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Ein verruchter Lord

Ein verruchter Lord

Titel: Ein verruchter Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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Passion war, wusste sie immerhin, was das bedeutete: Die Kreationen in den Schachteln stammten von Lementeur, dem berühmtesten Damenschneider und Modeschöpfer des Königreichs. Jede Frau in England kannte dieses Markenzeichen. Wider Willen beeindruckt, zog sie die Augenbrauen hoch.
    Aber was taten die Sachen in Jacks Apartment? Dieser Club wurde immer rätselhafter für sie. Hatte er wie seine Freunde etwa auch weibliche Dauerbegleitung? Vorsichtig drückte sie mit dem Ellenbogen eine weitere Tür auf, dabei die Kerze mit der Hand abschirmend, und fand sich in einem Schlafzimmer wieder, wie sie im Halbdunkel erkannte. Ihr Eindruck, dass die Räume noch nicht richtig eingerichtet waren, bestätigte sich, denn in einer Ecke entdeckte sie Tapetenrollen und Stoffballen.
    Als ihr Blick auf das große Bett fiel, erschrak sie. Ein Mann und eine Frau lagen darin: die Frau zierlich und hübsch mit einem langen, dicken, dunklen Zopf über einer nackten Schulter. Der Mann schien ähnlich dunkel wie Jack zu sein, jedoch breiter und muskulöser und weniger dünn.
    Sie war im falschen Zimmer gelandet!
    Wer auch immer dieses Paar sein mochte – mit ihrer Tochter hatte es nichts zu tun. Sie musste sich geirrt haben, als sie Melodys Stimme aus diesen Räumen gehört zu haben glaubte. Schnell trat sie den Rückzug an und wollte auch schon das Wohnzimmer verlassen, als ihre Füße etwas Weiches berührten. Sie bückte sich und hob ein verknotetes Stück Leinen auf: Melodys Lumpenpuppe.
    Laurels Augen füllten sich mit Tränen, wusste sie doch jetzt, dass ihre Tochter nicht weit sein konnte. Sie spähte in die Dunkelheit und entdeckte in einer anderen Ecke des großen Raumes eine weitere Tür. Zitternd streckte sie ihre Hand aus, von der noch immer das Stoffbündel baumelte, drückte die Klinke herunter …
    Und stand in einem Traum von Kinderzimmer. Trotz fehlenden Lichts konnte sie erkennen, dass hier alles erfüllt war von fröhlichen Farben und Liebe und Geborgenheit atmete. Ein Raum, in dem ein Kind glücklich sein musste. Sie vergaß, dass sie nicht erwischt werden durfte, und stand voller Ehrfurcht da mit der Kerze in der Hand, um dieses Gesamtkunstwerk zu bestaunen.
    Das Bett war der Höhepunkt. Sein Kopfteil bildeten zwei Schwäne, die aufeinander zuschwammen und deren gebogene Hälse ein Herz bildeten. Und darunter im Bett lag selig schlafend ein kleines Mädchen mit dunklem Lockenschopf, das sich in seine weiche Decke eingerollt hatte.
    Meine Tochter.
    Ihr Fleisch und Blut, mit dem sie von nun an für immer zusammen sein wollte. Nur sie beide.

Zwölftes Kapitel
    Nachdem sie den Blick einige Minuten lang nicht von Melody hatte lösen können, schaute Laurel sich erneut in diesem überwältigenden Kinderzimmer um.
    Alles hier zeugte von großer Sorgfalt bei der Auswahl der Möbel, der Spielsachen, der Stoffe und Tapeten – alles war erlesen, originell, kuschelig und farblich abgestimmt. Ein Raum, der Perfektion bis ins letzte Detail verriet. Wer auch immer es eingerichtet hatte, wollte etwas ganz Besonderes für Melody.
    Laurel stellte ihre Kerze auf dem niedlichen Nachttisch ab und ließ sich selbst auf den Fußboden nieder. Melody wurde geliebt, das stand außer Frage. Dieses Zimmer, dieser wahr gewordene Kindertraum – wie konnte der sich im selben Haus wie ihr Gefängnis befinden, diesem Ort der neuerlichen Demütigung?
    Diese Menschen, die Melody so sehr liebten – wer waren sie? Der Junge namens Evan, der ihr eine mit seinem Namen versehene Zeichnung geschenkt hatte; der Schachliebhaber, der seine Begeisterung für dieses Spiel weiterzugeben hoffte; das attraktive Paar in dem großen Bett? Was hatte Jack mit ihnen allen zu schaffen?
    Es gab so vieles, was Laurel nicht wusste.
    Eines allerdings wurde ihr in diesem Moment deprimierend klar: Nie würde sie in der Lage sein, ihrer Tochter einen solch verschwenderischen Luxus zu bieten – und auch nicht einen solch himmlischen Zufluchtsort. Außer ihrer Liebe konnte sie ihr nicht viel geben. Der Rest bestünde aus einem Leben auf der Flucht ohne wirklich ausreichende finanzielle Absicherung. Sie würden sich ziemlich bescheiden müssen.
    Zweifel überfielen sie. Durfte sie Melody wirklich aus allem herausreißen, zumal das Kind diese Menschen sehr zu lieben schien. Laurel sah es den Geschenken an, dass sie wirklich benutzt wurden, denn sie standen alle aufgereiht in der Nähe ihres Bettchens. Sie konnte sich vorstellen, wie ihre Tochter nicht nur der Lumpenpuppe,

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