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Ein verfuehrerischer Tanz

Ein verfuehrerischer Tanz

Titel: Ein verfuehrerischer Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Dare
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glückte es ihr, nicht in der Verbindungstür hängen zu bleiben. Das mit der gestärkten Leinenwäsche stimmte. Als sie Spencer das Hemd ausgezogen hatte, hatte sie die rot gescheuerten Stellen an seinem Hals und seinen Handgelenken bemerkt – demnach reagierte er empfindlich auf die Stärke, mit der Kragen und Manschetten behandelt wurde. Sie würde seinen Diener darauf ansprechen.
    Immerhin war sie die Hausherrin, und so etwas gehörte auch zu ihren Aufgaben.
    Da sie ihr graues Seidenkleid am vorherigen Abend getragen hatte, sah sie sich genötigt, sich heute etwas aus ihren alten Sachen herauszusuchen. Aber selbst ihr bestes Sommerkleid – gestreifter Baumwollmusselin aus dem Vorjahr, mit hellblauer Litze abgesetzt – wirkte in Braxton Hall fehl am Platz. Absolut un-herzoginnenhaft.
    Es hob ihre Laune nicht gerade, als sie das Frühstückszimmer betrat und Claudia in einem ähnlich gestreiften Modell am Tisch saß, das jedoch mit feinsten Spitzen umsäumt war. Sie war wirklich ein hübsches Mädchen und wurde bestimmt eine große Schönheit. Allerdings brauchte sie jemanden, der sie mit sanfter Hand anleitete, und dafür war Spencer zweifellos ungeeignet.
    »Guten Morgen.« Amelia stellte lächelnd einen Teller mit Schinken und Fisch auf den Tisch und schickte sich an, Platz zu nehmen.
    Claudia starrte auf den Teller, und ihre Miene verzog sich angeekelt. Bevor Amelia sich hinsetzen konnte, fuhr das Mädchen hoch und stürmte mit wehenden Röcken zur Tür.
    »Claudia, warte.«
    Eine Hand auf der Türklinke, blieb das Mädchen stehen.
    Amelia straffte ihre Schultern. »Es mag mir nicht zustehen, dich darauf hinzuweisen. Aber es ist unhöflich, den Tisch zu verlassen, ohne sich zu entschuldigen. Ganz gleich, ob du mit deiner Familie oder mit Fremden zusammen isst.«
    »Mir ist schlecht«, sagte das Mädchen bockig. »Im Übrigen geht es dich gar nichts an, wie ich mich benehme.«
    Amelia seufzte. Die Kleine verhielt sich nicht anders als andere Fünfzehnjährige. Sie war voll in der Pubertät. Was sie brauchte, waren Zuwendung und Verständnis, eine liebevolle Umarmung.
    »Du siehst gar nicht so aus, als ob dir schlecht wäre. Möchtest du dich nicht ein wenig zu mir setzen? Wir könnten reden. Ein offenes Gespräch von Frau zu Frau.«
    Claudia drehte sich langsam zu Amelia um.
    »Worüber denn?«
    »Ich weiß, dass du mich ablehnst.«
    »Ich …« Das Mädchen errötete. »Hmm, ich weiß nicht, ich …«
    »Du lehnst mich ab. Und du magst mich nicht. Ich bin eine Fremde, die plötzlich hier hereinplatzt und die Mutterrolle übernehmen will. Vielleicht die Rolle, die du später einmal übernehmen wolltest?«
    »Ich weiß nicht, was du meinst.« Verunsichert senkte Claudia den Blick.
    »Ich kann sogar verstehen, dass du ärgerlich bist«, sagte Amelia ruhig. »An deiner Stelle würde ich genauso empfinden. Ehrlich gesagt, bin ich keinen Deut besser. Ich mag dich auch nicht.«
    Claudia blickte auf.
    »Was hab ich dir denn getan?«
    »Nichts. Absolut nichts. Aber du bist jung und hübsch, und du siehst in deinem gestreiften Sommerkleid viel besser aus als ich.« Amelia lächelte unbekümmert. »Wenn ich dich anschaue, sehe ich mich selbst mit fünfzehn. Damals war die Welt ein einziges romantisches Wunder für mich.«
    »Du weißt nichts über mich. Tu nicht so, als würdest du mich kennen.«
    »Gut, in Ordnung. Ich gebe zu, noch kennen wir uns kaum. Ich wäre aber gern deine Freundin. Klar, das ist unter den gegebenen Umständen zu viel verlangt, und ich möchte mich auch ungern in deine Angelegenheiten einmischen.« Sie nahm eine Platte mit Marmeladentörtchen und hielt sie dem Mädchen hin. »Aber du kannst nicht bei jeder Mahlzeit vom Tisch wegrennen. Ich bestehe darauf, dass du etwas isst.«
    »Du bestehst darauf?« Die junge Frau beäugte die Törtchen. Statt sich eins zu nehmen, riss sie Amelia die Platte aus der Hand. »Gut«, sagte sie und stopfte sich ein Törtchen in den Mund. »Ich esse was.« Dann stürmte sie mit dem Kuchenteller aus dem Zimmer.
    Amelia setzte sich an den Tisch. Das ist immerhin ein Fortschritt, dachte sie. Wenigstens fiel das Mädchen nicht vom Fleisch.
    Während sie aß, überlegte sie, wo Spencer wohl den Tag verbrachte. Natürlich hatte er wichtige Termine. Nachdem er einige Monate in London gewesen war, musste er sich bestimmt dringend um die Gutsverwaltung kümmern. Ob er sauer auf sie war? Oder enttäuscht? Oder sehnte er sich etwa nach ihr?
    Sie zog eine Grimasse. Spencer war

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