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Ein verruchter Lord

Ein verruchter Lord

Titel: Ein verruchter Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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ihn, gab dabei ein prustendes Geräusch von sich. Wieder kicherte Melody und streckte sich wie ein Kätzchen. » Mama, du bist witzig « , murmelte sie verschlafen.
    Laurel bemerkte, dass sie etwas im Rücken drückte und fand Gordy Anne. » Guten Morgen « , begrüßte sie die Lumpenpuppe höflich. » Wenn es Ihnen recht ist, Mylady, schlage ich vor, dass Sie sich in die Waschschüssel begeben. «
    Melody rollte sich auf den Bauch und streckte ihre Füßchen in die Luft. » Das sagt Pru auch immer. Sie lässt Gordy Anne jedes Mal, wenn ich bade, eine Runde schwimmen. «
    » Sehr klug von Pru « , bestätigte Laurel, setzte sich auf und reckte sich. Ein bisschen müde war sie und steif, als habe sie das Bett mit einer ganzen Horde Kinder geteilt. Sie rieb sich den schmerzenden Nacken.
    Trotzdem würde sie nicht für Gold und Geld nur eine einzige Sekunde dieser Nacht eintauschen.
    Sie lächelte Melody an. » Ich glaube, ich rieche Speck « , sagte sie und hob den Kopf. Um sogleich zu erstarren, denn erneut hatte ihre Kammer sich verändert. Inzwischen sah sie ausgesprochen nobel aus.
    Jack hatte offenbar das Feinste vom Feinen, das er auftreiben konnte, auf den Dachboden geschleppt. Auf einem Nachtkästchen aus Rosenholz stapelten sich Bücher, und gegenüber lud ein passender Sekretär mit bequemem Stuhl zum Verweilen ein. Und dann natürlich der große Ohrensessel am Fenster, den sie in der Nacht bereits schemenhaft wahrgenommen hatte. Sogar die Wände sahen wundersam verändert aus. Wo gestern noch schlichter Putz zu sehen war, hingen jetzt opulente Wandbehänge, und über ihrem Lager war eine Schicht samtener Überdecken ausgebreitet worden. Das Schönste allerdings war ein Windsor-Schaukelstuhl, genauso einer, wie sie ihn liebte. Ihr Herz wurde ganz weich, weil Jack eigens danach gesucht hatte. Woher wusste er überhaupt von ihrer Vorliebe für diese Stühle?
    Laurel konnte es kaum erwarten, sich reinzusetzen, aber ihr knurrender Magen signalisierte ihr, dass anderes im Moment wichtiger war. Frühstück. Von dem Tablett stiegen verlockende Düfte auf. Sie ging zu dem Tischchen und hob die Silberhaube. Tee, Rührei und Speck sowie eine Schüssel mit Porridge. Laurel spähte hinein. » Oje. Klumpen. «
    Melody kletterte wie ein Affe auf den Stuhl. » Ich mag Klumpen. « Sie wackelte mit ihrem kleinen Po hin und her, bis sie ganz vorn auf der Kante saß. Ihr Kinn schaute kaum über die Tischplatte, weshalb Laurel ihr ein paar Bücher unterschob. Sie frühstückten im Nachthemd in dem hellen, warmen und jetzt so behaglichen Raum, nippten an ihren Teetassen, die sie mit geziert abgespreizten kleinen Fingern hielten.
    Anschließend schaukelte Laurel ihre Tochter auf ihrem Schoß und sang ihr alle Lieder vor, die ihr einfielen. Und Melody gab zum Besten, was sie kannte, und als ihr Liedvorrat erschöpft war, wechselte sie zu einer wilden Geschichte, die von Banditen und Nudelhölzern und Fässern voller Bier handelte. Laurel lächelte. Ihre Tochter verfügte über eine wirklich ausgeprägte Fantasie.
    Erschrocken fuhr Jack hinter seinem geschlossenen Bettvorhang aus dem Schlaf hoch. Kurz verschwamm der gemusterte Brokatstoff im Dämmerlicht vor seinen Augen, bis sich das Bild stabilisierte. Wie jeden Morgen zwang er sich dazu, sich die kleinsten Details des Musters zu merken, um die Erinnerungen an seine Albträume so lange wie möglich zurückzudrängen. Nach einer Weile würden sie ihn nicht mehr so heftig überfallen.
    Angelegentlich betrachtete er die Seidenfransen, die an einer Stelle ein bisschen zerschlissen aussahen, und an einigen Stellen hatte sich überdies die Naht gelöst. Ein langer Faden wehte sanft hin und her. Er blinzelte und konzentrierte sich auf diesen Faden. Und wartete darauf, dass die Schreckensbilder der Nacht zurückkehrten und ihn quälten. Nichts. Er suchte in seinen Erinnerungen. Verblasste, verschwommene Traumfetzen, die sich nicht festhalten ließen und ohne jeden Schrecken waren.
    Dankbar setzte er sich auf und rieb sich mit beiden Händen das Gesicht.
    Lag es daran, dass er einen Teil der Nacht neben seiner Geliebten und seinem Kind gelegen hatte? Diese wenigen Stunden waren so erholsam gewesen wie seit Jahren kein Schlaf mehr. Mitten in der Nacht war er erfrischt und scheinbar um Jahre jünger aufgewacht und heimlich, still und leise nach unten gegangen, um dann ebenso lautlos den Raum weiter auszustaffieren. Erst dann sank er in sein eigenes Bett, um dort einigermaßen ruhig

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