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Ein verruchter Lord

Ein verruchter Lord

Titel: Ein verruchter Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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außer Acht ließ.
    Melody stand entsetzlich früh auf, um dann gut gelaunt die Flure zu durchstreifen, bis irgendjemand ihr ein Frühstück zusammenstellte. Was regelmäßig Evan auf den Plan rief, der keine Mahlzeit versäumte. Auch keinen Snack, nicht einmal einen Krümel.
    Anschließend ging der Junge zu seinem Unterricht, und Melody machte sich auf, sämtliche Lieblingsgroßväter zu besuchen. Einen nach dem anderen.
    » Ich frage dich, alter Freund, hast du da auch etwas gehört? « Lord Bartles hielt inne, während er sein Halstuch vor einem Spiegel richtete.
    Sir James strich sich die Weste glatt und schaute sich im Zimmer um. » Keinen Ton, nein, keinen einzigen Ton. «
    Melody kicherte, als Lord Bartles weiterhin ahnungslos tat. Sie saß im Schneidersitz auf dem Frisiertisch und spielte mit den silbernen Kämmen und Schnupftabakdosen.
    » Ich könnte schwören, ich hätte ein hohes Quietschen gehört. «
    Sir James rieb sich nachdenklich das Kinn. » Ein hohes Quietschen, hast du gesagt? «
    Lord Bartles stützte beiläufig den Ellenbogen auf Melodys Kopf und überlegte. » Ja, ziemlich hoch und eindeutig ein Quietschen. «
    » Hat es sich wie ein Tierchen angehört? Was meinst du? «
    Melody gluckste, als Sir James vor den Spiegel trat und ihre Hand nahm, um sich damit die spärlichen silbernen Strähnen auf seinem Kopf zu kämmen, dabei mit selbstvergessenem Ausdruck in ihr Gesicht blickte, bis sie sich auf der Kommode kugelte vor Lachen.
    Lord Bartles schien ernsthaft über die Frage nachzudenken. » Ja, es klang ein bisschen nach einem kleinen Tier. Ich denke, es hörte sich an wie ein … «
    Sir James ließ von seiner Frisur ab. » Wie ein …? «
    Sein Freund und Schachpartner kniff die wässrigen Augen zusammen und betrachtete den Frisiertisch genauer. » Ich denke, es ist möglich … « Er richtete sich so abrupt auf, wie seine Arthrose es ihm erlaubte, und deutete entrüstet auf Melody. » Es stimmt! Sieh nur! «
    Sir James blinzelte. » Um Himmels willen. In der Tat. Es ist ein … «
    Lord Bartles schnaubte indigniert. » Ich werde ein ernstes Wort mit Wilberforce sprechen. Wir haben ein Mäuschen in unseren Zimmern. «
    Sir James stieß ein geziertes, etwas zittriges Igitt aus und wich zurück. » Ein Mäuschen! « Er warf erschrocken die Hände in die Luft. » Schnell! Hol die Katze! «
    Lord Bartles humpelte davon und kam mit einem flauschigen grau-weißen Etwas in den Händen zurück. » Auf, großer Jäger! Fang das Mäuschen « , sagte er … und dann landete das winzige Kätzchen auch schon in Melodys Schoß.
    Sie stieß einen Entzückensschrei aus und presste ihre pummeligen Händchen an die Wangen. » Ein Kätzchen! «
    Lord Bartles und Sir James traten einen Schritt zurück, um das rührende Bild zu betrachten und sich über die gelungene Überraschung zu freuen. Es war nicht leicht gewesen, den kleinen Kater drei Tage lang verborgen zu halten. Jetzt wurden sie mehr als entschädigt dafür, dass sie die fragwürdigen Toilettengewohnheiten des jungen Tieres ebenso ertragen hatten wie den Geruch nach saurer Milch. Lächelnd beobachteten sie, wie Melody mit seligem Gesichtsausdruck das Kätzchen mit den großen Augen, den Fledermausohren und dem Rattenschwanz an ihre Brust drückte.
    » Na los « , sagte Lord Bartles barsch. » Nimm das flohverseuchte kleine Monster und zeig es Evan. «
    Sir James hob Melody vom Frisiertisch und setzte sie auf dem Boden ab, und sofort rannte sie aus dem Zimmer.
    Lord Bartles putzte sich umständlich die Nase. » Sentimentaler alter Narr « , tadelte Sir James ihn.
    » Vermaledeite Viecher. Kann Katzen nicht ausstehen. «
    » Ich auch nicht. Abscheuliche Kreaturen « , stimmte ihm Sir James zu und schaute wehmütig dem verschwundenen Kater nach, während Lord Bartles demonstrativ die Ärmel seiner Jacke abbürstete. » Überall diese Haare. «
    Sein Schachfreund betrachtete ihn nachdenklich. Dann tätschelte er ihm die Schulter. » Armer Alter. Vielleicht sollten wir uns lieber eine schwarze Katze nehmen, nicht wahr? «
    Es war Jacks Ruf zu verdanken – und vermutlich ebenso seinem neuen Titel –, dass Lementeur, der gefragteste Couturier, um dessen Gunst sich alle rissen, an jenem Morgen Seine Lordschaft zu einer geradezu unchristlich frühen Zeit zu empfangen geruhte. So etwas kam bei ihm nicht häufig vor. Der kleine Mann konnte es sich leisten, wählerisch zu sein.
    Bei einem Kaffee plauderten sie zunächst über Belanglosigkeiten, bevor sie zum

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