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Ein verheißungsvolles Angebot

Ein verheißungsvolles Angebot

Titel: Ein verheißungsvolles Angebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Day Leclaire
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damit?“
    Krampfhaft bemühte er sich, ruhig zu bleiben. Doch in seinen Adern pulsierte der Schmerz wie heiße Lava. „Was ich damit meine? Sie sind einfach alle gegangen. Sie haben mich dort zurückgelassen. Und erst am nächsten Tag ist es ihnen aufgefallen.“

7. KAPITEL
    „Was?“ Ungläubig blickte Larkin Rafe an. „Sie haben dich am See zurückgelassen? Einfach so, ganz allein? Ist das dein Ernst?“
    Rafe lächelte, aber seine Augen blieben kalt. „Mein voller Ernst.“
    „Das will mir einfach nicht in den Kopf“, sagte sie. „Wie konnte das passieren? Wie alt warst du damals?“
    Ihm war deutlich anzusehen, dass er darüber nicht reden wollte. Vielleicht sollte ich es gut sein lassen, dachte sie. Aber nein, das kann ich nicht. Was damals passiert ist, muss ihn ungeheuer geprägt haben. Ihn zu dem gemacht haben, was er heute ist.
    „Ich war damals zehn“, begann er zögernd. „Die Ferien waren vorbei, und wir bereiteten uns auf die Abreise vor. Meine Cousins, meine Brüder und ich wollten noch bis zur letzten Minute Spaß haben und tobten herum. Meine kleine Schwester Gia wollte uns zur Ordnung rufen, aber sie war erst fünf. Du kannst dir vorstellen, was dabei herausgekommen ist.“
    „Und dann?“, fragte Larkin ungeduldig.
    Er zuckte mit den Schultern, als wäre ihm das alles egal. Doch ganz offensichtlich war das Gegenteil der Fall. „Draco ist auf einen hohen Baum geklettert, um Gia zu ärgern. Ich konnte mir denken, dass es eine Weile dauern würde, bis meine Eltern ihn von dort heruntergeholt hatten, deshalb bin ich noch mal schnell zu dem Damm gegangen, den ich an dem kleinen Zufluss zum See gebaut hatte. Während ich weg war, muss Draco vom Baum gefallen sein und sich das Bein gebrochen haben.“
    Mitfühlend rieb Larkin sich ihr Bein. „War es ein schlimmer Bruch?“
    „Sehr schlimm. Meine Mutter und mein Vater sind sofort mit Draco ins Krankenhaus gefahren. Gia heulte wie ein Schlosshund, deshalb haben Nonna und Primo sich ihrer angenommen. Mein Onkel und meine Tante haben sich Luc und ihre vier Jungs geschnappt.“
    Noch immer konnte Larkin es kaum fassen. „Und niemand hat sich gefragt, wo du bist? Sie haben dich wirklich ganz einfach vergessen?“ Diese Vernachlässigung tat ihr in der Seele weh.
    „Es herrschte eben Aufregung. Und es waren ja auch jede Menge Kinder.“ Er sagte das entschuldigend, wie eine Rechtfertigung, die er selbst nicht zu glauben schien. „Jeder von den Erwachsenen meinte wohl, jemand von den anderen hätte mich mitgenommen. Weil es Draco ziemlich schlecht ging, blieben meine Eltern über Nacht bei ihm im Krankenhaus. Deshalb fiel auch ihnen nichts auf.“
    Das Verhalten der Eltern konnte sie gut verstehen; sie hatte ja selber etwas Ähnliches erlebt. In ihrem Fall war es allerdings nicht ihre Mutter gewesen, die bei ihr geblieben war, sondern ihre Großmutter hatte Tag und Nacht an ihrem Bett gesessen. „Wann ist Ihnen denn aufgefallen, dass du nicht da warst?“
    „Erst am Nachmittag des nächsten Tages, als sie in die Stadt zurückfuhren. Als sie uns Kinder abholen wollten, bemerkten sie, dass ich weder bei den Großeltern noch bei Onkel und Tante war.“
    „Wie furchtbar.“ Larkin biss sich auf die Lippe. „Die arme Elia. Sie muss vor Sorgen völlig außer sich gewesen sein.“
    Rafe warf ihr einen bösen Blick zu. „Die arme Elia? Und was ist mit den armen Rafe?“
    „Du hast ja recht. Armer Rafe. Tut mir leid.“
    Nach all den Jahren schien er es immer noch nicht verwunden zu haben. Ihr Mitgefühl war so groß, dass sie sich auf die Zehenspitzen stellte und ihm einen Kuss gab. Ihre Lippen schienen wie füreinander geschaffen zu sein. Ob wir unter anderen Umständen wirklich ein Paar geworden wären? fragte sie sich.
    Aber sie wusste, das war nur ein Wunschtraum, und diese Erkenntnis schmerzte sie sehr. Als Rafe sie immer leidenschaftlicher küsste, hätte sie die Leidenschaft am liebsten erwidert. Der Ring, der Champagner, die Verlobung – wäre das alles echt, dann wäre ich sofort bereit, dachte sie. Aber leider sind sie es nicht, sie sind nur Requisiten in einer Inszenierung. Sie zog sich zurück.
    Nein, sie war noch nicht so weit. Erst musste sie damit klarkommen, dass es nur eine Verbindung auf Zeit war. Auch wenn es Rafe wahrscheinlich nicht bewusst war – ob und wann sie miteinander schliefen, war allein ihre Entscheidung.
    Er seufzte auf. „Lass mich raten. Du hast noch mehr Fragen.“
    „Ich fürchte ja“, erwiderte sie

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