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Ein verruchter Lord

Ein verruchter Lord

Titel: Ein verruchter Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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verärgert, riss sich die schwarzen Spitzenhandschuhe von den Fingern, als bereite sie sich auf einen Kampf vor, und löste die Nadeln ihres schwarzen Strohhuts, der daraufhin zu Boden segelte. Jack sah dunkles, glänzendes, streng zurückgebundenes Haar und tiefblaue Augen, die vor Zorn zu glühen schienen.
    Er war wie vor den Kopf geschlagen, denn die Fremde sah Amaryllis erstaunlich ähnlich, täuschend ähnlich sogar. Bevor er weiter darüber nachdenken konnte, trat sie nahe an ihn heran. » Wo ist sie? «
    Jack wich unwillkürlich zurück und nahm sie genauer in Augenschein. » Bramble? « , fragte er zögernd.
    Mit diesem Namen pflegte er sie früher aufzuziehen, weil sie kratzbürstig war wie ein Brombeerstrauch. Das passe besser zu ihr als Laurel, Lorbeer, hatte er gesagt. Unmöglich. Laurel war ein heranwachsendes Mädchen gewesen, als er sie das letzte Mal gesehen hatte, und neben ihrer extravaganten älteren Schwester kaum aufgefallen.
    Als sie den vertrauten Kosenamen hörte, zuckte sie zusammen, und ihr Gesicht wurde noch einen Schein blasser. Mit zusammengepressten Lippen stieß sie die Luft aus. » Wo ist sie, Jack? Wo ist Melody? «
    Verständnislos schaute er sie an. » Melody ist oben in ihrem Zimmer. Warum …? «
    Sofort drehte Laurel sich um, raffte die Röcke und rannte zur Treppe, gefolgt von dem völlig verdatterten Jack. » Laurel, was soll das? «
    Sie ignorierte ihn und hastete die Stufen hinauf.
    » Laurel, hat Amaryllis etwas mit deinem Kommen zu tun? «
    Sie warf ihm bloß einen kurzen abschätzigen Blick über die Schulter zu und hastete weiter. » Welche Etage? « , stieß sie hervor.
    » Ganz oben. Madeleine, ich meine Lady Blankenship, hat ihr ein Kinderzimmer einrichten lassen … « Er beschleunigte seine Schritte, um Laurel einzuholen, die soeben das Ende der Treppe erreichte und in den Flur bog, den Aidan sich mit Colin und dem betagten, aber noch rüstigen Lord Aldrich teilte.
    Dort hielt sie atemlos inne, eine Hand auf dem polierten Handlauf. Sobald Jack sich ihr näherte, wirbelte sie zu ihm herum. » Geh mir aus dem Weg! Ich lasse sie keine Minute länger hier. «
    » Was? « Jack war bestürzt. » Was soll das heißen? Hat Amaryllis endlich beschlossen, es zuzugeben? Hat sie dich hergeschickt, um Melody auf das Anwesen der Comptons zu holen? «
    Erneut gab Laurel einen unwilligen Laut von sich, legte beide Hände flach auf seine Brust und stieß ihn weg. » Geh mir aus dem Weg « , sagte sie mit Nachdruck und sah ihn dabei zornig an.
    Jack verstand endgültig die Welt nicht mehr. Was war aus dem Mädchen geworden, an das er sich erinnerte? » Laurel, was ist los mit dir? «
    Sie schnaubte verächtlich und riss die erste Tür auf, um in das dahinterliegende Zimmer zu stürzen. » Melody! «
    Als niemand antwortete, kehrte sie zurück und drängte sich an ihm vorbei zur nächsten Tür. Doch Jack hielt sie rechtzeitig zurück, denn dort befanden sich Colins Räume, in denen er mit Pru und Evan lebte. » Was willst du, Laurel? Was hast du mit Melody zu schaffen? «
    » Zu schaffen? Das fragst du mich « , fuhr sie ihn an. » Du bist es, der nichts mit ihr zu schaffen hat. Ich hole sie aus diesem Irrenhaus heraus, und du wirst nie mehr in der Lage sein, sie gegen mich zu beeinflussen. «
    » Was um Himmels willen bezweckst du? «
    » Melody! Melody! «
    » Papa? « , kam aus Aidans Wohnung zur Antwort.
    » Bleib, wo du bist, Melody « , rief Jack. Er hatte keine Ahnung, wovon Laurel sprach und warum sie ihn mit ihren Blicken erdolchte. Aber er wusste, dass ihr aufgebrachtes Verhalten und ihr Schreien Melody Angst machen würden, zumal nach diesem aufregenden Tag.
    Mit beschwichtigend ausgestreckten Händen trat er auf Laurel zu. » Beruhige dich. Hör einfach zu … « , sagte er und schob die junge Frau den Flur hinunter. Er musste mit ihr allein reden, ohne die anderen, um herauszufinden, was das Ganze bedeutete.
    Sie kamen an der Tür zum Dachboden vorbei. Ein ruhiger Ort, um sich ungestört zu unterhalten, dachte er. Und falls sie aufgebracht herumschrie, würde niemand sie hören. Besänftigend auf sie einredend, packte er ihren Ellenbogen und dirigierte sie durch die Tür und eine schmale, staubige Treppe hinauf. Dann standen sie im Hauptraum des Speichers, in dem ausrangierte Möbel lagerten.
    Ihre Haut war jetzt gerötet, und er spürte die Hitze ihres Körpers durch den dünnen schwarzen Stoff des Ärmels. Die Berührung löste plötzliches Unbehagen und Verwirrung in

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