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Ein verhängnisvolles Versprechen

Ein verhängnisvolles Versprechen

Titel: Ein verhängnisvolles Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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durchsuchen, bei einem Schulbus passierte das nie.
    Das Telefon klingelte. Rochester nahm den Hörer ab und sagte: »Hallo?«
    »Ich sollte Ihr Haus beobachten.«
    Das stimmte. Joan trank mehr denn je. Das konnte an Katies Verschwinden liegen, aber Dominick war sich nicht mehr sicher. Also hatte er einen Mann abgestellt, der das Haus beobachtete. Für alle Fälle.
    »Ja. Und?«

    »Vorhin ist ein Mann vorbeigekommen und hat mit Ihrer Frau gesprochen.«
    »Vorhin?«
    »Ja.«
    »Wann vorhin?«
    »Vor ein paar Stunden.«
    »Warum haben Sie da nicht angerufen?«
    »Ich hab mir nicht viel dabei gedacht. Also hab ich’s nur aufgeschrieben. Ich dachte, ich soll nur anrufen, wenn was Wichtiges ist.«
    »Wie sieht er aus?«
    »Er heißt Myron Bolitar. Ich kenn ihn. Ein ehemaliger Basketballspieler.«
    Dominick drückte den Hörer fester ans Ohr, als wollte er hindurchkriechen. »Wie lange war er da?«
    »Vielleicht eine Viertelstunde.«
    »Und die beiden waren allein?«
    »Ja. Ach, keine Sorge, Mr Rochester. Ich hab sie beobachtet. Sie sind unten geblieben, wenn’s darum geht. Es ist nicht zu …« Er brach ab, wusste nicht, wie er es ausdrücken sollte.
    Dominick hätte beinah laut aufgelacht. Dachte dieser Trottel doch wirklich, er sollte Joan beschatten, weil sie fremdgehen könnte. Unglaublich. Aber was wollte Bolitar von ihm? Und warum war er so lange geblieben, obwohl doch nur Joan da war?
    Und was hatte die ihm erzählt?
    »Noch was?«
    »Ja, darum geht’s ja eigentlich, Mr Rochester.«
    »Worum geht’s?«
    »Es gibt noch was. Also Bolitars Besuch hab ich notiert, aber ich hab ja gesehen, wo er war, deshalb hab ich mir keine Sorgen gemacht, verstehen Sie?«
    »Und jetzt?«
    »Na ja, ich bin Ihrer Frau gefolgt. Sie ist gerade in einen Park hier gefahren. Den Riker Hill Park . Kennen Sie den?«

    »Meine Kinder sind da nebenan auf die Grundschule gegangen.«
    »Gut, okay. Sie hat sich da auf eine Bank gesetzt. Aber sie ist nicht allein. Also, Ihre Frau sitzt da mit dem Typen von vorhin. Mit Myron Bolitar.«
    Schweigen.
    »Mr Rochester?«
    »Besorgen Sie sich einen zweiten Mann. Der soll Bolitar beschatten. Und Sie bleiben an meiner Frau dran.«
     
    Im Kalten Krieg war der Riker Hill Art Park eine Militärbasis für Luftabwehrraketen gewesen. Mitten im Herzen der Vororte. Die offizielle Bezeichnung der Army war Nike Battery Missile Site NY-80 gewesen. Ehrlich. Von 1954 bis zum Ende der Nike Luftabwehrbasis im Jahr 1974 war sie eine Abschussstation für Hercules- und Ajax- Raketen gewesen. In vielen der alten Kasernen und Verwaltungsgebäude hatten jetzt Maler, Bildhauer und Kunsthandwerker ihre Ateliers.
    Vor Jahren hatte Myron das ergreifend und auf eigenartige Weise ermutigend gefunden – die Überbleibsel des Krieges als Künstlerbehausungen. Aber die Welt hatte sich verändert. In den Achtzigern und Neunzigern war so etwas erfrischend und charmant gewesen, doch jetzt sah er in dem damaligen »Fortschritt« nur noch ein aufgesetztes Symbol.
    Myron setzte sich am alten Radarturm neben Joan Rochester auf eine Bank. Sie hatten einander nur kurz zugenickt. Jetzt warteten sie. Joan Rochester hielt ihr Handy wie ein verletztes Tier im Arm. Myron sah auf die Uhr. Katie musste jeden Moment anrufen.
    Joan Rochester blickte zur Seite. »Sie fragen sich, warum ich bei ihm bleibe.«
    Das fragte er sich eigentlich nicht. Denn so unangenehm die Situation auch war, hatte das Telefonat mit Ali ihn doch in eine Hochstimmung versetzt, die immer noch anhielt. Natürlich war
das egoistisch, aber schließlich hatte er seit sieben Jahren zum ersten Mal einer Frau gesagt, dass er sie liebte. Er versuchte, das alles zu verdrängen, den Kopf freizubekommen und sich auf die bevorstehende Aufgabe zu konzentrieren, aber seit Alis Antwort bewegte er sich wie in einem Rausch.
    Im Übrigen – und das war wohl noch wichtiger – hatte Myron längst aufgehört, sich zu viele Gedanken über die Beziehungen anderer Leute zu machen. Er hatte einiges über das Opfersyndrom gelesen, das hier vielleicht eine Rolle spielte, und wusste, dass ihre Frage als Hilferuf gemeint sein könnte. Aber irgendwie interessierte ihn Joan Rochesters Lage nicht genug, um auf so einen Hilferuf zu reagieren und ihr eine helfende Hand entgegenzustrecken.
    »Ich bin schon lange mit Dom zusammen. Schon sehr lange.«
    Joan Rochester machte eine Pause. Nach ein paar Sekunden öffnete sie den Mund, um weiterzusprechen, aber da vibrierte das Handy in ihrer Hand. Sie sah es

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