Ein verhängnisvolles Angebot
Schwangerschaft abbrechen zu lassen. Adriannas Gesundheit stand auf dem Spiel. Trotzdem weigerte meine Mutter sich und lief davon. In Miami weiß niemand von mir, weil sie niemandem gesagt hat, dass sie mich zur Welt gebracht und dann zur Adoption freigegeben hat. Ihre Familie glaubte, Adrianna wäre fortgegangen, um ihr Baby abtreiben zu lassen.“
Adam kniete sich neben sie und betrachtete ihr Gesicht. „Ist das gut?“
Unsicher lächelte sie. „Ja. Das ist gut. Ich habe jetzt meine Antworten, und das habe ich nur dir zu verdanken.“
„Du brauchst dich nicht zu bedanken.“
Zärtlich berührte sie seine Wange. „Adrianna starb mit sechsunddreißig. Sie war nur zehn Jahre älter als ich jetzt. Und ich wollte auch wissen, ob sie vielleicht an einer Erbkrankheit gestorben ist. Aber so war es nicht. Adrianna hat die Herzschwäche nach einer Entzündung bekommen, als sie noch ein Teenager war. Und von da an erstickten ihre Eltern sie mit ihrer Fürsorge und ließen sie nie wie eine normale Frau leben. Später hat Adrianna meinen Vater in Fort Lauderdale kennengelernt. Er war der erste Mann, der sie nicht behandelte, als wäre sie zerbrechlich, weil er nichts von ihrer Krankheit wusste. Und Adrianna verliebte sich in den gut aussehenden Piloten, obwohl sie wusste, dass es keine Zukunft für sie beide gab. Sie kamen nicht nur aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten. Sie wusste, dass mein Vater nach nur einem Monat nach Kalifornien versetzt werden sollte.“
Lauryn holte tief Luft. „Als sie acht Wochen später feststellte, dass sie schwanger war, wollte sie ihr Kind zur Welt bringen, genau wie jede andere Frau. Leider schwächte die Schwangerschaft ihr Herz noch mehr. Adrianna hatte Angst, nicht stark genug zu sein, um ihr Kind aufzuziehen. Sie wusste nicht einmal, ob sie die Geburt überleben würde. Als Adrianna im siebten Monat war, setzte sie sich mit meinem Vater in Verbindung.“ Ihr schnürte sich fast die Kehle zu. Ihre Mutter hatte ihr Leben riskiert, um sie zur Welt zu bringen.
„Ich habe gelesen, was er ihr geschrieben hat, Adam. Er wollte sie heiraten. Aber Adrianna hat ihn abgewiesen. Als sie gemerkt hat, dass ihre Kräfte sie verließen, hat sie alles für eine Adoption in die Wege geleitet. Mein Vater fand die perfekte Lösung in Susan, der schwangeren Witwe seines besten Freundes.“
Ohne sich dessen bewusst zu sein, wischte sie sich eine Träne von der Wange. „Adrianna gab mich meinem Vater und kam hierher zurück. Den Rest ihres Lebens verbrachte sie fast nur noch in diesen Wänden. Es ist so traurig.“ Ihre Stimme brach.
Adam umarmte sie und drückte sie an sich. Seufzend lehnte Lauryn den Kopf an seine Brust und lauschte dem kräftigen Pochen seines Herzens. Wenn sie so mit ihm zusammen war, kam es ihr vor, als hätte sie ihr Zuhause gefunden. Seltsamerweise schien sie hier ihre Vergangenheit und ihre Zukunft gefunden zu haben. Lächelnd sah Lauryn zu ihm auf und erkannte, dass sie mehr mit ihrer leiblichen Mutter gemeinsam hatte als das Erbgut.
Genau wie Adrianna hatte Lauryn sich in einen Mann verliebt, mit dem es keine Zukunft für sie gab. Und genau wie ihre Mutter, war Lauryn fest entschlossen, so viel aus der Zeit mit ihm zu machen, wie sie nur konnte.
Und dann würde sie ihn gehen lassen. Selbst wenn es ihr das Herz brach.
9. KAPITEL
Lauryn nahm den Kaffeeduft wahr und atmete auf.
Sie drehte sich auf ihrem Bürostuhl um und entdeckte ihren Mann, der gerade auf sie zukam. In der einen Hand hielt Adam einen Becher, in der anderen eine Papiertüte.
Er setzte sich auf die Schreibtischkante und reichte Lauryn den Kaffeebecher. Heute war sie so beschäftigt gewesen, dass sie keine Zeit gehabt hatte, sich einen Kaffee zu besorgen.
„Danke.“ Genüsslich nippte sie an dem Kaffee mit Schokoladengeschmack. Woher wusste Adam, was sie immer bestellte?
Er stellte die Tüte auf den Tisch. „Wusstest du eigentlich, dass dein bevorzugter Coffeeshop außer Kaffee, Proteingetränke und Croissants auch fünf Sorten Kondome führt?“
„Nein, ist mir noch nie aufgefallen.“ Andererseits waren die Geschäfte in South Beach vielfältig, wenn nicht manchmal sogar eigenartig. Deshalb überraschte es sie nicht.
„Du kannst mich jederzeit bitten, dir Kaffee zu bringen – zusammen mit allem anderen, wonach dir der Sinn stehen könnte“, fügte er augenzwinkernd hinzu, und ihr Herz klopfte schneller.
Adam öffnete die Tüte und zeigte Lauryn die Auswahl an verschiedenen Kondomen.
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