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Ein verhängnisvolles Versprechen

Ein verhängnisvolles Versprechen

Titel: Ein verhängnisvolles Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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gut oder schlecht?«
    »Ich weiß nicht. Du warst mit Jessica Culver zusammen. Hab ich in People gelesen.«
    »Stimmt.«
    »War das was Ernstes?«
    »Ja.«
    »Sie ist eine tolle Schriftstellerin.«
    Myron nickte.
    »Außerdem sieht sie einfach umwerfend aus.«
    »Das tust du auch.«
    »Nicht wie sie.«
    Er wollte widersprechen, wusste aber, dass es herablassend geklungen hätte.
    »Als du dich mit mir verabredet hast, dachte ich, du wärst auf der Suche nach – na ja – was anderem.«
    »Was meinst du damit?«
    »Ich hab gedacht, du interessierst dich für mich, weil ich eine 9/11-Witwe bin«, sagte sie. »So ungern ich das auch zugebe, aber irgendwie macht einen das auf eine etwas perverse Weise zur Prominenten.«
    Er wusste, was sie meinte. Er musste an Wins Reaktion denken, der Myron gefragt hatte, was ihm als Erstes durch den Kopf ging, wenn er ihren Namen hörte.
    »Also hab ich mir gedacht – auch das wieder, ohne dich zu kennen, ich wusste halt nur, dass du dieser attraktive Ex-Profisportler bist, der mit Frauen ausgeht, die wie Supermodels aussehen  –, ich dachte, ich wäre nur eine neue Marke in deiner Sammlung.«
    »Weil du eine 9/11-Witwe bist?«
    »Ja.«
    »Das ist ziemlich makaber.«

    »Eigentlich nicht.«
    »Wieso nicht?«
    »Wir sind dadurch so was wie Prominente geworden. Jede Menge Leute, die vorher nie Zeit für uns gehabt hätten, wollten uns plötzlich näher kennen lernen. Das passiert zwischendurch immer noch mal. Vor gut einem Monat hab ich im Racket Club Tennis gespielt. Eine von den Frauen – so eine hochnäsige Kuh, die mir nicht erlaubt hat, die Abkürzung durch ihren Garten zu nehmen, als wir neu in die Stadt gezogen waren  – ist zu mir gekommen und hat dieses Ach-je-ach-je-Gesicht gezogen.«
    »Ein Ach-je-ach-je-Gesicht.«
    »So nenne ich das. Das Ach-je-ach-je-Gesicht. Es sieht so aus.«
    Ali führte es vor. Sie schürzte die Lippen, runzelte die Stirn und klapperte mit den Wimpern.
    »Du siehst aus wie Donald Trump, nachdem man ihm Tränengas ins Gesicht gesprüht hat.«
    »Das ist das Ach-je-ach-je-Gesicht. Seit Kevin tot ist, werde ich häufig so empfangen. Ich will niemandem die Schuld daran geben. Das ist völlig normal. Aber diese Frau ist mit dem Ach-je-ach-je-Gesicht auf mich zugekommen, hat meine Hände ergriffen, mir tief in die Augen geschaut und sich auch sonst so ernst und innig gegeben, dass ich nur noch laut schreiend wegrennen wollte. Dann hat sie gesagt: ›Sind Sie Ali Wilder? Oh, ich wollte unbedingt Kontakt zu Ihnen aufnehmen. Wie geht es Ihnen denn jetzt?‹ Verstehst du, worauf ich hinauswill?«
    »Ja.«
    Sie sah ihn an.
    »Was ist?«
    »Du bist so was wie die Dating-Version vom Ach-je-ach-je-Gesicht geworden.«
    »Da komm ich jetzt nicht mehr mit.«
    »Du erzählst mir immer wieder, dass ich schön bin.«

    »Stimmt ja auch.«
    »Wir sind uns dreimal begegnet, als ich noch verheiratet war.«
    Myron sagte nichts.
    »Fandest du mich damals auch schon schön?«
    »Bei verheirateten Frauen ist das was anderes. Da achte ich nicht so drauf.«
    »Erinnerst du dich überhaupt noch daran, dass wir uns vorher schon mal begegnet sind?«
    »Nein, wenn ich ehrlich bin, nicht.«
    »Aber wenn ich wie Jessica Culver aussähe, dann würdest du dich vermutlich an mich erinnern – auch wenn ich verheiratet gewesen wäre.«
    Sie wartete.
    »Was soll ich jetzt dazu sagen, Ali?«
    »Nichts. Aber es wird Zeit, dass du aufhörst, mich wie dieses Ach-je-ach-je-Gesicht zu behandeln. Es interessiert mich nicht, warum du ursprünglich mit mir ausgehen wolltest. Mich interessiert nur, warum du jetzt hier bist.«
    »Darf ich dir das sagen?«
    »Was?«
    »Warum ich jetzt hier bin.«
    Ali schluckte und wirkte zum ersten Mal etwas unsicher. Mit einer Geste forderte sie ihn auf fortzufahren.
    Er packte die Gelegenheit beim Schopf. »Ich bin hier, weil ich dich wirklich gern habe – ich wusste wohl selbst nicht genau, was ich wollte, und wahrscheinlich ist an der Sache mit dem Ach-je-ach-je-Gesicht wirklich was dran. Tatsache ist aber, dass ich jetzt hier bin, weil du mir einfach nicht aus dem Kopf gehst. Ich denke dauernd an dich und habe dabei so ein beklopptes Lächeln im Gesicht. Das hier.« Jetzt war er an der Reihe, etwas vorzuführen. »Und deshalb bin ich hier, okay?«
    »Das«, sagte Ali und versuchte, ein Lächeln zu unterdrücken, »ist eine wirklich gute Antwort.«

    Er wollte einen dummen Spruch machen, hielt sich aber zurück. Mit der Reife kommt auch die

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