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Ein verfuehrerischer Tanz

Ein verfuehrerischer Tanz

Titel: Ein verfuehrerischer Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Dare
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Schuhe waren noch feucht vom Tau, und plötzlich glitt sie aus.
    Sie riss die Arme hoch, hielt sich panisch an der nächstbesten Tür einer Stallbox fest. Umklammerte sie und konnte so für einen Augenblick ihren Fall bremsen, bevor sie der Länge nach hinschlug. Ihr Pulsschlag hämmerte in ihrer Kehle, und sie lag mit verdrehten Gliedmaßen da. Gewiss hatte sie sich etwas gezerrt. Sie rechnete fest damit, dass Spencer im nächsten Moment um die Ecke kam. Damit wäre die Katastrophe perfekt.
    Aber nichts geschah. Nachdem sie einen Moment in die bleierne Stille gelauscht hatte, kämpfte Amelia mit ihren verknoteten Extremitäten, bis sie wieder halbwegs fest auf den Füßen stand. Puh, Glück gehabt. Ihr Gestrampel war unbemerkt geblieben.
    Zumindest Spencer hatte nichts mitbekommen. Dummerweise jedoch der Klepper, an dessen Tür sie Klimmzüge veranstaltet hatte. Ein gereiztes Schnauben drang aus der dunklen Box, dann hörte Amelia, dass das Tier aufstand.
    Sie probierte verzweifelt, das Ross mit besänftigendem Zungenschnalzen und leiser Stimme zu beruhigen. Vielleicht hätte sie einfach türmen sollen, aber ihr Instinkt riet ihr, bess er dieses Vieh zu besänftigen, als den ganzen Stall aufzuwecken.
    Im Dämmerlicht gewahrte sie, dass das Pferd den Kopf hin und her warf und mit geblähten Nüstern die Ohren anlegte. Es schnaubte lauter und wurde immer unruhiger, und Amelia fühlte sich zunehmend bedroht. Deshalb hatte sie nie reiten gelernt. Pferde machten ihr Angst. Beeindruckende Kraftpakete, bei denen man nie wusste, was sie im Schilde führten.
    »Bitte, bitte«, zischte Amelia leise. »Bitte, gib endlich Ruhe.«
    Rums.
    Das Pferd schlug aus, sodass Amelia in ihren Armen spürte, wie die Brettertür erzitterte. Mit einem verblüfften Aufschrei trat sie von der Tür zurück und stieß mit einem unbekannten Hindernis zusammen. Sie schnellte angriffslustig herum. Als starke Hände ihre Schultern packten, wehrte sie sich instinktiv, kämpfte und boxte mit den Fäusten, bis sie verstand: Sie hatte sich ausgerechnet Spencer als Sparringspartner ausgesucht.
    Sie schwankte zwischen Erleichterung und Bestürzung.
    Es war ihr so peinlich! Sie atmete mehrmals tief durch, bis sie den Mut fand, ihm in die Augen zu sehen.
    »Spencer, es tut mir aufrichtig leid, dass ich hier so mir nichts, dir nichts hereingeplatzt bin.«
    »Das sollte dir auch leidtun. Was zum Teufel hast du überhaupt hier zu suchen?« Er musterte sie von Kopf bis Fuß, dieses Mal jedoch konzentrierte er sich nicht auf ihre Kurven, sondern wollte herausfinden, ob sie verletzt war.
    »Mir fehlt nichts«, erklärte sie im Brustton der Überzeugung. Hoffentlich nahm er ihr das ab. Hinter ihr donnerten die Pferdehufe abermals wütend gegen die Stallwand, und Amelia taumelte erschrocken zurück.
    Mit einem lauten Fluch ließ Spencer Amelia los. Er stellte sich vor die Box und streckte dem Pferd die Hand hin. Das Tier stupste sie grob weg, als wäre es schwer beleidigt, und stampfte auf. Davon unbeeindruckt sprach Spencer auf das hinterhältige Biest besänftigend ein. Schließlich senkte die Stute – denn Spencers zärtliches Pferdeflüstern ließ keinen Zweifel daran, dass es sich um ein weibliches Exemplar seiner Gattung handelte – den Kopf, und Spencer kraulte sie hingebungsvoll hinter dem Ohr.
    Amelia stand wie bestellt und nicht abgeholt daneben, die Arme vor der Brust verschränkt, und wunderte sich, dass ihr Mann sich scheinbar lieber um die verängstigte Stute kümmerte als um seine halb zu Tode erschrockene Ehefrau.
    Schließlich drehte er sich zu ihr um und sagte kühl:
    »Wer hat dich hereingelassen?«
    »Keiner.«
    »Verdammt, erzähl mir …« Angesichts seines harschen Tons bäumte sich das Pferd auf. Spencer brauchte einen Moment, um es abermals zu beruhigen. »Du sagst mir jetzt sofort, wer dich hier hereingelassen hat«, fuhr er fort, um einen ruhigeren Tonfall bemüht. »Den Kerl schmeiße ich auf der Stelle raus.«
    »Ich sag doch, mich hat keiner reingelassen. Ich bin durch den Seiteneingang hereingekommen.« Wütend funkelte er sie an, während er die Stute sanft hinter dem Ohr kraulte. Sein Benehmen war verletzend, entwürdigend und unverschämt.
    »Himmel noch mal, Amelia, was hast du dir dabei gedacht?« Er schüttelte verständnislos den Kopf.
    »Keine Ahnung. Ich hörte vorhin den Hufschlag, als du den Weg hochgeritten bist. Ich glaubte, du kämst direkt ins Haus, aber dem war nicht so. Irgendwann wollte ich nicht mehr warten, weil

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