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Ein verruchter Lord

Ein verruchter Lord

Titel: Ein verruchter Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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fiel mindestens die Hälfte um. » He! « Evan, der bislang auf dem Bauch gelegen hatte, ging auf die Knie, um die Soldaten wieder aufzustellen, wobei er Melody einen wütenden Blick über die Schulter zuwarf. » Warum machst du so was? «
    Sie schaute ihn finster an. Zwar mochte sie es nicht, wenn Evan böse auf sie war, aber zumindest genoss sie jetzt seine volle Aufmerksamkeit.
    Unwirsch brummte er vor sich hin. » Du hast die Engländer umgeschmissen, weißt du das? « Deinetwegen haben wir die Schlacht verloren. «
    » Ist mir egal. «
    Er gab einen Laut der Entrüstung von sich. » Ich kann’s kaum erwarten, endlich zur Schule zu gehen. «
    Auf Melodys Stirn braute sich unheilverkündend ein Gewitter zusammen. » Du willst zur Schule? « , rief sie entsetzt. » Ich dachte, du hasst die Schule! «
    Evan machte eine wegwerfende Handbewegung. » Nein, tu ich nicht. Wieso auch? Da gibt’s Hunderte von Jungs. Wir treiben Sport und gehen zum Reiten – ich darf sogar Ramses mitnehmen. «
    » Aber du musst auch ganz viel lernen « , führte Melody ins Feld, ohne zu wissen, wem sie diese Weisheit verdankte. Jedenfalls war sie ziemlich stolz, dass sie sich gerade jetzt daran erinnerte. » Das magst du doch wirklich nicht, oder? «
    » Wieder falsch. Ich geh nur manchmal nicht gerne zum Unterricht, weil ich lieber ausreiten möchte. «
    » Onkel Colin und Pru werden nicht da sein « , führte sie ihre letzte und beste Waffe ins Feld. » Und ich auch nicht. «
    Evan wandte sich grinsend zu ihr um. » He, stimmt. Umso besser. « Er piekste sie liebevoll in den Bauch. » Kein Melliemonster mehr. «
    Als ihre Unterlippe sich vorschob, beeilte er sich sogleich, sie zu trösten. » Hör zu, Mellie. Ich werde ganz oft zu Hause sein. An Ostern, an Weihnachten und sicher ein paarmal zwischendurch. «
    Der Gedanke an Weihnachten stimmte Melody sofort fröhlich, denn alle im Brown’s hatten ihr vorgeschwärmt, wie wunderschön und aufregend dieses Fest würde. Ans letzte Jahr fehlten ihr die Erinnerungen – außer es war der Tag, an dem Tante Pruitt ihr ein Pflaumentörtchen und ein Haarband geschenkt und ihr eine Geschichte von einem Baby erzählt hatte. Die sie aber längst nicht so interessant wie das Törtchen fand und deshalb nicht zuhörte. » Ich mag Weihnachten. «
    Evan umarmte sie rasch. » Siehst du? Ich werde dir kaum fehlen. « Er ließ sie los, bevor ihn irgendjemand dabei ertappte, wie herzlich er mit Melody umging. » Und jetzt geh und spiel woanders, ich hab zu tun. «
    Melody kniff die Augen zusammen. » Du spielst ja bloß mit Soldaten. «
    Der Junge gab ihr einen Schubs, bevor er sich wieder auf dem Boden ausstreckte. » Das ist kein Spiel « , rügte er sie. » Ich will Lord Bartles die Schlachtordnung von Fontenoy zeigen « , fügte er hinzu und begann erneut, die Soldaten aufzustellen.
    Melody ging mit gesenktem Kopf davon, doch ihre Enttäuschung währte nicht lange. Der Zauberschlüssel! Damit ließ sich bestimmt etwas anfangen, um die Langeweile zu vertreiben. Vielleicht konnte sie damit ja die Tür zum Dachboden aufschließen, überlegte sie und hopste erwartungsvoll davon.
    Sie könnte ihn auch der Königin geben. Als Geschenk. Wie an Weihnachten.
    Laurel saß an ihrem Tisch, auf dem Melody ihre Spuren hinterlassen hatte. Ein Teller. Ein paar Krümel. Ein kleines Stück Käse mit einer exakt abgebissenen Ecke. Das war alles, was Laurel an die Anwesenheit ihrer Tochter erinnerte.
    Das und der eiserne Schlüssel in ihrer Hand.
    Vor einer halben Stunde hatte sie ein leises Kratzen auf Holz vernommen und, als sie sich umwandte, beobachtet, wie ein Schlüssel unter der Tür durchgeschoben wurde. Dann hörte sie wie ein fernes Echo Melodys leises Kichern. Mit angehaltenem Atem hob sie den Schlüssel auf und steckte ihn in das mit Messing beschlagene Schloss.
    Dreh dich.
    Sie hatte es nicht glauben können, dass er wirklich zu dieser Tür, in dieses Schlüsselloch passte, doch er ließ sich problemlos drehen und entriegelte mit einem deutlichen Klicken das Schloss.
    Ich bin frei.
    Der Impuls davonzurennen überkam sie. Laurel öffnete die Tür und hielt nach ihrer Tochter Ausschau, aber das Kind war nicht mehr zu sehen. Sie eilte zur Speichertreppe, um unten nach ihr zu suchen, hielt dann inne. Oder sollte sie einfach allein fliehen? Die Versuchung war groß, die Treppen hinunterzustürzen hinaus ins Freie. Weg von ihrem Gefängnis auf dem Dachboden und weg von ihrem Kerkermeister.
    Renn weg! Hau ab! Bring

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