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Ein verruchter Lord

Ein verruchter Lord

Titel: Ein verruchter Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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Jungs das mitkriegen, wird es hier von Bewunderern nur so wimmeln « , murmelte er und verspürte einen Anflug von Neid.
    Jetzt auf dem dunklen Speicher im Schein ihr Gesicht betrachtend, fiel ihm die kleine Begebenheit wieder ein. Komisch: Obwohl er sich kaum daran erinnerte, was für ein Mann er damals war, wusste er noch jedes einzelne Wort, das er mit Laurel gewechselt hatte.
    Wie konnte er seinerzeit bloß so tun, als würde er sie nicht bemerken? Und wieso machte er der hohlköpfigen Amaryllis den Hof, anstatt sich dieses Juwel zu sichern? Später dann nahm er sie sich einfach. Vom ersten Augenblick an, da er sie berührte, da er sie schmeckte, da er sich in ihr verlor, wusste er, dass sie es war. Doch seine absichtsvolle Selbsttäuschung hinderte ihn daran, es sich einzugestehen. Selbst dann noch, als er aus dem Haus geworfen wurde, weil ihre Schwester ihn nicht mehr wollte. Spätestens da hätte er sich zu ihr bekennen müssen.
    Konnte er je das an ihr begangene Unrecht wiedergutmachen, fragte er sich, als er die friedliche Schläferin betrachtete. Üppig fiel die lockige Fülle ihres dunklen Haares auf die Laken und ringelte sich auf der entblößten Schulter. War sie etwa nackt? Nein, stellte er bei genauerem Hinsehen fest. Die Träger ihres Unterrocks waren bloß von der Schulter gerutscht.
    Wo war ihr Kleid? Er entdeckte es an einem Haken an der Wand. Jack zog es missbilligend herunter – Laurel sollte niemals Schwarz tragen, dazu war ihre Haut zu blass. Der Alabasterton brauchte Farben, um einen warmen Schimmer auf ihren Teint zu zaubern. Schwarz war die Farbe des Todes und der Trauer. Aber darum trug sie es ja. Weil sie den Verlust ihres Kindes beweinte. Seit drei Jahren.
    Nachdenklich hob Jack das langweilige dunkle Kleid hoch. Nein, es gab keinen Grund für Schwarz. Laurel sollte sämtliche Farben des Frühlings tragen – als Ausgleich für all die Frühlinge, die sie versäumt hatte. Durch seine Schuld.
    Als Laurel erwachte, roch es in der Kammer nach Bienenwachs. Unmöglich, denn Jack hatte ihr keine Kerzen dagelassen – ihr Zimmer war in der Nacht so dunkel wie eine Gruft.
    Sie erhob sich und tastete sich mit vorgestreckten Armen vorwärts, um nach ihrem Kleid zu suchen. Hastig strich sie mit den Händen über die Wand und fand schließlich die Haken. Einer so leer wie der andere.
    Ihr bloßer Fuß stieß gegen ihren Koffer. Hatte sie das Kleid eingepackt? Sie ging in die Hocke und fuhr mit den Händen über ihren Koffer. Er war geöffnet. Geöffnet und ausgeräumt. Sie hatte so gut wie nichts mehr zum Anziehen. Die Wände ihres Gefängnisses schienen sich enger um sie zusammenzuziehen. Woher hatte er von ihren Plänen gewusst? Hatte Melody ihm gutgläubig von dem Schlüssel erzählt?
    Der Schlüssel! Sie fasste an ihren Hals und berührte das Band, schob die Finger ins Mieder und spürte den Schlüssel, der sich warm anfühlte von der Hitze ihrer Haut. Offenbar hatte Melody nichts ausgeplaudert.
    Trotzdem verfluchte sie Jack. » Zur Hölle mit dir, Mylord. Ich renne auch nackt davon, wenn es sein muss. «
    Die Nacht war so still, dass Laurel ihren Herzschlag hören konnte. Tastend kroch sie aus der Dachkammer, den Koffer mit ihren restlichen Habseligkeiten fest umklammert, und wagte Schritt für Schritt den Abstieg über die Speichertreppe. Dann war sie unten und lauschte angestrengt. Als alles still blieb, öffnete sie die Tür und trat in den langen Gang, der von Kerzen in Wandleuchtern in ein trübes Licht getaucht wurde. Ihr hingegen kam es gleißend hell vor.
    Sie nahm sich eine der Kerzen und ging weiter. Aus dem Zimmer gleich links hatte sie Melody am Tag ihrer Ankunft rufen hören. Sie schluckte und trat näher an die Tür. Was sollte sie tun, was sagen, wenn sie Jack in dem Zimmer antraf?
    Hör auf, dir Skrupel einzureden und öffne endlich die Tür!
    Sie atmete noch einmal tief durch, drückte die Klinke hinunter und schob sich leise in den Raum. Zum Glück gaben die Angeln der Tür keinen Laut von sich. Laurel schaute sich um. Sie stand in einem Wohnzimmer, das zwar gemütlich, aber zugleich überfüllt und unordentlich wirkte. Irgendwie unfertig. Als seien die Möbelstücke vorerst bloß provisorisch hereingestellt worden. Außerdem türmten sich überall diverse Schachteln.
    Schachteln für Hüte und für Kleider. Neugierig beugte sich Laurel hinab und hielt die Kerze dicht an einen der Deckel, den ein kunstvoll geschwungenes L schmückte. Obwohl Mode nicht Laurels bevorzugte

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