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Ein verruchter Lord

Ein verruchter Lord

Titel: Ein verruchter Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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die Gesellschaftshaie, deren Lächeln nie ehrlich gemeint war.
    Alle Überlegungen wurden mit einem Mal hinfällig, als er auf dem Silbertablett für die Botenpost einen an ihn adressierten Umschlag entdeckte, der das Siegel der Stricklands trug. Auf schwarzem Wachs. Jack starrte das Couvert an und war sich mit einem Mal völlig sicher, dass der Brief schlechte Nachrichten enthielt. Es konnte gar nicht anders sein, denn sonst gab es keinen Grund, sich mit ihm in Verbindung zu setzen.
    Sein Onkel war tot und er der nächste Marquis.

Drittes Kapitel
    Der Umschlag wog schwer in Jacks Hand – so schwer wie die Nachricht, die er übermittelte. Langsam erbrach er das Siegel und las den Brief. Er stammte vom Butler seines Onkels, einem guten Mann, der nicht viele Worte machte.
    Mylord,
    Seine Lordschaft, der sechste Marquis of Strickland, ist um Viertel nach acht heute Abend, am 20. Juni im Jahre des Herrn 1816, verschieden. Meine Grüße und mein Beileid gelten Ihnen, Lord John Redgrave, dem siebten Marquis of Strickland.
    Jacks Faust schloss sich so heftig um den feinen Büttenbogen, dass das Knistern im ganzen Raum widerhallte. Ein anderer an seiner Stelle hätte bestimmt an den Titel sowie an damit verbundenen Reichtum und Ansehen gedacht, nicht so er.
    Ich habe niemanden – das war alles, was Jack in diesem Moment einfiel.
    Seine Eltern lebten bereits seit langer Zeit nicht mehr, und sein Onkel hatte damals die Rolle des Vaters übernommen. Jetzt war auch er tot, ebenfalls wie sein Cousin. Der neuerliche Schlag traf ihn zutiefst. Zumal an diesem Tag, der ihm schon Melody genommen hatte.
    Ich habe niemanden.
    Jack blickte sich in der großen Halle um. Alles erschien ihm plötzlich öde und leer. Wie ein Spiegelbild seiner Seele.
    Plötzlich ertönte ein Klopfen.
    Laurel hatte den Türklopfer so heftig bedient, dass ihre Finger kribbelten. Aber sie musste sich Mut machen und Entschlossenheit demonstrieren. Wenn nicht bald jemand die Tür öffnete, würde sie sie einzuschlagen versuchen. Jedenfalls war sie nicht gewillt, unverrichteter Dinge umzukehren. Sie verspürte eine Kraft in sich, als könnte sie Berge versetzen.
    Für Melody.
    Als jedoch statt eines Butlers Jack Redgrave persönlich vor ihr stand, glaubte sie den Boden unter den Füßen zu verlieren.
    Himmel, er ist so dünn geworden, aber immer noch Jack. Immer noch so schön … Und doch: Möge seine Seele in der Hölle schmoren.
    Ihn von Angesicht zu Angesicht zu sehen brachte mit Macht Erinnerungen zurück, die sie eigentlich vergessen wollte. An die Zeit ihrer Jungmädchenträume und vor allem an jene schicksalhafte Nacht vor vier Jahren.
    Zugleich kamen wieder Enttäuschung und Bitterkeit in ihr hoch, und diese Gefühle trugen vorerst den Sieg davon. Mit Zorn im Blick drängte sie sich an Jack vorbei in die Halle des Brown’s Club, obwohl sie wusste, dass Damen hier keinen Zutritt hatten. Das war eine Welt der Männer, des Whiskys und des Tabaks.
    Jack musterte die schwarz gekleidete junge Frau mit erstaunten Blicken. Schwarz von den Stiefeln bis zum Spitzenschleier. Etwas viel von dieser Trauerfarbe an einem Tag, fand er und dachte an das schwarze Siegelwachs. Wenn er abergläubisch wäre, würde er darin ein schlechtes Omen sehen. Was allerdings irrelevant für ihn war, weil er sich ohnehin nichts mehr vom Leben erhoffte.
    Bevor er die schwarze Lady nach ihren Wünschen fragen konnte, war sie bereits an ihm vorbei. Einen guten Portier würde er nie abgeben, stellte er spöttisch fest. Doch im Brown’s musste die Form gewahrt werden, und das bedeutete, dass niemand so einfach hier hereinspazieren konnte. Also schloss er die Tür und wandte sich der Frau zu.
    » Madam, Sie wünschen? « , sagte er und deutete eine Verbeugung an. Keine zu tiefe jedoch, weil das Verhalten der Besucherin eindeutig zu wünschen übrig ließ.
    Seine Verwirrung schien sie zu kränken. Sie richtete sich kerzengerade auf und streckte das Kinn vor. » Wo ist sie? «
    Jack runzelte die Stirn, denn er hatte keine Ahnung, was die Frau von ihm wollte, und zum ersten Mal bedauerte er Wilberforce, der vermutlich des Öfteren mit solch unliebsamen Vorfällen umgehen musste. Allerdings schien fraglich, ob es in einem Gentlemen Club wirklich an der Tagesordnung war, dass verrückte Witwen an der Tür auftauchten und sich ungebeten Einlass verschafften.
    Missbilligend musterte er also die Frau und schaute mit einer gewissen Herablassung auf sie hinunter. » Wo ist wer? «
    Sie reagierte

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