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Ein verruchter Lord

Ein verruchter Lord

Titel: Ein verruchter Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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dich selbst in Sicherheit! Sie werden es nie im Leben dulden, dass du dir Melody schnappst und mit ihr zur Tür hinausspazierst.
    Wenn überhaupt, kannst du dieses Haus nur allein verlassen. Geh! Nutz die Chance!
    Auf den Stufen der Speichertreppe stehend und den Handlauf so fest umklammernd, dass ihre Knöchel weiß hervortraten, focht sie einen schrecklichen inneren Kampf aus.
    Da waren die Stimmen, die sie drängten zu fliehen und denen sie im ersten Impuls Folge leisten wollte, bis sie mahnend die anderen hörten, die an ihre Muttergefühle appellierten.
    Bleib! Bleib in der Nähe von Melody, deiner Tochter, die du endlich gefunden hast.
    Du wolltest sie schließlich nie wieder hergeben und willst jetzt feige davonlaufen. Kämpf um sie.
    Laurel atmete tief durch, um ihre widersprüchlichen Gedanken zu ordnen. Vielleicht schaffte sie es ja sogar, mit Melody zu entkommen. Sie brauchte nur einen wirklich guten Plan. Wenn sie sich etwa ganz normal, also widerspenstig, benahm, würde sie Jack in Sicherheit wiegen. Und dann um Mitternacht, wenn alle schliefen, leise die Tür aufsperren und nach unten gehen, das Kinderzimmer suchen, vielleicht schnell ein paar Sachen packen und Melody ungesehen nach unten und aus dem Haus schaffen. Bis die anderen ihr Fehlen bemerkten, konnten sie bereits auf dem ersten Schiff sein, das die Londoner Docks im Morgengrauen verließ.
    Sie musste Jack dann nie wiedersehen. Vielleicht durfte sie ihm wegen der Vergangenheit nichts vorwerfen, wohl aber wegen seines Verhaltens. Er schien überhaupt nicht zu begreifen, was er ihr da antat – nach allem, was sie seinetwegen ohnehin schon erduldet hatte. Schließlich wurde sie jetzt bereits zum zweiten Mal wie eine Gefangene behandelt, und das ließ sich kaum wiedergutmachen.
    Deshalb war es am besten, ihm künftig und für alle Zeiten aus dem Weg zu gehen. Obwohl die Eltern ihr lediglich eine kleine Summe hinterlassen hatten, würden die Mittel reichen, damit sie und ihre Tochter einigermaßen über die Runden kamen. Zumindest so weit hatte der Vater für sie gesorgt – eine Voraussicht, für die sie ihnen zumindest dankbar war.
    Laurel beschloss, die Flucht mit Melody zu wagen. So einfach schien ihr der Plan, zumal Jack vermutlich mit dieser Möglichkeit nicht im Entferntesten rechnete. Für ihn und die anderen würde es ein böses Erwachen geben. Mit frischem Mut kehrte Laurel in ihre Dachkammer zurück und schloss die Tür ab. Doch sobald sie das Klicken der Verriegelung hörte, schrie eine Stimme in ihrem Kopf bereits, dass ihr Vorhaben Wahnsinn sei.
    Lange, bange Stunden folgten, in denen sie bloß dasaß und den Schlüssel anstarrte, der schwer auf ihrem Handteller lag. Zutiefst aufgewühlt lauschte sie den Glocken eines weit entfernten Kirchturms, die ihr die Zeit verrieten. Der Nachmittag ging in den Abend über, aber draußen auf den Straßen herrschte nach wie vor reges Leben. Das Warten zog sich hin. Noch Stunden bis Mitternacht, dann erst begann das Abenteuer. Durch die Nacht fliehen. Tickets für eine Schiffspassage kaufen. Sich bis zum Auslaufen verbergen.
    Es war besser, sich auszuruhen.
    Laurel schlüpfte aus ihrem Kleid und bürstete es gründlich aus, denn der Aufenthalt in der staubigen Kammer hatte Spuren hinterlassen. Es war wichtig, einen respektablen Eindruck zu machen, nicht dass ein Droschkenkutscher oder gar der Schiffskapitän womöglich auf die Idee kamen, sie sei mittellos und könne nicht bezahlen.
    Sie hängte das Kleid an einen Haken und stellte ihren ordentlich gepackten Koffer daneben. Der Schlüssel zur Freiheit hing inzwischen an einem Band um ihren Hals und steckte in ihrem Mieder. Aufgeregt legte sie sich auf das provisorische Lager, obwohl sie niemals einschlafen würde.
    Nicht für eine Sekunde.

Elftes Kapitel
    Jack klopfte zögernd an. Dieses Mal hörte er überhaupt nichts. Schlief sie? War sie krank? Hatte sie sich mit derselben Vehemenz aus dem Fenster gestürzt, mit der sie zersprungene Schüsseln und Teller zu schleudern pflegte?
    Leise öffnete er die Tür und spähte vorsichtig um die Ecke. Für den Fall, dass sie ihn mit einem neuen Porzellanhagel bedachte. Doch der Raum war still und dunkel. Ihm fiel ein, dass er ihr nicht einmal einen winzigen Kerzenstummel gegeben hatte.
    Seine eigene, angezündete Kerze vor sich hertragend, trat er ins Zimmer. Wo war sie? Lauerte sie ihm irgendwo auf? Er sollte hinter der Tür nachsehen. Nichts. » Laurel? «
    Ein leises, protestierendes Murmeln erklang aus

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