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Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I

Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I

Titel: Ein verhängnisvoller Auftrag Meisterspionin Mary Quinn I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y.S. Lee
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Fisch noch Fleisch, wie man so sagte, sondern ein Ding. Sie würde nirgendwo hingehören und ein Nichts sein.
    Als Mary zu Ende erzählt hatte, schwieg Miss Treleaven. Mary versuchte, still zu sitzen. Egal, wie AnneTreleaven sie kritisieren würde, sie würde es hinnehmen. Sie würde beweisen, dass sie in der Lage war, aus Fehlern zu lernen.
    Anne Treleavens ruhige Stimme durchbrach ihre Überlegungen. »Warum bist du heute hergekommen?«
    Auf diese Frage war sie nicht vorbereitet. Sie war überrascht, dann riss sie sich zusammen. »Ich brauche Ihren Rat.«
    »Zu was?«
    Eine kurze oder oberflächliche Antwort war nicht möglich. »Ich weiß nicht, was ich als Nächstes tun soll. Ich habe nichts über eine Schiffsladung aus Indien mitbekommen. Ich habe eine Reihe von Fehlern gemacht, einige davon schlimm. Ich bin zu leichtsinnig gewesen. Ich habe mein Wort gebrochen.« Sie hielt inne.
    »All das ist richtig. Du hast auch die Grenzen deines Auftrags überschritten. Unsere Hauptagentin war sehr ungehalten über dein Eindringen in das Speicherhaus. Indem du eingebrochen und beinahe erwischt worden bist, hast du ihre Aufgabe viel schwieriger gemacht, als es nötig war.«
    Marys Gesicht brannte vor Scham. So etwas hatte sie gar nicht in Betracht gezogen.
    Wieder entstand eine Pause, ehe Anne Treleavens kühle Stimme fortfuhr. »Möchtest du von deinen Pflichten entbunden werden?«
    Mary wurde tiefrot. »Das wäre wahrscheinlich das Vernünftigste«, sagte sie langsam.
    »Aber?«
    »Ich habe Ihnen keinen Anlass gegeben, an meine Fähigkeiten zu glauben«, sagte sie unsicher. »Ich war eigenwillig und arrogant und habe meine Kolleginnen in Gefahr gebracht. Ich habe keinen guten Start hingelegt   …«
    »Aber?« Anne Treleaven klang aufrichtig neugierig.
    »Aber ich würde gerne weitermachen.« Sie holte tief Luft und sah Anne Treleaven flehentlich an. »Ich muss den Glauben, den Sie all die Jahre in mich gesetzt haben, doch rechtfertigen.«
    Anne Treleaven zog die feinen Augenbrauen etwas zusammen. »Für mich oder für die Agentur musst du das nicht machen, Mary.«
    Mary schüttelte heftig den Kopf. »Es ist mehr als das, Miss Treleaven. Ich möchte meine Arbeit erledigen. Ich möchte meine Pflicht erfüllen. Ich möchte diesen Auftrag zu einem befriedigenden Ende bringen. Ich möchte die Chance bekommen, die Sache wiedergutzumachen.«
    Anne Treleavens Ausdruck war indifferent. Mary hielt den Atem an. Die kleine gedrungene Uhr auf dem Schreibtisch schlug viermal für die volle Stunde, dann folgten zwölf rasche Schläge. Sie würde bald gehen müssen, um die Pferdebahn zurück nach Chelsea zu bekommen.
    Anne Treleaven warf ebenfalls einen Blick auf die Uhr. »Du kannst mit dem Auftrag weitermachen, Mary.« Sie winkte kurz ab, als Mary sich bedankenwollte. »Nun, mir scheint, es gibt vier Hauptstränge in deiner Erzählung; ich werde sie der Bedeutung nach ansprechen.
    Die abgeschriebenen Dokumente, die du erwähnt hast, mögen nützlich sein, aber da haben wir andere Quellen. Solange Michael und Angelica Gray wissen, wo sie liegen, werden sie wohl nicht verloren gehen, und Scotland Yard kann Gray verpflichten, sie herauszugeben, falls nötig. Wenn du bis jetzt keine weiteren Dokumente hast finden können, wirst du auch nichts mehr finden.« Anne Treleaven sah sie streng an.
    Mary nickte. Sie war bis über die Ohren rot.
    »Was die Bewegungen von Mrs Thorold angeht, solltest du auf Unregelmäßigkeiten achten. Ich werde sie beobachten lassen, aber verfolge du heute ihre Spur. Und was James Easton angeht: Wirst du weiterhin mit ihm in Kontakt stehen?«
    Als Mary zu sprechen versuchte, kam nur ein Keuchen. Schließlich krächzte sie. »Nein.« Als Anne Treleaven erstaunt die Augenbrauen hochzog, schaffte sie eine weitere Erklärung. »Sein Bruder hat Angelica den Hof gemacht. Nachdem sie nun geheiratet hat, sind beide von der Bildfläche verschwunden.«
    Anne Treleaven wollte eine Frage stellen, doch dann schien sie es sich anders zu überlegen. Stattdessen sagte sie bedächtig: »Die Loyalität der Agentur gegenüber muss bei diesem Fall für dich an erster Stelle stehen. Denk daran, falls du ihn wiedersiehst.«
    Mary nickte seltsam unangenehm berührt. Wardas alles, was Anne Treleaven zu der Sache zu sagen hatte? Sie wollte nachfragen   … nur wie?
    »Und schließlich das Problem Cassandra Day: Dafür trägst du keine Verantwortung, Mary. Sie hat das Recht, dein Angebot abzulehnen.«
    »Aber ich verstehe nicht, was sie

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