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Ein verruchter Lord

Ein verruchter Lord

Titel: Ein verruchter Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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geworden, wo Zeit und Vergangenheit nicht so schwer auf ihm zu lasten schienen. Mit Laurel und Melody fühlte er sich lebendig, konnte normal sprechen und denken und fühlen. Wenn er mit ihnen zusammen war, fiel ihm das Atmen leicht, und er war wieder er selbst.
    Es musste ihm einfach gelingen, Laurels Vertrauen zu gewinnen. Noch wagte er kaum daran zu denken – und noch war es nicht mehr als ein Silberstreifen am Horizont, doch insgeheim malte er sich bisweilen eine glückliche Zukunft aus. Für ihn, für Laurel und für Melody.
    Jack lag eine ganze Weile still da und lauschte auf die Atemzüge der Schläfer, während er selbst gegen den Schlaf ankämpfte, um die Frau und das Kind nicht mit seinen Albträumen zu erschrecken.
    Und plötzlich schlief er. Tief und fest und ohne einen einzigen quälenden Traum.

Zweiundzwanzigstes Kapitel
    » Jack? Jack, geh nicht so schnell! Ich will mit! «
    Laurel raffte ihre Röcke und rannte den Rasen hinunter, dorthin, wo Jack angehalten hatte, um auf sie zu warten. Ihr Atem flog, als sie bei ihm ankam, doch sie strich sich einfach nur die Haare aus dem Gesicht und lächelte zu ihm auf.
    Hatte er bemerkt, dass sie die Haare offen trug und nicht zu Zöpfen geflochten? Hatte er bemerkt, dass ihr Busen merklich gewachsen war und ihr neues Kleid ihn gut zur Geltung brachte? War er sich überhaupt bewusst, dass sie ihren siebzehnten Geburtstag gefeiert hatte, während er auf dem Kontinent kämpfte, und dass sie mehr als bereit war, sich von ihm den Hof machen zu lassen?
    » Willst du nicht mit Papa und den anderen auf die Jagd gehen? «
    Jack wich ihrem Blick aus. » Ich mache mir nichts aus der Knallerei. «
    » Oh. Ich kann’s auch nicht leiden. « Laurel ging neben ihm her und musste sich Mühe geben, mit seinen langen Beinen Schritt zu halten. Dann und wann wagte sie einen heimlichen Blick in sein schmales Gesicht. Er sah so verhärmt und dünn aus seit seiner Heimkehr nach England. Zwar fand sie das Drängen ihrer Mutter, er müsse unbedingt mehr essen, arg aufdringlich, aber im Grunde ihres Herzens gab sie ihr recht.
    Er wirkte auf sie wie ein trauriger Engel.
    Sie waren früher schon miteinander spazieren gegangen – damals hatten sie gelacht und Spaß gehabt und sich gegenseitig aufgezogen. Jack liebte es, ihr mit allen möglichen Insekten zu drohen, während sie sich seinen Abscheu vor Spinnen zunutze machte. Zu diesen Tieren hielt er nach Möglichkeit mindestens eine Meile Abstand. Außerdem unterhielten sie sich über Literatur, Theater und Musik. Irgendwann gestand Laurel ihm, wie gerne sie einmal in Covent Garden die Oper besuchen würde, während Jack spöttisch entgegnete, dass er in der Oper gerne versäumten Schlaf nachholte.
    Jetzt hingegen schwiegen sie meist. Zumindest machte er endlich kleinere Schritte, damit sie ihm folgen konnte. Sie kamen zu einem Steg über einen Fluss, der beim letzten Sturm ziemlich beschädigt worden war. Jack wollte umkehren, doch Laurel mochte den Spaziergang nicht so schnell beenden.
    » Ach, komm schon, Jack. Es ist nicht so schlimm. Wir können einfach über die fehlenden Bohlen springen. «
    Sie ging ohne ihn los, weil sie wusste, dass er sie in einer gefährlichen Situation nicht sich selbst überlassen würde. In der Mitte des Steges angekommen, erkannte sie ihren Leichtsinn, denn es klaffte eine Lücke von beinahe zwei Metern. Nur auf den schmalen, moosbedeckten und damit rutschigen Längsbalken konnten sie weiterbalancieren.
    » Tja, das erklärt wenigstens, warum die Nägel nicht gehalten haben « , sagte Laurel heiter. » Ich gehe zuerst rüber, ja? «
    Jack griff drängend nach ihrer Hand. » Das ist nicht sicher, Bramble! Lass es sein! «
    Laurel schloss glücklich die Augen, als sie seine Hand in ihrer spürte und ihren Kosenamen aus seinem Mund hörte. Bislang hatte er sie nicht einmal so genannt, seit er zurückgekehrt war. Der Fortschritt machte ihr Mut, und spitzbübisch lächelte sie ihm zu. » Fang mich, wenn du kannst. «
    Die ersten paar Schritte waren erstaunlich einfach, und erst als sie es fast geschafft hatte, geriet sie ins Wanken. Genau in dem Augenblick, da sie sich umdrehte, um ihm ein siegesgewisses Lächeln zuzuwerfen, verlor sie das Gleichgewicht, zwei Schritte von der anderen Seite entfernt. Erschreckt kreischend, stürzte sie zwischen den Längsbalken hindurch in den Hochwasser führenden Fluss.
    Was für eine dumme Idee, schoss es ihr durch den Kopf. Jetzt werde ich sterben und hatte nicht einmal die

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