Ein Versprechen aus Afrika
ihn an: »Wo sind die anderen? Wo sind deine Komplizen?«
Brian stammelte verängstigt: »Was für Komplizen?« Nachdem die Polizisten die Wohnung auf den Kopf gestellt und das Paar ausführlich befragt hatten, mussten sie zugeben: Maria und Brian Lester, achtzehn und neunzehn, beide Kinder aus besten Kreisen, hatten keine Komplizen. Sie beide, sie allein, hatten innerhalb eines Jahres das Land mit einer Million gefälschter Dollar überschwemmt.
Diese beiden jungen Leute, die fast noch Kinder waren, hatten den Geheimdienst an der Nase herumgeführt. Und sie hätten noch lange so weitermachen können, wenn sie sich nicht wie Kinder verhalten hätten, wenn die Naschkatze Maria ihrer Lust auf Süßes hätte widerstehen können...
Die Öffentlichkeit erfuhr zur gleichen Zeit vom Umlauf der Blüten und der Identität des ungewöhnlichen Paares. Ohne Umschweife wurde ihm der Prozess gemacht. Vermutlich aufgrund des jugendlichen Alters von Brian und Maria Lester fiel das Urteil relativ milde aus: zehn beziehungsweise acht Jahre Gefängnis. Das war 1950. Heute sind sie längst wieder auf freiem Fuß, längst erwachsen und vermutlich bereits Großeltern. Dank Brians naturwissenschaftlicher Begabung ist es ihnen bestimmt gelungen, ihren Lebensunterhalt auf anständige Weise zu bestreiten. Und Maria Lester konnte sicherlich wieder Bonbons für ihre Kinder und dann für ihre Enkel kaufen. Dieses Mal aber mit echten Dollar.
Slawische Post-Impressionen
Frankreich, 1993. Monsieur Niccolini, der in Nizza einen guten Ruf als Gemäldehändler genoss, schlug an jenem Tag den Nice-Matin, seine Lieblingszeitung, auf. Während des Frühstücks wollte er sich über die Lokalnachrichten und alles, was in Frankreich passiert war, informieren. Doch an jenem Tag rührte Monsieur Niccolini sein Frühstück nicht an, da ihm der Appetit vergangen war. Unterhalb seiner gemütlichen, kunstvoll eingerichteten Wohnung, die mit Gemälden mehr oder weniger bekannter Meister ausgeschmückt war, befand sich eine Galerie, in der ausschließlich Bilder in leuchtenden Farben, die Lebensfreude ausdrückten, hingen. Sie stammten aus allen Epochen und Ländern und ließen die Herzen der Kunstliebhaber in diesem von der Sonne verwöhnten Landstrich höher schlagen.
Monsieur Niccolini hatte gerade in seiner Tageszeitung einen sehr interessanten Artikel über eine russische Malschule gelesen. Es handelte sich um die berühmte »Kiewer Schule«, zu der vor allem postimpressionistische Maler gehörten, von denen einige noch lebten. Dazu sollte man kurz einen Blick zurückwerfen. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, nach der Liberalisierung des künstlerischen Austauschs zwischen der ehemaligen Sowjetunion und dem Westen und aufgrund des enormen Bedarfs an westlichen Devisen, entstand eine starke Bewegung und Franzosen, Engländer und Amerikaner entdeckten voller Begeisterung eine Gruppe slawischer Maler, die beeindruckende, farbige, fast primitive, sinnliche, etwas altmodische Werke schufen, die dennoch viel Verve besaßen. Diese Bilder waren für Mitteleuropäer völlig ungewohnt.
Sogleich wurde in Paris, im Auktionsgebäude des Hotel des Ventes, der Verkauf der Gemälde organisiert. Die Preise waren noch erschwinglich, da der Wert der bis dahin unbekannten Künstler noch nicht feststand. Mit etwas Glück oder Instinkt konnte man hier einige Werke erwerben, die in den kommenden Monaten an Wert gewinnen und vielleicht sogar viel Geld erbringen würden. Es meldeten sich bereits Experten zu Wort und es wurde eine Importgesellschaft namens »Slawische Kunst« gegründet. Nicht jedem war es schließlich gegeben, sich auf unbekannte Maler aus der Ukraine einzulassen, mit Künstlern und ihren Agenten zu verhandeln, Bilder einzuführen und den Verkauf zu organisieren. All das kostete viel Mühe, Zeit und Geld. Und wer hätte sich besser dafür geeignet als eine hübsche Russin, die es verstand, sich durchzusetzen.
Es handelte sich um Lila Massimonova, eine attraktive Blondine mit Pariser Flair, die ideale Vermittlerin, da sie zugleich die Gattin eines französischen Händlers war. Die schöne Lila organisierte regelmäßig Auktionen, bei denen Hunderte von Bildern gekauft wurden. Sie war die Expertin, die man über die Biografie der Maler befragen konnte, über ihre Vorläufer und die Verkaufschancen der Bilder. Vier Mal pro Jahr begab sie sich nach Kiew, wo ein ganzes Netz von Kundenfängern ihr die Werke meldete, die Familien verkaufen wollten, und
Weitere Kostenlose Bücher