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Ein verhängnisvolles Versprechen

Ein verhängnisvolles Versprechen

Titel: Ein verhängnisvolles Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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wadenlange Hosen, vielleicht eine Caprihose, wobei Myron nicht wusste, ob Männer die trugen.

    »Was gibt’s da zu gucken, Arschgesicht?«
    Myron sagte: »Absolut – und das meine ich wörtlich – absolut gar nichts.«
    Ein paar Schüler schnappten nach Luft. Einer sagte: »Oh Mann, der alte Knacker kriegt aber gleich auf die Mütze, was?«
    Ein anderer sagte: »Zeig’s ihm, Crush!«
    Hemdlos, auch bekannt als Crush, setzte seine beste Harter-Typ-Miene auf. »Pharm redet nicht mit dir, verstanden, Arschgesicht?«
    Damit erntete er ein paar Lacher von seinen Freunden.
    »Arschgesicht«, wiederholte Myron. »Jetzt, wo du es zum dritten Mal sagst, ist es sogar noch komischer.« Er trat einen Schritt näher an den Burschen heran. Crush rührte sich nicht. »Die Sache geht dich nichts an.«
    »Ich entscheide, was mich was angeht.«
    Myron wartete. Dann sagte er: »Meintest du nicht: ›Ich entscheide, was mich was angeht, Arschgesicht‹?«
    Wieder wurde nach Luft geschnappt. Einer der Jungs sagte: »Hey, Mister, gehen Sie mal lieber in Deckung. So redet keiner mit Crush.«
    Myron sah Randy an. »Wir müssen jetzt reden. Bevor das Ganze außer Kontrolle gerät.«
    Crush lächelte, spannte die Brustmuskulatur und trat vor. »Es ist schon außer Kontrolle geraten.«
    Myron wollte keinen Schüler k.o. schlagen, besonders, wo die Eltern in der Nähe waren. Das zog einfach zu viele Probleme nach sich.
    »Ich will keinen Ärger«, sagte Myron.
    »Den hast du schon, Arschgesicht.«
    Ein paar Jungs stöhnten vor Wonne. Crush verschränkte seine kräftigen Arme vor der Brust. Eine dumme Geste. Myron musste das Ganze schnell hinter sich bringen, bevor den Eltern etwas auffiel. Aber Crushs Freunde sahen zu. Crush war der harte Bursche der Schule. Er konnte nicht zurückweichen.

    Die Arme über der Brust verschränkt. Wie machohaft. Wie dumm.
    Myron machte den nächsten Schritt. Will man jemanden mit möglichst wenig Aufwand und Chaos aus dem Verkehr ziehen, ist das eine der effektivsten Techniken. Die Bewegung der Hände beginnt neben dem Körper – aus einer normalen, entspannten Haltung heraus. Das ist der Schlüssel. Man klappt die Handgelenke nicht zurück. Man holt nicht aus. Man geht nicht in die Knie oder ballt eine Faust. Die kürzeste Entfernung zwischen zwei Punkten ist eine Gerade. Das darf man nicht vergessen. Myron profitierte von der natürlichen Schnelligkeit seiner Hände und dem Überraschungsmoment. Seine Hand schoss in dieser geraden Bewegung vom Ruhepunkt in Hüftnähe auf Crushs Kehle zu.
    Er traf ihn nicht hart. Myron nutzte die Handkante unterhalb des kleinen Fingers und traf den weichen Punkt am Hals. Es gibt nur wenige Punkte am Körper des Menschen, die verletzlicher sind. Wenn man jemand auf die Kehle schlägt, tut das weh. Der Getroffene schnappt nach Luft, hustet und erstarrt. Aber man muss wissen, was man tut. Schlägt man zu hart zu, kann man bleibende Schäden hinterlassen. Myrons Hand schoss vor wie eine Kobra.
    Crushs Augen wölbten sich hervor. Ein Würgen blieb ihm in der Kehle stecken. Mit fast beiläufiger Leichtigkeit trat Myron Crush die Beine weg. Crush ging zu Boden. Myron wartete nicht. Er packte Randy beim Kragen und zog ihn hinter sich her. Die Jugendlichen, die sich bewegten, bedachte er mit einem so finsteren Blick, dass sie erstarrten, bis er Randy in den Nachbargarten gezerrt hatte.
    Randy sagte: »Au, lassen Sie mich los!«
    Scheiß drauf. Randy war schließlich achtzehn, also ein erwachsener Mann, oder? Es gab keinen Grund, sanft mit ihm umzugehen, weil er noch ein Kind war. Myron zog ihn zwei Häuser weiter hinter eine Garage. Als Myron ihn losließ, rieb er sich den Nacken.

    »Was haben Sie für ein Problem, Mann?«
    »Aimee steckt in Schwierigkeiten, Randy.«
    »Sie ist abgehauen. Das sagen alle. Ein paar haben sie heute im Chat getroffen.«
    »Warum habt ihr euch getrennt?«
    »Was?«
    »Ich hab gefragt …«
    »Ich hab’s schon verstanden.« Randy dachte darüber nach und zuckte die Achseln. »Wir haben uns einfach auseinandergelebt. Wir gehen beide demnächst auf die Uni. Es war Zeit für was Neues.«
    »Letzte Woche seid ihr noch zusammen auf dem Abschlussball gewesen.«
    »Ja und? Das hatten wir schon das ganze Jahr geplant. Der Smoking, das Kleid, wir hatten zusammen mit ein paar Freunden einen Stretch-Hummer gemietet. Wir wollten nicht allen den Spaß verderben. Also sind wir zusammen hingegangen.«
    »Warum habt ihr euch getrennt, Randy?«
    »Hab ich doch

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