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Ein verhängnisvolles Versprechen

Ein verhängnisvolles Versprechen

Titel: Ein verhängnisvolles Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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Skylar?«
    »Können Sie mir etwas über den Fall erzählen?«
    »Wie bitte?«
    »Katie Rochester. Gilt sie offiziell als vermisst?«
    »Ich wüsste nicht, wieso das für Sie von Bedeutung sein sollte.«
    Edna Skylar ließ den Blick langsam durch den Raum schweifen, bis sie schließlich wieder bei Loren Muse angekommen war. »Glauben Sie, sie ist Opfer eines Verbrechens geworden …«
    »Darüber darf ich nicht mit Ihnen reden.«
    »… oder ist sie nur eine Ausreißerin? Als ich mit Ed gesprochen habe, war er sich offenbar ziemlich sicher, dass sie einfach ausgerissen ist. Er sagte, sie hätte an einem Geldautomaten in Midtown Geld gezogen. Außerdem wäre ihr Vater ein ziemlich unangenehmer Mensch.«
    »Das hat Staatsanwalt Steinberg Ihnen erzählt?«
    »Das hat er.«
    »Und warum fragen Sie mich dann?«
    »Seine Position kenne ich«, sagte sie. »Ich will wissen, wie Sie das sehen.«
    Loren wollte weiter protestieren, aber Edna Skylar starrte sie wieder so intensiv an. Sie ließ den Blick über Skylars Schreibtisch schweifen und suchte nach Familienfotos. Es gab keine. Sie überlegte, was sie davon halten sollte, kam aber zu keinem Ergebnis. Edna Skylar wartete.
    »Sie ist achtzehn«, tastete Loren sich behutsam vor.
    »Das weiß ich.«
    »Damit ist sie erwachsen.«

    »Auch das weiß ich. Und was ist mit ihrem Vater? Glauben Sie, dass er sie missbraucht hat?«
    Loren überlegte, wie sie weiter vorgehen sollte. Sie mochte den Vater nicht, hatte ihn von Anfang an nicht gemocht. Laut FBI-Computer hatte Dominick Rochester Mafia-Kontakte, was sicher zu Lorens Abneigung beigetragen hatte. Aber das war noch nicht alles. Es gibt verschiedene Arten zu trauern. Schließlich reagieren Menschen ganz unterschiedlich. Anhand der Reaktion eines Menschen konnte man beim besten Willen nicht sagen, ob er schuld am Tod eines anderen war. Manche von Mördern vergossene Krokodilsträne hätte Al Pacino eine ehrfürchtige Verbeugung abgenötigt. Andere Mörder reagierten mehr als eiskalt. Und für Unschuldige galt das Gleiche. Es war ein ganz einfaches Prinzip: Wenn eine Granate in eine Menschengruppe fliegt, kann man unmöglich sagen, wer sich daraufwirft und wer einfach in Deckung geht.
    Und trotzdem war Katie Rochesters Vater … sein Umgang mit der Trauer wirkte sehr eigenartig. Er veränderte sich von einer Sekunde auf die andere. Loren hatte den Eindruck gehabt, als probiere er unterschiedliche Persönlichkeiten aus, um festzustellen, welche in der Öffentlichkeit den besten Eindruck hinterließ. Und dann die Mutter – sie hatte mit gesenktem Blick neben ihm gestanden, aber war das Schmerz oder Resignation? Schwer zu sagen.
    »Wir haben keine Hinweise darauf«, sagte Loren so unverbindlich wie möglich.
    Edna Skylar reagierte nicht.
    »Ich finde Ihre Fragen ein bisschen seltsam«, fuhr Loren fort.
    »Das liegt wohl daran, dass ich immer noch nicht weiß, was ich tun soll.«
    »Wieso?«
    »Falls ein Verbrechen begangen wurde, möchte ich selbstverständlich helfen, aber …«
    »Aber?«

    »Ich habe sie gesehen.«
    Loren Muse wartete einen Moment und hoffte, dass Edna Skylar weitersprach. Tat sie aber nicht. »Sie haben Katie Rochester gesehen?«
    »Ja.«
    »Wann?«
    »Samstag vor drei Wochen.«
    »Und das sagen Sie uns erst jetzt?«
    Edna Skylar blickte wieder auf den Parkplatz hinaus. Die Sonne stand kurz über dem Horizont. Die Jalousien zerschnitten ihre Strahlen. In dem Licht wirkte sie älter.
    »Dr. Skylar?«
    »Sie hat mich gebeten, niemandem etwas davon zu sagen.« Sie schaute immer noch auf den Parkplatz.
    »Katie?«
    Edna Skylar nickte mit weiterhin abgewandtem Blick.
    »Sie haben mit ihr gesprochen?«
    »Vielleicht eine Sekunde lang.«
    »Was hat sie gesagt?«
    »Ich sollte niemandem erzählen, dass ich sie gesehen habe.«
    »Und?«
    »Und das war auch schon alles. Ein paar Sekunden später war sie verschwunden.«
    »Verschwunden?«
    »In eine U-Bahn gestiegen und abgefahren.«
    Das Sprechen fiel ihr jetzt leichter. Edna Skylar erzählte Loren von Anfang an, wie sie beim Spaziergang in New York die Gesichter studiert hatte, wie sie das Mädchen trotz der äußerlichen Veränderungen erkannt hatte, wie sie Katie in die U-Bahn-Station gefolgt war und wie diese schließlich im Zug in der Dunkelheit verschwunden war.
    Loren schrieb alles mit und fühlte sich dabei in ihrer ursprünglichen Einschätzung der Situation bestätigt. Das Mädchen war eine Ausreißerin. Wie Ed Steinberg Dr. Skylar schon erzählt
hatte, war

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