Ein verheißungsvolles Angebot
öffnete Primo die Tür und trat ein. Wie zum Schutz stellte sich Rafe vor Larkin.
„Ich habe dich schon überall gesucht, Rafaelo“, verkündete Primo. „Es gibt da eine junge Dame, die ich dir gern vorstellen möchte.“
„Das kann ich mir denken“, erwiderte Rafe seufzend. „Aber das ist nicht mehr nötig.“
Primo stemmte die Hände in die Hüften. „Und wie nötig das ist! Du musst so viele Frauen wie möglich kennenlernen. Wie willst du sonst deine Inferno-Seelengefährtin finden?“
In diesem Moment lugte Larkin hinter Rafes breitem Rücken hervor. Nonna begann vielsagend zu lächeln. „Oh, wer ist denn das?“, wollte sie wissen.
Larkin holte tief Luft und trat vor. Ihr war bewusst, dass ihre geröteten Wangen und Rafes zerzaustes Haar den Großeltern genau verrieten, was hier vorgefallen war.
„Hallo“, stieß sie mit ihrem freundlichsten Lächeln hervor. „Ich bin Larkin Thatcher.“
„Sind Sie vom Catering-Service?“, fragte Primo und musterte sie kritisch.
„Jetzt nicht mehr. Ich bin entlassen worden.“
Offenbar fiel den Großeltern dazu nichts ein, denn sie schwiegen. Um die peinliche Stille nicht länger ertragen zu müssen, sprach Larkin weiter. Ja, ja, dachte sie insgeheim, ich weiß, ich plappere manchmal zu viel, aber was soll ich machen, so bin ich eben.
„Es war mein Fehler, ich habe ein Tablett fallen lassen, und so etwas darf einfach nicht passieren. Aber das Gute daran ist, dass ich dadurch Rafe kennengelernt habe. Wir haben es zwar noch nicht abschließend besprochen, aber ich glaube, man könnte sagen, wir sind so etwas Ähnliches wie verlobt.“
3. KAPITEL
„Verlobt?“, riefen Primo und Nonna wie aus einem Munde. In seiner Stimme klang Empörung mit, in ihrer hingegen Überraschung.
„Irgendwie schon.“ Larkin warf Rafe einen verstohlenen Blick zu. Ihr war selbst bewusst, dass sie mit dieser Ankündigung etwas übers Ziel hinausgeschossen war. „Na ja, vielleicht nicht richtig verlobt, sondern mehr so … Wie soll ich sagen … Also, um ehrlich zu sein …“ Nervös fuhr sie sich mit der Hand durchs Haar. „Äh, als es klopfte, da waren wir gerade … da wollten wir …“
Rafe stöhnte auf. „Oh Mann!“
„Auf jeden Fall war es sehr schön“, fügte Larkin hastig hinzu.
Jetzt ergriff Rafe das Wort. „Sagen wir einfach, dass in dem Moment, als wir uns zum ersten Mal berührt haben, etwas passiert ist. Etwas ganz Besonderes.“
„Das Inferno?“, fragte Primo lauernd. „Hast du es endlich erlebt?“
Rafe zögerte einen Moment. Sicher war ihm sein Zweifel deutlich anzumerken. Zwar hatte er tatsächlich etwas Merkwürdiges gespürt, als er und Larkin sich berührten. Aber das Inferno? Das Zeichen für eine Verbindung, die ein Leben lang bestehen sollte? Nein. Das glaubte er immer noch nicht. „Das muss sich erst noch herausstellen“, erklärte er.
Zu seiner Überraschung schien gerade seine Skepsis Primo und Nonna zu überzeugen. Hm, das war gar nicht so ungeschickt, dachte er. Die beiden wissen ja, dass ich nie an das Inferno geglaubt habe. Hätte ich mich jetzt völlig überzeugt gegeben, dann hätten sie es mir wahrscheinlich nicht abgekauft.
Mit einem Seitenblick auf Larkin stellte er fest, dass sie enttäuscht war. Verflixt, nicht nur seine Großeltern hatten seine Skepsis bemerkt. Larkin auch. Aber was wollte sie denn? Das war doch genau ihre Abmachung. Dafür hatte er sie doch engagiert – sie sollte eine Zeit lang seine Verlobte spielen. Das war alles. Eine Verbindung auf Zeit – nett und angenehm, solange sie andauerte. Und wenn sie endete, hatten sie beide, was sie wollten. Er würde nicht mehr ständig junge Frauen vorgestellt bekommen, und sie erhielt eine hübsche Stange Geld.
Warum sah sie dann so traurig aus? In ihren Augen lag der Ausdruck zerstörter Wunschträume und Sehnsüchte, und diese unendliche Enttäuschung berührte ihn so, dass er ihr am liebsten auf der Stelle alles gegeben hätte, was ihr Herz begehrte. Einerseits. Andererseits wusste er, dass er das nicht konnte – selbst wenn er es wirklich gewollt hätte. Von Anfang an war er ehrlich zu ihr gewesen. Er konnte ihre Wunschträume nicht erfüllen, weil er nie den innersten Sehnsüchten einer Frau gerecht werden konnte, egal welcher Frau. Das hatte ihn die Erfahrung gelehrt, und je schneller Larkin das einsah, desto besser.
„Ich muss Larkin jetzt nach Hause fahren“, teilte er seinen Großeltern mit. „Wir können später über das Inferno reden, wenn ich
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