Ein Versprechen aus Afrika
Notwendigkeit dieser Untersuchung ein: Eine Versicherungssumme von vier Millionen Franc (über 600 000 Euro heute), die im Fall seines Todes ausbezahlt werden sollte, war schließlich keine Kleinigkeit. 1947 war das sogar eine ziemlich beträchtliche Summe und es war normal, dass die Versicherungsgesellschaft sich absicherte.
Nach einer kurzen Untersuchung teilte ihm der Arzt das Ergebnis mit.
»Sie sind in Hochform, Herz, Leber und Lunge, alles ist ausgezeichnet. Ich werde der Versicherungsgesellschaft einen positiven Bescheid geben.«
Der Arzt unterhielt sich noch ein paar Minuten mit seinem Patienten. Dann begleitete er ihn zur Tür: »Sagen Sie, Monsieur Duval, Sie sind wohl viel herumgereist, so braun wie Sie sind?«
»Nun, ich komme aus den Kolonien. Doch ich heirate nächste Woche und habe vor, mich in Frankreich niederzulassen.«
Honoré Duval heiratete eine Woche später tatsächlich. Er hatte Bernadette vor einem Jahr kennen gelernt, als er aus Äquatorialafrika zurückgekehrt war. Er, der alte Kolonist, der alle möglichen Berufe ausgeübt hatte, und die junge Pariserin aus guter Familie hatten sich auf den ersten Blick ineinander verliebt.
Die Hochzeit war ein großes Ereignis. Ihre Familien und alle Freunde nahmen daran teil. Honoré und Bernadette wussten noch nicht genau, wie sie die Zukunft gestalten würden. Sie wollten erst einmal nur an die Gegenwart denken und ihre Flitterwochen an der Côte d’Azur verbringen. Es war jetzt Juni und sie beabsichtigten den ganzen August dort zu bleiben. Eines stand fest: Sie hatten viel Zeit. Gerade 1947 sollte der Sommer besonders heiß werden.
14. August 1947. Die Versicherungsgesellschaft, die das Leben von Honoré Duval versichert hatte, erhielt einen Anruf. Es war Bernadette Duval, die aus Nizza anrief. Sie wollte den Direktor sprechen, konnte kaum reden, so aufgeregt war sie.
»Es ist schrecklich... Mein Mann ist gestern gestorben... An einem Sonnenstich... Ich sende Ihnen den Totenschein zu.«
Da ihr Gesprächspartner schwieg, fuhr Madame Duval fort: »Wie lange dauert es Ihrer Meinung nach, bis die Summe ausbezahlt wird?«
Nachdem der Direktor der Witwe sein Beileid ausgesprochen hatte, erwiderte er ziemlich unverbindlich, dass die Summe so bald wie möglich angewiesen würde. Nachdenklich legte er den Hörer auf und ließ sich den ärztlichen Untersuchungsbericht über Honoré Duval bringen. Die Angelegenheit bereitete ihm nämlich ziemliches Kopfzerbrechen.
Der Tod eines offensichtlich kerngesunden Mannes vierzehn Tage nach Abschluss der Lebensversicherung erschien ihm verdächtig. Hätte es sich um einen Unfall gehandelt, lägen die Dinge natürlich anders. Aber ein Sonnenstich, das sah ganz danach aus, als ob etwas verheimlicht werden sollte. Vielleicht hatte man es mit einem Selbstmord zu tun oder sogar — warum auch nicht? — mit Mord...
Der Direktor beschloss, den Versicherungsdetektiv einzuschalten.
Louis Bertin, der Detektiv, war erst dreiundzwanzig. Es war der erste wichtige Fall, der ihm übertragen wurde. Infolgedessen war er entschlossen, seine Untersuchung mit der größten Sorgfalt durchzuführen.
Bevor er nach Südfrankreich reiste, erkundigte er sich über die Vergangenheit von Honoré Duval. Er hoffte, vielleicht etwas Interessantes zu erfahren. Und er täuschte sich nicht, denn das Vorstrafenregister des Versicherten war nicht gerade gering, ganz im Gegenteil. Duval war in Französisch-Äquatorialafrika mehrmals in zwielichtigen Schwarzhandel verwickelt gewesen, was ihm zwei Jahre Gefängnis auf Bewährung eingebracht hatte. Er war sogar bei Interpol registriert, da er sich einige Zeit in Britisch-Nigeria versteckt hatte, und außerdem war ein internationaler Haftbefehl gegen ihn erlassen worden.
Am 15. August 1947 stieg Louis Bertin in den Zug nach Nizza. Er spürte, dass er einer großen Sache hinterher war. Honoré Duval war tot und das war das Einzige, was feststand. Doch unter welchen Umständen war er gestorben? Das war die Frage. Vermutlich war er vergiftet worden, wie auch der Direktor annahm. Und genau das sollte er beweisen. Er musste also mit Scharfsinn, aber gleichzeitig auch mit Takt vorgehen.
Nach seiner Ankunft in Nizza begab sich der junge Detektiv direkt zur Villa, in der die Duvals gewohnt hatten. Wirklich, es war fürchterlich heiß. Als er nach einem viertelstündigen Fußmarsch bei der angegebenen Adresse anlangte, war er von Kopf bis Fuß schweißgebadet.
Eine Frau um die dreißig öffnete
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