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Ein verruchter Lord

Ein verruchter Lord

Titel: Ein verruchter Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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Schrank hoch. » Wozu willst du da reinklettern? «
    Melody zerrte an seiner Hand und zog ihn näher. » Ich will in der Kiste fahren. «
    Evan seufzte und öffnete die Tür und sah wirklich eine Art Kiste, die an Seilen und Flaschenzügen hing. Seit jeher fasziniert von mechanischen Dingen, wurde Evans Interesse auf der Stelle geweckt. » Jetzt versteh ich das Ganze. Die Kiste fährt rauf und runter, wenn man hier zieht. Wirklich clever. «
    » Ich will damit fahren « , beharrte Melody. » Ich will nach oben fahren und die Dame besuchen. «
    Evan schenkte der Bemerkung keine große Aufmerksamkeit, denn über ihnen war nichts als ein Speicher mit alten Möbeln. Das wusste er ganz genau, weil er mehrfach dort herumgestrolcht war. Das mit der Dame konnte bloß eine weitere Erfindung von Melody sein, dachte er. Und außerdem hatte er sowieso keine Zeit.
    » Ich kann jetzt nicht mit dir spielen « , sagte er. » Weil ich nämlich mit Ramses einen Ritt durch den Park machen will, und Bailiwick begleitet mich mit Balthazar. «
    Melody runzelte die Stirn. » Ramses ist ein böses Pferd. «
    » Nein, ist er nicht. Nur beim Springen kann er ganz schön heftig sein. «
    Melody schob gekränkt die Unterlippe vor. » Will aber hochfahren. « Trotzig schob sie ihr rundes Kinn vor und zog finster die Augenbrauen zusammen.
    Mist, dachte Evan. Mellie würde einen elenden Aufstand machen, und dann käme er nie zu seinem Ausritt. Vielleicht sollte er sie einfach schnell hochfahren. War ja nichts dabei, und die Kiste wirkte stabil genug, um ihr Federgewicht zu tragen. Und oben auf dem Speicher konnte ihr eigentlich nichts passieren, doch zur Vorsicht würde er Pru Bescheid sagen, damit sie Melody später wieder abholte.
    Er stemmte die Fäuste in die Hüften. » Okay, ich fahr dich rauf, aber dann musst du über die Treppe wieder runter oder auf Pru warten. Abgemacht? «
    Melody strahlte, und ihr Lächeln zauberte Grübchen in ihre runden Wangen. Evans Herz wurde weich, und er lächelte ebenfalls. Wenn sie ihn so ansah, kam er sich vor wie ihr Held.
    Sie hob beide Arme, um in die Kiste gehoben zu werden. » Rauf! «
    Laurels Kehle war rau vom Schreien, und ihr ganzer Körper bebte vor Wut. Sie lehnte sich mit dem Rücken an die Eichentür, schlang die Arme um den Oberkörper und ließ erschöpft den Kopf sinken.
    Die Stille des Speichers schien sie zu verhöhnen, denn von den fast leeren Wänden hallte hohl das Echo ihrer Schreie wider. Es gab kein Entkommen – sie konnte sich weder bei den Menschen unten auf der Straße noch bei denen im obersten Stockwerk des Clubs bemerkbar machen. Falls nicht zufällig jemand heraufkam, war sie auf Gedeih und Verderb Jack ausgeliefert.
    Ausgerechnet er tat ihr das an. Von allen Menschen auf diesem Planeten konnte sie sich eigentlich keinen vorstellen, der mit geringerer Wahrscheinlichkeit einer Frau etwas zuleide tun würde – und trotzdem sperrte er sie ein. Zwar verspürte sie keine Angst, wohl aber Wut. Schreckliche Wut.
    Ihre Gedanken wurden unterbrochen durch ein Geräusch, das sie nicht identifizieren konnte. Sie schaute sich um, ohne jedoch etwas zu entdecken. Es hörte sich seltsam kreischend an, als würde es von einem metallenen Gegenstand verursacht. Wie von einer rostigen Türangel oder einem Rad, das geschmiert werden musste.
    Sie erhob sich, als das Geräusch sich näherte. Der Schrank. Es kam aus der Wand hinter dem Schrank. Laurel fing an zu schieben.
    Melody saß im Schneidersitz in der feuchtkalten Kiste und überlegte, dass sie eigentlich lieber nicht mehr auf den Dachboden wollte. Vielleicht war die Dame ja auch schon weg, und niemand kam, um sie abzuholen. Nein, es war eine dumme Idee, mit dem Kasten zu fahren, in dem es nicht nur schrecklich kalt war, sondern auch ziemlich stank.
    Sollte sie laut um Hilfe rufen? Nein, wenn Evan davon erfuhr, würde er wieder die Augen verdrehen und sie als Baby bezeichnen. Oder es zumindest denken und künftig nicht mehr mit ihr spielen. Deshalb biss Melody die Zähne zusammen, schloss die Augen vor der Dunkelheit und hielt sich die Ohren zu, damit sie nicht länger das Kreischen hörte – es erinnerte sie irgendwie an Weinen, und genau danach war ihr zumute.
    Mit einem Ruck kam der Kasten zum Stehen, und es wurde still. Nicht ganz, denn sie hörte eine Stimme ihren Namen sagen. Vorsichtig öffnete sie die Augen und blinzelte in das Licht, das jetzt durch die offene Tür in das Innere der Kiste strömte. Eine Frau stand da, die sie

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