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Ein verruchter Lord

Ein verruchter Lord

Titel: Ein verruchter Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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anfühlte, sich plötzlich ausdehnte, und ihr war, als könne sie zum ersten Mal seit Jahren wieder befreit atmen.
    Sie griff in ihr Mieder, zog den Schlüssel heraus und betrachtete ihn. Sie konnte jederzeit gehen, und vermutlich wäre es das Richtige, doch sie wollte nicht mehr wirklich. Manchmal zumindest nicht. Und diese Tatsache verstörte sie mehr als jegliches Schloss an der Tür.
    Unten klopfte Colin an der Tür zu Melodys Kinderzimmer. Aidan wartete draußen mit der Kutsche, und Jack war mal wieder unauffindbar. Wie so oft in den letzten Tagen. Hätte sich die Vermutung bestätigt, Jack sei Melodys Vater, so würde Colin sicherlich Witze der Art reißen, dass der Apfel bei den beiden nicht weit vom Baum gefallen sei – schließlich mussten sie Melody ebenfalls ständig suchen. Es schmerzte ihn so sehr, dass sie bald vielleicht aus ihrem Leben verschwinden würde.
    Er hörte Pru » Herein! « rufen und setzte ein betont munteres Lächeln auf. Seine junge Frau, die dem Kind gerade die Haare flocht, sah ebenfalls nicht sonderlich glücklich aus – wenn ihn nicht alles täuschte, hatte sie sogar geweint. Die Ungewissheit, was mit ihrem Schützling wurde, belastete sie alle. Trotzdem bemühte sich Pru ebenfalls um ein fröhliches Gesicht. » So, du siehst zum Anbeißen aus, mein liebes Mäuschen. «
    Colin lehnte sich gegen den Türrahmen. » Sie sieht aus wie eine Puppe. Meinst du wirklich, ein Spitzenkleid ist die richtige Wahl für diesen Ausflug? «
    Pru warf ihm einen tadelnden Blick zu, während sie Melodys Schleifen band. » Es soll niemand auf den Gedanken kommen, wir hätten nicht alles für sie getan « , sagte sie behutsam. » Falls ihr diese Tante findet, werdet ihr froh sein, wenn sie hübsch aussieht. «
    » Meine Güte « , murmelte Colin. » Ich meinte bloß, dass sie sich schließlich ewig bekleckert – vor allem wenn drei Männer allein mit ihr losziehen. «
    » Nichts Klebriges oder Nasses. Oder Braunes « , gab ihm seine Frau mit auf den Weg.
    Colin zog eine Grimasse. » Was meinst du damit genau? « » Karamell beispielsweise. Oder Schokolade. « Ihr Lachen klang plötzlich erstickt, und sie wandte sich ab, schlug die Hände vors Gesicht.
    Colin scheuchte Melody aus dem Zimmer. » Geh und hol Käpt’n Jack, Mellie. Er nimmt dich mit runter zur Kutsche. « Dann nahm Colin seine Frau in die Arme und hielt sie fest, während sie die Tränen vergoss, die sie den ganzen Tag mühsam zurückgehalten hatte.
    » Ich … will nicht … dass sie … geht. «
    » Natürlich nicht! Keiner von uns will das! «
    Sie schluchzte. » Dein verdammter Jack offenbar schon. Er ist kein bisschen durcheinander. «
    Colin schaute sie ernst an. » Du täuschst dich. Mein verdammter Jack ist praktisch ein wandelnder Toter. Noch lässt er es nicht an sich heran, doch sobald es ihm bewusst wird, fällt er wieder in ein verdammt tiefes Loch und wird Jahre brauchen, bis er sich davon erholt. Wenn überhaupt. «
    » Glaubst du wirklich? « Deutliche Zweifel schwangen in ihrer Stimme.
    » Irgendwie komme ich mit dem Mann nicht klar, weil ich nie weiß, was er denkt. Und vielleicht bin ich deshalb manchmal ungerecht «, setzte sie hinzu.
    » Ja, bist du. « Er zog sie wieder an sich und drückte einen Kuss auf ihren roten Schopf. » Ich habe ein Monster geheiratet. «
    Als sie ihm in die Rippen boxte, lachte er auf, aber selbst das klang ein wenig unfroh.
    Nachdem Melody abgezogen war, räumte Laurel die Dachkammer auf, rückte Möbel hin und her und verstaute Lementeurs Schachteln im Schrank. Dann setzte sie sich ans Fenster und dachte über ihren inneren Zwiespalt nach.
    Der Schlüssel, den Melody ihr gegeben hatte, verlieh ihr die Macht, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und zu gehen, doch sie nutzte sie nicht. Weil ihr Herz sie zum Bleiben drängte. Nur: Tat sie gut daran? Vier Wände. Ein Fenster hoch oben. Eine verschlossene Tür. Selbst das Geräusch ihrer eigenen Schritte jagte ihr bereits einen Schrecken ein.
    Sie dachte zurück an das Haus ihrer Kindheit – ihr Zuhause, bis es zu ihrem Gefängnis wurde. Und an ihre Mutter und ihren Vater, die sich aus zwar gleichgültigen, jedoch nicht schlechten Eltern zu Kerkermeistern wandelten. Und das alles aus dem einzigen Grund, dass die Hochzeit der Schwester und der damit verbundene soziale Aufstieg nicht durch einen Skandal gefährdet wurden. Bisweilen fragte sie sich, ob nicht Dämonen plötzlich von ihnen Besitz ergriffen hatten. Nein, an Dämonen glaubte

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