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Ein Versprechen aus Afrika

Ein Versprechen aus Afrika

Titel: Ein Versprechen aus Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Bellemare
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sie über interessante, doch bis dahin verkannte Künstler, ja über all das, was eine Schule ausmachte, eben die brandneue und faszinierende »Kiewer Schule«, informierte.
    Monsieur Niccolini erhielt, dank seines Alters und seiner Erfahrung sowie aufgrund seines Rufs in Nizza, regelmäßig farbige Kataloge, die den Gemäldeverkauf der »Kiewer Schule« ankündigten. Diese Kataloge erwähnten in Form detaillierter Listen den etwaigen Schätzwert, das heißt die für jedes einzelne Werk zu erwartenden und angenommenen Preise sowie alle technischen Einzelheiten — Art der Malerei, Untergrund, Dimensionen, Zustand des Werks, Unterschrift, Datum et cetera.
    Monsieur Niccolini rief also Madame Massimonova oder ihren Mitarbeiter, Monsieur Alexandre Nerdeieff, an. Er gab eine Bestellung für bestimmte Gemälde auf und nannte den Höchstpreis, den er bezahlen würde, um das jeweilige Bild zu erwerben. Dazu kamen die Spesen und der Transport. Aber dies verstand sich eigentlich von selbst.
    Ein paar Tage nach dem Kauf sah Monsieur Niccolini, dem man die Liste der Gemälde, deren Eigentümer er geworden war, übersandt und den zu entrichtenden Gesamtpreis mitgeteilt hatte, zu, wie seine Neuerwerbungen per Lastwagen gebracht wurden. Er war nicht enttäuscht, obwohl man oft den Farbreproduktionen der Kataloge misstrauen musste, da sie die Tendenz hatten, die Paletten der Künstler zu ihrem Vorteil zu verfälschen. Und Monsieur Niccolini zögerte nicht, die Gemälde — nackte Frauen, Landschaften, Stillleben — der interessanten »Kiewer Schule« mit gutem Gewinn weiterzuverkaufen. Im Übrigen ließ ihm Madame
    Massimonova ausführliche Unterlagen über jeden der Künstler zukommen, die in der Umgebung von Kiew Tag für Tag kunstvoll ihre »post-impressionistischen« Eindrücke auf die Leinwand zauberten.
    Als Monsieur Niccolini an jenem Morgen seine Zeitung aufschlug, war er im höchsten Maße aufgebracht, als er las, dass die Polizei bei Madame Lila Massimonova, der blonden Expertin, eine Haussuchung durchgeführt hatte, um die Einkünfte der Dame zu überprüfen. Die regelmäßigen Auktionen, die sie in Paris veranstaltete, brachten ihr einen durch das Gesetz festgelegten Anteil am Erlös ein, und da der Verkaufspreis jedes Gemäldes offiziell in die Register des Auktionators eingetragen wird, wunderte sich die Steuerbehörde, dass in der Steuererklärung der Dame diese Zahlen nicht angegeben waren.
    Als die Polizisten die Villa von Lila Massimonova betraten, staunten sie über die Geschäftigkeit, die hier herrschte. Sie entdeckten in zehn Atelierzimmern zehn Maler, alle aus der Ukraine, die damit beschäftigt waren, post-impressionistische Gemälde der »Kiewer Schule« anzufertigen. Aber statt die slawische Landschaft ihrer Kindheit zu malen, betrachteten sie durch geöffnete Fenster die Landschaft von Seine und Marne. Ihre russischen Inspirationen schöpften sie aus alten Postkarten.
    Die Untersuchung ergab, dass die schöne Lila dafür gesorgt hatte, dass viele Künstler aus der Umgebung von Kiew nach Paris kamen und, mit einem Touristenvisum ausgestattet, die gute Luft in der Gegend von Seine und Marne genossen. Ohne eine offizielle Arbeitserlaubnis zu besitzen, fertigten sie unter dem Dach der Expertin die vielen Gemälde der berühmten »Kiewer Schule« an. Die Polizei beschlagnahmte nicht weniger als viertausend Bilder.
    Auf einen Schlag sank der Kurswert dieser Maler. Man musste abwarten, bis sich die Dinge wieder etwas beruhigt hatten. Madame Massimonova und ihr französischer Gatte, Eigentümer der Firma »Slawische Kunst«, sowie Monsieur Nerdeieff, ein intimer Freund des Paares, mussten sich verantworten. Die Auktionatoren, die die Authentizität der verkauften Gegenstände garantiert hatten, hätten sich danach am liebsten in ein Mauseloch verkrochen.
     

Der Sonnenstich
     
    Die Sprechstundenhilfe öffnete die Tür des Wartezimmers.
    »Monsieur Honoré Duval, bitte.«
    Ein Mann zwischen dreißig und vierzig Jahren erhob sich. Er war athletisch gebaut und stark gebräunt; seine Gesichtszüge wirkten wie gemeißelt. Kurz darauf war er im Sprechzimmer des Arztes. Dieser sagte beruhigend zu ihm: »Keine Angst, Monsieur Duval, es handelt sich nur um eine Formalität. Aber in Anbetracht der Höhe Ihrer Lebensversicherung ist die Untersuchung unerlässlich. Bitte machen Sie sich frei.«
    Honoré Duval kam der Bitte nach. Er war zweifelsohne ein schöner Mann, die personifizierte Gesundheit. Er sah auch die

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