark und Bein ging.
    Bis jene verdammten Zweifel sich in ihr Hirn gepflanzt hatten – seitdem zitterte sie. Nicht vor Lust, sondern vor Angst. Natürlich hätte er sie zu ihrem Glück zwingen und die Ehe vollziehen können, aber dann hätte sie ihn gehasst und er hätte sich tief verachtet.
    Er würde sie umgarnen. Das nahm zwar ein paar Tage in Anspruch, aber er hatte genug Selbstdisziplin und wusste, in welchen Situationen man Geduld haben musste und wie man das gewünschte Ergebnis erreichte. Noch vor Ende der Woche würde seine Frau freiwillig und freudig zu ihm ins Bett schlüpfen.
    Der Trick bestand darin zu wissen, wann man sich zurückziehen musste.
    Amelia inspizierte die Zimmer, die Spencer unterwegs in einem Gasthaus reserviert hatte – sofern man diese Unterkünfte überhaupt als »Zimmer« bezeichnen durfte. Das beste Zimmer bestand aus einer kleinen Schlafkammer und einem winzigen Vorraum. In diesem Vorraum standen ein Tisch, zwei Stühle und eine schmale Pritsche, die wohl für Dienstboten bestimmt war. Da man ihr und Spencers Reisegepäck bereits in das Zimmer geschafft hatte, wollte ihr Gemahl sicher die Räumlichkeiten mit ihr teilen.
    Was er sonst noch vorhatte, mochte sie sich lieber nicht vorstellen.
    Ein Zimmermädchen hatte ein Tablett mit dem Abendessen hochgebracht.

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