Ein verruchter Lord
wussten es! « Melody stieß ihrem geliebten Button einen Finger in den Oberarm. » Sie wussten es, nicht wahr? Woher? «
Button schürzte die Lippen. » Ich fürchte, ich darf meine Quellen nicht preisgeben. «
Melody verschränkte die Arme und lehnte sich stirnrunzelnd auf dem Sofa zurück. » Es war Wilberforce, nehme ich an. Männer! Immerzu verbünden sie sich! «
Der kleine Modeschöpfer, der in Melody seit ihrer Kindheit vernarrt war, erwiderte den Stoß, wenngleich etwas zarter. » Tatsächlich, kleine Mylady, waren Sie es selbst, die es mir erzählt hat. Am Nachmittag kam Lady Blankenship bei mir vorbei. Mit Ihnen, und Sie sprudelten über vor Neuigkeiten. Besonders wichtig war Ihnen die Königin im Turm. «
» Dann wussten Sie also, dass Mama auf dem Dachboden eingesperrt war? Und haben nichts unternommen, um ihr zu helfen? « Sie kniff die Augen zusammen. » Sie, Sir, sind nichts weiter als ein Mann ! «
Button blinzelte. » Wie merkwürdig, das zu hören. Ich bin mir ziemlich sicher, nie zuvor als solcher bezeichnet worden zu sein. Wenn Sie sich jedoch zu sehr über mich ärgern sollten, um den Rest der Geschichte zu hören … «
Melody warf ihm einen missbilligenden Blick zu. » Ach, Sie können genauso gut weitererzählen. «
Button verneigte sich formvollendet. » Wie Sie wünschen, Mylady. «
Als der große Lementeur davongerauscht war, um etwas für die ihrer Kleidung beraubte Dame zu finden, vertrieb Jack sich die Zeit des Wartens damit, die kopflose Schneiderpuppe zu betrachten und sich mit ersten Zweifeln zu plagen. Würden die kostbaren Kleider überhaupt dazu beitragen, Laurel umzustimmen? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Aber es ging ihm schließlich nicht nur darum – er mochte sei einfach nicht mehr in tristen Trauerkleidern sehen. Ihr stand Besseres zu, nämlich Satin und Seide in allen Farben des Regenbogens.
Laurel verdiente Kleider aus Gold.
Und deshalb saß er in diesem exquisiten Salon wie andere reiche Männer auch, die ihrer Angebeteten kostbare Geschenke machten – die einen betrachten es als Teil ihrer Brautwerbung, die anderen sicherten sich damit die Gunst bestimmter Damen. Alles ganz normal.
Nur dass bei ihm eigentlich nichts normal war.
Das liegt daran, dass du verrückte Sachen machst und zum Beispiel eine Dame auf dem Dachboden einsperrst und ihre Anwesenheit vor deinen Freunden geheim hältst. Und trotzdem deine Hände an Stellen wandern lässt, wo sie unter den gegebenen Umständen nichts zu suchen haben.
» Normal « jedenfalls traf für ihn nicht zu.
Während er noch darüber grübelte, tauchte Lementeur wieder auf mit einer großen Schachtel, die er aus den rückwärtigen Regionen seines Salons hervorgezaubert hatte. Ihm folgte ein schöner junger Mann mit einem Stapel kleinerer Schachteln. » Cabot, bringen Sie die restlichen Sachen zur Kutsche Seiner Lordschaft. «
Dann stellte er seine eigene Schachtel auf den Tisch und hob den Deckel. » Das hier sollte der Dame recht gut zu Gesicht stehen. «
Jack schaute auf das zusammengefaltete Kleid und zuckte die Achseln. Für ihn sah es aus wie ein Haufen blassblauer Seide. » Es ist ein bisschen einfach « , meinte er.
Der Modeschöpfer schüttelte den Kopf. » Nein, es ist von schlichter Eleganz. Umwerfend. Genau das Richtige für eine Ausfahrt an einem Sommertag. Oder für eine Gartengesellschaft. «
Jack konnte bloß nicken und beobachtete, wie Cabot unermüdlich Schachteln nach draußen zu seiner Kutsche trug, deren Inhalt laut Lementeur, absolut unentbehrlich war. Wie würde Laurel auf diese Geschenke reagieren. Er hoffte bloß, dass sie es nicht als Bestechungsversuch auffasste. Schließlich wollte er ihr eine Freude machen, weil … Ja, warum nur? An diesem Punkt kam er mit seinen Überlegungen nicht weiter. Weil sie ihm Gefühle zurückgegeben hatte? Bisher nie gekannte Empfindungen sogar?
Gott allein wusste, in welch gefährliche Gewässer ihn das noch bringen mochte.
» Nun, Mylord « , sagte Button strahlend, » Ihre Kutsche ist beladen. Die beiden anderen Tageskleider werden morgen fertig sein. «
» Aber … Diese Dinge, brauchen die nicht Zeit? «
» Ist es nicht wunderbar, was alles möglich ist, wenn Geld keine Rolle spielt? « , gab der kleine Mann mit zufriedenem Lächeln zurück. » Und welchen Nutzen hat Reichtum schon, wenn man niemanden hat, für den man ihn gerne verschwendet? « Er drohte Jack spielerisch mit dem Finger. » Sie sollten diese Dame mit den himmelblauen Augen
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