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Ein verruchter Lord

Ein verruchter Lord

Titel: Ein verruchter Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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Konnte ein Mann nicht einmal ein ordentliches Frühstückstablett herrichten? Sie würde den Tee direkt aus der Kanne in ihre Kehle laufen lassen müssen!
    Gerade als sie von ihrem Toast abbeißen wollte, fiel ihr Blick auf die Wand gegenüber. Was war das? Dort hing ein Kleid an einem Haken. Nicht irgendeines und schon gar keines von ihren, sondern ein Traum aus blauer Seide, und es hatte exakt die Farbe des Sommerhimmels.
    Ihre Lieblingsfarbe.
    Ihre Füße setzten sich automatisch in Bewegung, und ebenso automatisch streckten sich ihre Hände nach dem schönen Seidenstoff aus, wollten ihn schon berühren, um dann zurückzuzucken. O Gott, sie hatte womöglich noch Butter an den Fingern. Vergeblich hielt sie nach einer Serviette auf ihrem Tablett Ausschau, sah dafür aber einen Tonkrug samt Waschschüssel beim Feuer. Perfekt. Sie säuberte ihre Hände in dem erwärmten Wasser und trocknete sie an ihrem Unterkleid, bevor sie ehrfürchtig das Kleid betrachtete. Sie hielt es mit ausgestreckten Armen vor ihren Körper, bewunderte den eleganten Schnitt und die Raffinesse – zweifellos ein Modell von Lementeur, der keine Rüschen und Schleifen brauchte, um überragende Wirkung zu erzielen.
    Nur konnte das sein, dass Jack für sie diesen Meister seines Faches bemüht hatte? Dieses Genie war etwas für eine Dame der Gesellschaft und nicht für eine auf dem Dachboden versteckte junge Frau. Außerdem konnte sie sich nicht vorstellen, wie es möglich sein sollte, ein solches Kleid über Nacht herbeizuzaubern.
    Trotzdem: Den Anschein nach würde es perfekt passen, selbst in der Länge. Sie lachte vor Entzücken und wirbelte im Kreis herum, wobei ihr Fuß an einige aufgetürmte kleinere Schachteln neben dem Bett stieß, die ihrer Aufmerksamkeit bislang entgangen waren. Als sie auf den Teppich purzelten, ergossen sich daraus schimmernde Bänder, hauchzarte Musselinwäsche, Schuhe und Handschuhe und vieles mehr.
    Und auf dem Deckel einer jeden Schachtel prangte ein einziges Symbol. Ein großes L .
    Laurels Mund wurde trocken, als sie inmitten der verstreuten Pracht stand. Eine komplette Ausstattung von dem berühmten und absolut unvergleichlichen Lementeur. Und sie hätte dieses Wunderwerk beinahe mit buttrigen Fingern angefasst. Vorsichtig, um es nur ja nicht zu ruinieren, legte sie das herrliche Kleid aufs Bett und trat einen Schritt zurück, die Arme auf dem Rücken verschränkt, um das luxuriöse, erlesene und absolut unakzeptable Geschenk zu betrachten. Sie konnte es nicht annehmen. Nie und nimmer. Denn das würde bedeuten nachzugeben, sich zu ergeben, zu verlieren.
    » Mist! «
    Die Erkenntnis reichte aus, um jede Frau zum Weinen zu bringen. Laurel hatte noch nie so etwas Schönes besessen, denn vom mädchenhaften Musselin war sie direkt zu schwarzer Trauerkleidung übergegangen. Dieses Kleid hingegen gebührte einer Frau – es zelebrierte die weiblichen Formen, den Busen, die Hüften, den Po und feierte die Sinnlichkeit.
    In diesem Kleid wäre sie Amaryllis gewachsen.
    Laurel wiegte sich nachdenklich vor und zurück, schürzte die Lippen und erwog Für und Wider. Einerseits wollte sie sich nicht bestechen lassen, andererseits künftig auch nicht bloß im Unterkleid herumlaufen. Sie fand, dass das eine gute Ausrede war, um ihren Grundsätzen ein bisschen untreu zu werden. Sie hatte schließlich keine Wahl, oder? Entweder dieses Kleid oder annähernde Nacktheit! Außerdem, so überlegte sie, ließe sich diese ganze Kollektion bestimmt zu einem ansehnlichen Preis verkaufen, falls sie doch noch mit Melody flüchtete.
    Ein Lächeln überzog langsam ihr Gesicht. Sie würde das alles einfach gar nicht als Geschenk betrachten, sondern als eine Abzahlungsrate – schließlich stand Jack tief in ihrer Schuld. Selbst mit Hunderten solcher Roben könnte er das nicht gutmachen. Nein, sie hatte alles Recht der Welt, dieses Kleid anzunehmen, beruhigte sie sich und wirbelte glücklich im Kreis herum.
    Beim Frühstück sprudelte Melody förmlich über, um die anderen an ihren neuesten Abenteuern teilhaben zu lassen. Irgendjemand, wahrscheinlich Bailiwick, hatte ihr erzählt, dass der Anblick einer Kröte Glück bringe. Ein anderer, vermutlich Evan, wollte wissen, dass man Warzen bekam, wenn man eine Kröte berührte. Weshalb Warzen in Melodys Vorstellung zu einem Symbol des Glücks wurden.
    » Hast du Warzen, Papa? «
    Jack hielt mitten in der Bewegung inne, um über die Frage nachzudenken. Er war gerade im Begriff, eine Gabel mit Rührei

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