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Ein verhängnisvolles Versprechen

Ein verhängnisvolles Versprechen

Titel: Ein verhängnisvolles Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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dem Haus von Harry Davis.«
    »Herrgott.«
    Myron sprang in den Wagen. Claire setzte sich auf den Beifahrersitz. Er wollte sie nicht dabeihaben, aber für einen Streit war jetzt keine Zeit.
    »Ruf bei Harry Davis an«, sagte er.
    »Hab ich versucht«, sagte Claire. »Da geht niemand ran.«
     
    Eriks Wagen stand tatsächlich direkt vor dem Haus von Harry Davis. Falls niemand wissen sollte, dass er hier war, hatte er sich nicht gerade klug angestellt.
    Myron hielt an. Er nahm seine Pistole aus dem Handschuhfach.

    Claire sagte: »Was willst du denn damit?«
    »Bleib einfach hier.«
    »Ich hab gefragt …«
    »Jetzt nicht, Claire. Bleib hier. Wenn ich dich brauche, melde ich mich.«
    Sein Tonfall erlaubte keinen Widerspruch, und so ließ Claire ihn ohne weitere Diskussion gehen. In gebückter Haltung lief er den Pfad entlang. Die Haustür stand einen Spaltbreit offen. Das gefiel Myron gar nicht. Er ging in die Hocke und horchte.
    Er hörte etwas, konnte aber nicht feststellen, was es war.
    Mit dem Pistolenlauf stieß er die Tür auf. Im Windfang war niemand. Die Geräusche kamen von links. Myron schlich ins Haus. Er sah um die Ecke, und dort lag eine Frau, von der er annahm, dass es Mrs Davis war.
    Sie war geknebelt. Ihre Hände waren hinter dem Rücken gefesselt. Sie sah ihn mit vor Angst weit aufgerissenen Augen an. Myron legte einen Finger über die Lippen. Sie sah nach rechts, blickte Myron an, dann wieder nach rechts.
    Wieder hörte er etwas.
    Da waren noch mehr Leute im Zimmer. Rechts von ihr.
    Myron überlegte, was er als Nächstes tun sollte. Sich zurückziehen und die Polizei rufen? Die hätte das Haus umstellen und mit Erik reden können. Aber dann war es womöglich schon zu spät.
    Er hörte ein Klatschen. Dann einen Schrei. Mrs Davis kniff die Augen zu.
    Er hatte keine Wahl. Myron hatte die Pistole im Anschlag. Er wollte reinplatzen und mit einer schnellen Drehung die Waffe in die Richtung halten, in die Mrs Davis geschaut hatte. Er ging in die Knie. Dann stoppte er.
    War es wirklich ein guter Plan, hier mit der Pistole im Anschlag reinzuplatzen?
    Erik war bewaffnet. Gut möglich, dass er sich ergab. Aber vielleicht eröffnete er auch vor Schreck das Feuer .
    Fifty-fifty.

    Myron versuchte es anders.
    »Erik?«
    Schweigen.
    »Erik, ich bin’s, Myron.«
    »Komm rein, Myron.«
    Die Stimme klang ruhig. Fast ein bisschen fröhlich. Myron trat in die Tür. Erik stand auf der anderen Seite des Zimmers. Er hatte eine Pistole in der Hand. Er trug keine Krawatte. Sein Oberhemd war voller Blutspritzer.
    Als er Myron sah, lächelte Erik. »Mr Davis ist jetzt bereit zu reden.«
    »Leg die Waffe weg, Erik.«
    »Das werde ich nicht tun.«
    »Ich hab gesagt …«
    »Was? Willst du auf mich schießen?«
    »Hier schießt niemand auf irgendwen. Leg einfach die Waffe weg.«
    Erik schüttelte den Kopf. Er lächelte immer noch. »Komm doch ganz rein.«
    Myron trat ins Zimmer. Er hatte die Pistole immer noch in der Hand. Jetzt sah er Harry Davis auf einem Stuhl. Er saß mit dem Rücken zu Myron. Seine Hände waren mit Kabelbindern hinter dem Rücken gefesselt. Sein Kopf hing schlaff herab.
    Myron ging um ihn herum und sah ihn von vorne an.
    »Oh Mann.«
    Davis war geschlagen worden. Sein Gesicht war blutüberströmt. Ein Zahn fehlte. Er lag auf dem Boden. Myron sah Erik an. Seine Körperhaltung war anders als sonst. Er stand nicht so stocksteif da. Er wirkte nicht nervös oder aufgeregt. Myron hatte ihn eigentlich noch nie so entspannt gesehen.
    »Er braucht einen Arzt«, sagte Myron.
    »Der kommt schon klar.«
    Myron sah Erik in die Augen. Sie waren wie ruhige dunkle Teiche.

    »So geht das nicht, Erik.«
    »Doch, sicher.«
    »Hör zu, Erik …«
    »Nein. Dieses Mal nicht. Du bist zweifellos gut in solchen Dingen, Myron, keine Frage. Aber man muss sich an gewisse Regeln halten. An einen gewissen Kodex. Wenn dein Kind in Gefahr ist, sind solche Nettigkeiten zum Fenster rausgeschmissen.«
    Myron dachte an Dominick Rochester, der im Haus der Seidens etwas ganz Ähnliches gesagt hatte. Man konnte kaum unterschiedlichere Typen finden als Erik Biel und Dominick Rochester. Aus Angst und Verzweiflung waren sie zu der gleichen Ansicht gekommen.
    Harry Davis hob den blutverschmierten Kopf. »Ich weiß nicht, wo Aimee ist. Ich schwöre es.«
    Bevor Myron etwas tun konnte, richtete Erik seine Pistole auf den Boden und drückte ab. Der Knall hallte laut durch das kleine Zimmer. Harry Davis schrie. Die geknebelte Mrs Davis

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